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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin
Autoren: Jason Dark
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interessieren müsste. Ich wünschen Ihnen noch einen angenehmen Feierabend.«
    »Danke, Sir.«
    Ich legte auf und nahm die Füße vom Tisch. Wenn ich aus dem Fenster schaute und dabei an das Wetter dachte, konnte man den angenehmen Feierabend eigentlich vergessen. Der April hatte London voll im Griff. Es regnete mal stark, dann wieder riss die Decke auf, um zu beweisen, dass es noch die Sonne gab, aber in der Regel überwog das miese Wetter.
    Freund und Kollege Suko befand sich nicht im Büro. Er war schon am Mittag gegangen, um einer Einladung zu einem Geburtstag zu folgen. Er sollte ein großes Fest werden, das einer der einflussreichsten Chinesen gab, der hier in London lebte, und da waren Suko und Shao eben auch eingeladen, denn der Mann schuldete ihnen mehr als einen Gefallen. Vor Jahren hatte Suko ihn mal aus einer bösen Lage befreit, und das hätte der Mann nicht vergessen.
    Für mich wurde es auch Zeit, den Bau zu verlassen. Dabei konnte ich wählen, ob ich am Abend allein blieb oder zu Jane Collins fuhr, um noch mal über den vergangenen Fall zu reden.
    Die Entscheidung verschob ich. Ich wollte sie erst treffen, wenn ich im Rover war.
    Als ich aufstand, warf ich einen Blick durch das Fenster. Der Monat April schien sich verabschiedet zu haben, um einem November Platz zu schaffen, denn die Wolken waren nach unten gesunken und bildeten eine dicke graue Decke, aus der es nieselte.
    So ein Nieselregen nässte, er sprühte ins Gesicht und war irgendwie fies.
    Jemand klopfte gegen die Tür. Ich erschrak leicht, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Bevor ich etwas antworten konnte, wurde die Tür schon geöffnet.
    Glenda Perkins betrat das Büro, und ich machte große Augen, denn ich hatte damit gerechnet, dass sie schon in den verdienten Feierabend gegangen war.
    Sie kam nicht allein. Auf einem kleinen Tablett standen zwei Tassen mit Kaffee gefüllt.
    »Hast du noch Zeit, John?«
    Ich lachte. »Für einen Kaffee immer.«
    Glenda stellte das Tablett ab. Sie ging zu Sukos Seite und rollte seinen Stuhl in meine Nähe, sodass ich nicht über den Schreibtisch hinweg mit ihr reden musste.
    Ich deutete auf die Tassen. »Das war eine gute Idee. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich noch im Büro aufhältst.«
    Sie hob die Schultern. »So ist das eben. Manchmal kriegt man nicht die Kurve. Du bist ja auch noch hier.«
    »Ich musste Sir James noch einen Bericht geben.«
    »Klar.«
    Glenda und ich kannten uns schon verdammt lange. Jeder wusste den anderen einzuschätzen, und schon beim Eintreten war mir Glendas Gesichtsausdruck aufgefallen. Er sah irgendwie ernst und nachdenklich aus. Wie bei einem Menschen, der mit einem Problem beschäftigt ist. Beim Anheben des Kopfes erwischte ich einen Blick in ihre Augen, die sehr ernst schauten und zugleich nachdenklich.
    »Was ist los, Glenda?«, fragte ich gerade heraus.
    »Wieso?«
    »Hör auf. Ich sehe dir doch an, das was nicht stimmt.«
    Sie lächelte, wartete ab, bis auch ich getrunken hatte, und schlug die Beine übereinander.
    »Ich bin wirklich nicht nur hergekommen, um mit dir ein paar Worte zu quatschen.«
    »Sondern?«
    Der Blick ihrer Augen wurde verhangen. Sie zog auch die Schultern hoch wie jemand, der friert.
    »Wirst du krank?«
    »Nein, nein, das ist es nicht.« Sie starrte jetzt auf ihre Hände. »Ich denke nur, dass es wieder losgeht.«
    »Bitte?«
    »Ja, du… du … weiß schon.«
    »Das Serum?«, flüsterte ich.
    »Genau.«
    Verdammt!, dachte ich, und meine Gedanken glitten zurück in die nähere Vergangenheit, in der wir den Hypnotiseur Saladin kennen gelernt hatten. Er war im Besitz eines Serums gewesen, das Menschen veränderte, sie zu Teleportern machte. Sie konnten sich praktisch von einem Ort zum andere beamen . In Verbindung mit einer starken metaphysischen Kraft war dies auch Glenda Perkins möglich, und ich selbst hatte es bereits erlebt und war auch von ihr mit auf die Reise genommen worden. Sie hatte also die gleichen Fähigkeiten wie Saladin.
    Nur sie und er, was Glenda nicht eben glücklich machte, denn sie litt unter den Fähigkeiten. Sie fühlte sich nicht frei und stand mehr unter der fernen Kontrolle Saladins, den sie hasste.
    In der letzten Zeit hatte sie Ruhe gehabt. Aber der Gedanken, dass sie etwas Besonderes war, der hatte sich aus ihrem Kopf nie verflüchtigen können.
    Auch jetzt schaute sie mich mit einem Blick an, der nicht eben als fröhlich bezeichnet werden konnte, und so fragte ich mit leiser Stimme: »Du hast dich
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