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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht
Autoren: Dämonenkiller
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Anführer, wegen schweren Raubes in Tateinheit mit Körperverletzung. Toni wegen Rauschgifthandels. Lediglich Harry konnte auf ein intaktes Elternhaus, eine geregelte Kindheit und sogar eine Banklehre zurückblicken, doch waren ihm der Griff in die Kasse und die zwangsläufig folgende Urkundenfälschung schlecht bekommen.
    „Wo ist der Tresor?" wollte Toni wissen. „Hinter einem der Bilder?"
    „Unsinn."
    „Dann sag schon."
    Frank ging zu der massiven Bücherwand, die die Stirnseite des Raumes einnahm. Die Regale waren vollgestopft. Scheinbar wahllos zerrte er etliche Bände heraus und warf sie hinter sich auf den Boden. Das Zahlenkombinationsschloß eines eingemauerten Geldschranks kam zum Vorschein.
    Harry, eigentlich hieß er Harald Branner, warf einen flüchtigen Blick auf die Bücher, schob sie mit den Füßen auseinander. „Hexen und Hexenmeister", las er. „Dämonen, Hexen, Spiritisten. Handlexikon der magischen Künste. Was mögen das für Leute sein, die hier wohnen?"
    „Stinkreiche jedenfalls", erwiderte Frank ärgerlich. „Aber zum Rumstehen habe ich dich nicht mitgenommen. Sieh zu, daß du alles einpackst, was sich leicht verscherbeln läßt."
    Zwei Buddhas aus Elfenbein und Jade verschwanden vom Kaminsims, desgleichen ein mit kleineren Smaragden besetzter Dolch. Der Wert manchen Kleinods war schwer zu schätzen. Ein Beistelltischchen, auf dem sich Miniaturen drängten, ließ Harry unberührt. Obwohl sie aus Silber waren, erschienen sie ihm zu heiß. Ein Hehler würde sie bestenfalls für ein Butterbrot abnehmen.
    Der Kopfschmerz überfiel ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Harry taumelte, mußte nach einem Halt suchen. Er stöhnte unterdrückt.
    Vorübergehend verschwamm alles vor seinen Augen. Die Miniaturen schienen ihn anzustarren. Harry holte aus und wischte sie von der Tischplatte. Aber auch dann wurde ihm nicht besser, sondern erst, als er sich wieder in Bewegung setzte.
    Ein goldenes Feuerzeug. Als er es an sich nahm und in dem mitgebrachten Jutesack verschwinden ließ, waren die Schmerzen wieder da. Seine Finger verkrampften sich um die Schläfen, in denen das Blut von Sekunde zu Sekunde heftiger pochte.
    Benommen torkelte Harald Branner weiter. Sein Atem ging kurz und heftig. Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    Harrys Fußtritt öffnete eine Tür. Der Gang, der nun vor ihm lag, endete an einer Treppe. Er war wie im Rausch, nahm kaum mehr bewußt wahr, wo er sich befand. Schon auf den ersten Stufen stürzte er und schlug sich die Lippen auf. Das Blut sickerte in dünnen Fäden über sein Kinn und färbte den Overall. Harry spürte es nicht. Auf allen vieren kroch er weiter, folgte dem lautlosen Ruf, der ihm galt. Sobald er innehielt, trieb eine neue Woge von Schmerzen ihn weiter.
    Er betrat das Schlafzimmer, dessen einziger Blickfang das große runde Bett in der Mitte des Raumes war. Die Decke blieb hinter geraffter Seide verborgen, die sich in breiten Bahnen von Wand zu Wand spannte. Doch all das nahm Harry nur am Rande wahr. Von Anfang an faszinierte ihn das Bild, das in einem goldverzierten Rahmen an der schwarz getünchten Wand hing.
    Auf gewisse Weise wirkte es der Welt entrückt, und ob man wollte oder nicht, es fiel schwer, den Blick wieder abzuwenden, hatte er einmal das Wesentliche erfaßt. Der surrealistische Einschlag war unverkennbar. Je länger Harald Branner sich in dieses Bild vertiefte, desto mehr fühlte er sich davon angezogen.
    Wer war der Mann, der da dargestellt wurde und die linke Hälfte der Leinwand einnahm? Abgesehen davon, daß der Abgebildete ein dunkles Sakko trug, wandte er dem Betrachter den Rücken zu. Sein leicht gewelltes, im Nacken stufenförmig geschnittenes Haar ließ die Ohren frei.
    Er stand vor einem großflächigen, gerahmten Spiegel, und das Buch, das auf einer marmornen Konsole rechts neben ihm lag, wurde zur Hälfte noch einmal abgebildet.
    Das Überraschende aber war die unmögliche Spiegelung des Mannes, das Erscheinen seiner Rückenansicht statt des Gesichts im Spiegel. Solches war schlichtweg ausgeschlossen. Harry erinnerte sich daran, irgendwann gehört zu haben, daß die Lehre der Surrealisten vielleicht darin lag, daß man nicht alles auf der Welt, was man zu kennen glaubte, auch für selbstverständlich halten sollte.
    Ohne sich dessen bewußt zu werden, was er tat, streckte er die Arme aus und hob das Bild vom Haken. Die Berührung rief einen angenehmen Schauder hervor.
    Harald Branner nahm noch einige andere Kleinode an sich, ehe er
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