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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin
Autoren: Jason Dark
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hatte, und Stahl bewegte seine rechte Hand sehr vorsichtig, um seine Walther zu ziehen. Dabei behielt er den Bärtigen im Auge, dessen Verhalten sich leicht veränderte.
    Er bewegte den Kopf nach links. Wie jemand, der etwas gerochen hatte und nun wissen wollte, ob dies auch zutraf.
    Obwohl Harry durch das Gras und einige höher gewachsene Farne gedeckt wurde, hatte er plötzlich das Gefühl, auf dem Präsentierteller zu liegen. Und dieses Gefühl steigerte sich noch, als der Mann plötzlich in seine Richtung schaute.
    Sah er ihn? Sah er ihn nicht?
    In der nächsten Sekunden überschlugen sich die Ereignisse. Harry hörte den Kampfschrei. Er sah, wie das Samurai-Schwert in die Höhe gerissen wurde, und noch in der gleichen Sekunde verwandelte sich der Mann in einen rasenden Kämpfer, der bereit war, seinen Gegner mit dem blanken Schwert zu zerstückeln…
    ***
    Es waren wirklich nur Augenblicke, die über Leben und Tod entschieden. Harry Stahl erlebte sie als rasend schnelle Momente, zugleich jedoch irgendwie verzögert, sodass er alles überdeutlich mitbekam, was vor seinen Äugen ablief.
    Wenn er aufsprang und sich in Schusspositur stellen wollte, verlor er Zeit, und so schoss er im Liegen.
    Seine Waffe war entsichert, und er drückte mehrmals ab. Dabei jagten ihm die Gedanken durch den Schädel. Er war froh, dass der Bärtige so reagierte und nicht zurück in die Hütte ging, um die Geisel als Druckmittel zu nutzen.
    Die Schüssen zerrissen die Stille des Waldes. Mehrere Kugeln hämmerten in den Körper des Entführers, dessen wilder Lauf gestoppt wurde, noch bevor er Stahl erreichen konnte.
    Die Wucht ließ ihn tanzen. Groteske Bewegungen mit seinem Schwert führte er durch, drehte sich zur Seite und geriet dabei in eine gebückte Haltung. Aus seinem Mund drangen Schreie, aber auch Blut und Speichel.
    Harry stand auf. Er fühlte sich erlöst und wunderte sich, wie schnell alles gegangen war. Der Bärtige drehte ihm noch einmal das Gesicht zu. In dem unteren Teil seines Barts hatte sich das Blut verfangen, und mit einer letzten und sehr heftigen Bewegung riss er die rechte Hand in die Höhe.
    Die Klinge des Schwerts schimmerte noch mal auf. Einen Augenblick später steckte sie quer im Hals des Mannes, der seinem Leben letztendlich selbst ein Ende gesetzt hatte.
    Dann fiel der Entführer zu Boden. Tot blieb er liegen, und Harry spürte, dass die Spannung allmählich von ihm abließ.
    Er nahm mit den Männern vom SEK Kontakt auf.
    »Ihr könnt kommen!«, meldete er. »Es ist vorbei…«
    ***
    Meine Beine hatte ich ausgestreckt und die Füße auf den Schreibtisch gelegt. Der Telefonhörer klemmte zwischen Schulter und Ohr, und so gab ich meinem Chef, Sir James, den Bericht, auf den er wartete. Ich erzählte ihm von meinem letzten Fall, der mich gemeinsam mit Jane Collins in den kleinen Ort Tengry geführt hatte, mitten hinein ins tiefste Wales. Dort hatten wir erlebt, wie eine Justine Cavallo ihrer Vergangenheit aufarbeiten wollte, denn sie hatte noch eine Rechnung mit drei Blutsaugerinnen offen gehabt, die ihr vor Jahren eine sicher geglaubte Beute entrissen und Justine dabei gedemütigt hatten.
    Zu dritt und mit der Hilfe eines zwölfjährigen Jungen war es uns gelungen, die Brut auszumerzen, und dabei hatte es auch keine Rolle gespielt, dass sich die drei Blutsaugerinnen als Mallmanns Bräute bezeichnet hatten und eigentlich als Bewohnerin für seine alte neue Vampirwelt vorgesehen waren.
    Die Sache war erledigt, und ich befand mich wieder in London.
    Ebenso wie Jane Collins. Die Cavallo war sehr schnell verschwunden. Sie hatte uns den Ärger überlassen, denn wir hatten uns mit den örtlichen Behörden herumschlagen müssen. Leider hatten es die Vampire geschafft, drei Menschen als Beute zu nehmen, sodass sie ebenfalls zu Blutsaugern geworden waren, die wir hatten erlösen müssen.
    Das war vorbei. Justine hatte ihre Rache gehabt und sich auch noch am Blut eines Menschen sättigen können, der sowieso schon verloren gewesen war.
    »Gut, John, dann denke ich, dass es aus Wales keine Folgen mehr gibt.«
    »Das sehe ich auch so, Sir.«
    »Und was ist mit dieser Cavallo?« Sir James sprach den Namen aus, als würde er daran ersticken. »Lebt sie wieder bei Jane Collins?«
    »Ich denke schon. Wo soll sie sonst hin?«
    »Ja, das stimmt.« Sir James lachte leise, aber es klang nicht eben glücklich. »Dann können Sie sich etwas ausruhen, denn hier in London ist es ruhig gewesen. Es hat nichts gegeben, was sie
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