Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der sich in etwas hineingesteigert hat und es nicht loswird. Die Geistermönche gibt es, daran glaube ich fest, denn ich halte Thomas Weber auf keinen Fall für einen Spinner.«
    »Hast du denn für sie eine Erklärung?«
    »Nein, höchstens Spekulationen, aber die bringen uns bekanntlich nicht weiter.«
    »Vielleicht haben wir ja im Archiv Glück.«
    »Genau.«
    In Miltenberg kann man alles zu Fuß gut erreichen und auch noch das Flair der Stadt genießen, das besonders bei einem so schönen Wetter wie jetzt zum Vorschein kam.
    Das Archiv lag in einem Keller. In der Nähe gab es eine der kleinen Brauereien, deren Braugeruch in unsere Nasen stieg. Daran hatten sich die Bewohner hier gewöhnt.
    Der Archivar war ein Mensch um die fünfzig mit blitzenden blauen Augen und einem ziemlich langen Haarwuchs. Er empfing uns mit einem kräftigen Händedruck. Wenig später gingen wir über eine dunkelbraune Holztreppe ins Allerheiligste.
    Wir betraten einen Raum, der noch so aussah, wie man sich ein altes Archiv vorstellte. Voll gestopfte Regalreihen, ein Arbeitsplatz an der hinteren Seite der Regale und ein Schreibtisch, der vom Licht einer Hängeleuchte erfasst wurde.
    Auf dem Schreibtisch lag ein großes Buch mit handschriftlichen Einträgen.
    »So, meine Herren, ich habe schon ein wenig vorgearbeitet und auch etwas gefunden.«
    »Das ist gut!«, lobte Harry Stahl.
    Der Archivar deutete auf die entsprechende Seite. »Ein gewisser Josef Meier hat hier tatsächlich mal gewohnt. Er ist aus mir unbekannten Gründen später nach England ausgewandert und geriet dort in die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Aber er kehrte nicht zurück. Er muss wohl in der Fremde sein Glück gefunden haben.«
    »Und hier nicht?«, fragte ich.
    »Nein, wohl – tja – auch er hatte Vorfahren. Die Namen finden sie hier. Sein Vater muss jemand gewesen sein, der hier im Ort nicht besonders gelitten war. Er hat oft genug von den finsteren Mächten gesprochen, die nie ganz verschwunden waren.«
    »Hier aus Miltenberg?«
    »Kann sein, Herr Stahl. Jedenfalls haben ihn alle anderen wegen seiner finsteren Reden gemieden. Und eines Tages fand man ihn tot vor der Kirche des Klosters. Das habe ich auch hier gelesen. In seinen Augen soll noch ein unsagbarer Schrecken gestanden haben. Man hat ihn auch nicht normal begraben, sonder verscharrt, und die negativen Einflüsse haben sich später auf seine Familie übertragen. Ich gehe davon aus, dass die Leute deshalb ausgewandert sind.«
    Das war durchaus möglich, und mein Freund Harry verfolgte den gleichen Gedanken wie ich.
    »Man fand ihn vor dem Kloster?«
    »Ja.«
    »Dann stimmt damit etwas nicht!«
    Der Archivar lächelte. Er verdrehte dabei leicht die Augen. »Wie man es nimmt«, sagte er. »Es gibt Menschen hier, die glauben tatsächlich, dass es dort oben spukt.«
    »Aha«, sagte Harry, »und wer soll dort spuken?«
    »Angeblich Mönche, die keine Ruhe finden, aber schon uralt sind. Das ist die Legende. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    Das reichte uns. Wir verabschiedeten uns, und als wir ins Helle traten und ich mir die Sonnenbrille aufsetzte, sagte ich: »Sieht doch gar nicht so schlecht aus. Dieser Michael Meier muss viel von seinem Großvater erfahren haben.«
    »Genau. Und das hat ihn bis heute beeinflusst.«
    »Du sagst es.« Ich schlug ihm leicht auf den Rücken. »Und jetzt freue ich mich besonders auf das Kloster…«
    ***
    Er wollte nicht über die Zeit nachdenken. Er nahm sie hin, wie sie kam, und sah sie als Verbündete. Die Bank wurde zu seinem Dauerplatz, von dem aus er die Statue betrachtete.
    Michael stellte fest, dass sie sich veränderte. Eigentlich war sie von Natur aus grau und düster, was sie seiner Meinung nach nicht verdient hatte, aber die Sonne wanderte auch weiter, und dann löste sich die Statue aus dem Schatten des Gemäuers. Sie wurde vom Licht erfasst und erweckte nun im Betrachter den Eindruck eines strahlenden Engels.
    Die Bank bot mehreren Menschen Platz. Auch andere Besucher hätten sich dort ausruhen können, doch niemand setzte sich zu ihm.
    Er schien so etwas wie eine Aura zu verbreiten, die abschreckte. Die Leute gingen vorbei. Sie schauten zwar zu ihm hin, doch es blieb niemand stehen.
    Aber die Besucher wurden weniger, je mehr Zeit verstrich. Viele mussten zurück zu ihren Bussen, und Michael hörte, wenn die Fahrzeuge gestartet wurden. Da wehte der Schall der Motoren dann bis zu ihm hin.
    Auch die Schwemme schloss. Er kannte die Uhrzeit und wusste, dass er Acht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher