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1422 - Die Tage der Cantaro

Titel: 1422 - Die Tage der Cantaro
Autoren: Unbekannt
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den Füßen, du diebischer Tronahae!"
    Immer wenn Covar über etwas in Wut geriet, dann beschimpfte er den Ära mit diesem Namen, der die Bezeichnung für die haurischen Wüstenbewohner von Bugaklis war.
    Als die Schwerkraft eingeschaltet wurde, fiel Covar mit einem dumpfen Laut auf die Beine. Er war nur wenig über 1,60 Meter groß, war hager und hatte kantige Schultern. Das schulterlange Silberhaar klebte ihm schweißnaß auf der Stirn, dahinter blitzten die dunklen Augen wild. „Hallo, Covar", begrüßte ihn Eirene und kletterte aus der Luke. „Entschuldige, daß ich so unvermittelt hereinplatze."
    Covar entspannte sich und ließ sich auf eine Liege fallen, die von einer hydroponischen Kletterpflanze umrankt war. Er verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln und sagte: „Dich kenne ich. Aber einiges ist mir unklar. Du bist ein Geheimnis für mich."
    „Ich bin Eirene, das müßtest du doch wissen", sagte sie.
    Es gab Phasen, da hielt Covar sie für seine Mutter. Er hatte sie schon Sandra genannt, nach ihrer aller Stammmutter Sandra Bugeaklis, die Kommandantin des THEBEN-Schiffes, mit dem 500 Frauen und Männer von der auseinanderfallenden BASIS geflohen waren. „Ja, gewiß, Eirene", sagte er wie zu sich selbst, aber ohne den Blick von ihr zu wenden. „Nur, woher kommst du? Wer bist du hinter diesem Namen? Du bist aus dem Nichts in mein Leben getreten. Wie alt bist du?"
    „Im September werde ich neunzehn Jahre alt", antwortete sie und fügte hinzu: „Alt genug, um deine,Schwester zu sein - zu jung für eine Mutter."
    „Vielleicht so alt wie ein Orakel?" mutmaßte er und machte ein pfiffiges Gesicht. „Alt wie Sandra?"
    „Das ist doch Unsinn, Covar", sagte sie. „Sieh mich an, sehe ich wie eine Greisin aus?"
    „Nathan, nenne mich Nathan", berichtigte er sie, bevor er auf ihre Frage einging. „Du siehst zeitlos wie die Ewige Mutter aus. Du bist ewig jung, aber du könntest auch siebenhundertundvierzehn Jahre alt sein."
    Eirene zuckte zusammen. Diese Zahl bezeichnete ihr theoretisches Alter, daß man ihr im Jahre 1143 NGZ - das Jahr, in das sie verschlagen worden waren - anrechnen konnte. „Vielleicht, wer weiß, bist du aber auch einundsechzig Jahre jung", fügte Covar schelmisch hinzu, und dies war das rhetorische Alter, das die Rechnung im Jahre 490 NGZ für sie ergab. Eirene fragte sich erschrocken, ob der Ara Elfrom daraus die richtigen Schlüsse ziehen konnte. „Du redest Unsinn, Covar..."
    „Ist denn nicht alles ohne Sinn?" fragte Covar plötzlich mit veränderter, sanfter Stimme, woraus zu schließen war, daß er wieder die Persönlichkeit gewechselt hatte.
    Es wurde aber nicht klar, für wen er sich jetzt hielt. „Sieh doch, du zeitloses Geschöpf deiner Mutter, wir sind doch nur winzige Bausteine eines großen Ganzen.
    Was wir zu tun haben, stimmt nie mit dem überein, was wir tun wollen. Wir gelangen bloß an die Ziele, die die kosmischen Mächte für uns abgesteckt haben."
    Covars Worte klangen ganz nach einem Abgesandten der Kosmokraten. Aber der Barbar von Bugaklis hatte nie mit einem solchen zu tun gehabt, ja, er war selbst mit Informationen über die Zeit vor der Kosmischen Katastrophe, als Superintelligenzen und andere kosmische Mächte noch präsent gewesen waren, nicht gerade verwöhnt worden. Covar wußte so gut wie nichts über sie.
    Ein haarsträubender Gedanke kam Eirene: Sprach vielleicht tatsächlich eine dieser verschollenen Mächte aus Covar?
    War sein Unterbewußtsein etwa tatsächlich ein Sammelbecken verschiedener Bewußtseine, die erst durch die Hypnoschulung in ihm geweckt worden waren? „Seit wann bist du ein Philosoph, Covar?" fragte Eirene in der Erwartung, daß er sie auf seine augenblickliche Identität verweisen würde. Aber er lächelte nur sphinxhaft. „Wer die Zeiten und die Leben wechselt wie andere ihre Jagdreviere, der kommt unwillkürlich ins Grübeln", sagte er belehrend. „Vorsicht ist geboten. Wer seinen Gang durch die verschiedenen Zeiten nicht umsichtig macht, dem kann es passieren, daß er in der Vergangenheit zu seinem eigenen Vater wird. Kannst du dir ein Bein brechen, wenn du über einen Stein stolperst, den du dir vorgestern in den Weg legen wirst? Und wenn du ein paar Jahrhunderte zurückgehst und deine Geburtsstätte aufsuchst, kannst du dafür sorgen, daß die Mauern nicht gebaut werden, die dir einst den Weg zu deiner Wiege verwehren werden?"
    „Soll ich raten, wer du bist, Covar?" fragte Eirene. Sie dachte sich, daß er sich für
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