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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin
Autoren: Jason Dark
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zu ihm.
    Da wusste die Frau, dass Saladin gewonnen hatte…
    ***
    Wieder musste sie sich mit seinem verdammten Lachen abfinden, das seine Überheblichkeit noch unterstrich. Zu diesem Tenor passten auch seine nächsten Worte.
    »Wer denkt, dass ein normaler Mensch gegen mich ankommen kann, der irrt.« Er deutete mit dem linken Zeigefinger auf Harry.
    »Ich habe ihn gewarnt, aber er hat nicht hören wollen. Ich glaube, dass er mich tatsächlich erschießen wollte. Ha! Das kann ich nicht hinnehmen. Ich habe wirklich überlegt, ob ich ihn und dich laufen lasse, liebe Dagmar, aber das ist nun vorbei. Jetzt wird aus diesem Spiel ein blutiges Drama. Und solltest du ebenfalls bewaffnet sein, würde ich dir raten, deine Pistole jetzt wegzulegen.«
    »Was würde das bringen?«, fragte Dagmar mit kratziger Stimme.
    »Überlasse es mir!«
    Dagmar war bereit, Kompromisse einzugehen. Vielleicht schaffte sie es doch, den Hypnotiseur zu überzeugen.
    Jedenfalls wollte sie keine Chance zerrinnen lassen.
    Und so holte sie ihre Pistole hervor. Mit spitzen Fingern fasste sie die Waffe an, ließ den Lauf nach unten kippen und legte das Schießeisen dann auf den Boden.
    »Kick sie weg!«
    Der folgende Tritt schleuderte die Waffe zur Seite.
    »Sehr gut!«, lobte Saladin voller Spott.
    »Und jetzt?«
    Saladin zauberte ein krauses Muster auf seine ansonsten glatte Stirn. »Ich werde dich nicht unter meinen Bann schlagen, denn es gefällt mir besser, wenn ich einen Zuschauer habe, der mit all seinen menschlichen Gefühlen erlebt, was hier geschieht. Du kannst stolz auf dich sein, denn ich habe nicht oft Zuschauer bei meinen Aktionen.«
    Die Frau mit den roten Haaren antwortete nicht. Sie senkte nur den Kopf und schaute zu Boden.
    »Harry!«
    Der Ruf des Hypnotiseurs riss sie wieder zurück in die Wirklichkeit, und so schaute sie auf ihren Freund.
    Der nahm sie gar nicht wahr. Für ihn gab es nur Saladin, seinen neuen Herrn und Meister. Ihn sah er mit einer fast hündischen Ergebenheit an, so meinte zumindest Dagmar.
    »Ja, ich höre dich!«
    »Du wirst tun, was ich verlange?«
    »Alles.«
    »Das muss auch so sein. Ich habe mir nichts anderes vorgestellt. Kennst du Dagmar?«
    »Ich kenne sie!«
    »Hasst du sie?«
    »Nein, ich liebe sie.«
    »Aber du wirst sie bald hassen. Denn das befehle ich dir!«
    Dagmar schloss für einen Moment die Augen. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass es mal so weit kommen würde. Aber sie machte sich nichts vor. Saladin war ein mächtiger Hypnotiseur, der jeden Menschen unter seine Kontrolle bekam, wenn er es wollte.
    Sie hätte sich am liebsten versteckt, was aber nicht möglich war. So schaute sie trotz allem nach vorn und in das Gesicht ihres Partners, in dem sich keine Gefühle mehr abzeichnete. Er war zu einem Klotz geworden. Zu einer regungslosen Statue, in der kein Leben mehr steckte.
    »Wirst du sie hassen, wenn ich es dir befehle?«
    »Ja, ich werde sie hassen!«
    »Wirst du sie mehr hassen als alles andere in deinem Leben, Harry?«
    »Das werde ich!«
    »Und bist du dann auch bereit, sie zu töten?«
    Dagmar schaute ihren Partner auch an, aber er nahm sie nicht zur Kenntnis. Auch wenn er sie ansah, sein Blick glitt einfach durch sie hindurch.
    »Harry!«
    Sie bekam eine Antwort. Die stammte von Saladin und war nichts anderes als ein Lachen.
    »Bitte, Harry, du…«
    »Er reagiert nicht auf deine Ansprache. Mach dir das endlich klar, verdammt. Hier habe ich das Sagen und kein anderer mehr. Ich bestimme, wo es langgeht.«
    »Schon gut«, flüsterte sie. »Schon gut.« Dagmar befand sich an dem Punkt, an dem die Resignation übermächtig wurde. Sie sah ein, dass sie keine Chance mehr hatte. Saladin beherrschte alles, und wieder gab er einen neuen Befehl.
    »Nimm den Degen, Harry!«
    Dagmar Hansen schloss für einen Moment die Augen. Auch das noch. Keine Kugel. Der Degen würde die Waffe sein, und mit ihm würde Harry sie durchbohrte.
    Ein völliges Durcheinander herrschte in ihrem Innern. Verschwommen sah sie, wie sich Harry bückte und nach der Waffe griff, die auf dem Boden lag.
    Die Klinge des Degens war schmaler als die des Schwerts. Er hatte einen runden Handschutz, dessen Metall golden schimmerte.
    Mit einer ruckartigen Bewegung hob er die Waffe an. Er stellte die Klinge nach oben und erinnerte in dieser Haltung an einen Fechter kurz vor dem Kampf.
    Er öffnete den Mund. Aber nicht, um etwas zu sagen, sondern um tief Atem zu holen.
    »En garde, mein Freund!«, sagte Saladin mit einer locker
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