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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht
Autoren: Dämonenkiller
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konzentrierte sich nun ganz auf die Straße, die nach einer Vielzahl unübersichtlicher Kurven über die alte, schmale Steinbrücke führte, bevor sie in die N3 von El Serrat nach Ordino einmündete.
    Keiner sah die hagere, hoch aufgerichtete Gestalt, die kaum hundert Meter von der Straße entfernt stand und den Range Rover aus blutunterlaufenen Froschaugen fixierte. Zwei spitze Zähne blitzten in dem spöttisch verzogenen Mund, und die langen, dünnen Finger mit den schwarzen Krallen öffneten und schlossen sich, als könnten sie es nicht erwarten, ein Opfer zu zerreißen.
    Dunkle Nebelschwaden umwallten das bleichhäutige Geschöpf, das einem Alptraum entsprungen sein mochte. Eine ganze Weile stand es so da, bis der Rover seinen Blicken entschwand.
    Uralte magische Formeln murmelnd, schien die Gestalt dann mit dem Nebel zu verwehen. Zurück blieb der laue Abendwind, der von Westen her über die Pyrenäen strich.
    Zurück blieben auch die steifen Körper zweier Bergziegen, deren Blut langsam einen Felsen herabtropfte, in dessen oberes Ende sieben napfförmige Vertiefungen eingeschlagen waren.

    Dem leisen Klirren von Glas folgte eine atemlose Stille. Dann war erneut ein Rascheln aus der Höhe zu vernehmen.
    Düster und verlassen zeichnete sich die Villa gegen den wolkenverhangenen Himmel ab. Nur wenige Sterne zeigten sich. Der Mond, ohnehin nur eine schmale Sichel, stieg eben erst über den Horizont herauf.
    „Wie sieht's aus, Frank?" Kaum verständlich die geflüsterten Worte. Ebenso die Antwort von irgendwo aus dem Bereich des tief herabgezogenen Erkers: „Diese verdammte Alarmanlage macht mir zu schaffen."
    „Hetze uns nicht die Polizei auf den Hals."
    „Unsinn. Hältst du mich für einen Dilettanten?"
    Wie stumme, starre Wächter wirkten die hohen, weit ausladenden Fichten, die das Haus zur Straße hin abschirmten. Selbst den Schein der Lampen hielten sie fern.
    Es war kurz vor Mitternacht. Ein Auto näherte sich, bog auf den Parkstreifen vor dem Garten ein.
    Flüchtig huschte der Widerschein der aufgeblendeten Scheinwerfer über die Hauswand. Dann erstarb der Motor nach einer weithin zu vernehmenden Fehlzündung.
    „Was ist los, Harry?" erklang es aus der Höhe.
    „Ein Liebespaar… Soll ich die beiden vertreiben?"
    „Mach keinen Blödsinn, Mensch, laß deine Kanone stecken."
    „Schon gut." Der mit Harry angeredete lachte leise. „Seht ihr da oben zu, daß es endlich vorwärtsgeht."
    Als Antwort klatschte ein an einem Seil befestigtes Netz neben ihm auf den Rasen. Harry verstaute den Schneidbrenner darin und gab das Zeichen zum Hochziehen.
    „Jetzt du", erklang es. „Aber paß auf, daß du am Spalier keine Spuren hinterläßt."
    „Bin ich etwa dämlich?" zischte Harry so leise, daß niemand ihn verstehen konnte.
    Vom nahen Kirchturm schlug es zwölf. Dis Geräusch hastiger Schritte hallte durch die Nacht. Jemand näherte sich auf dem Gehweg. Plötzlich hielt Harry die Pistole in der Hand. Seine Nerven waren nicht die besten, seit er beim letzten Bruch um ein Haar erwischt worden wäre.
    Ein Schatten wuchs vor dem Zaun auf, eine hagere Gestalt, die aussah, als würde sie von grünem Nebel umflossen. Die schlechten Lichtverhältnisse mochten daran schuld sein. Noch bevor der Mann sich bis auf weniger als fünf Meter dem Auto genähert hatte, wurde der Motor gestartet und das Fahrzeug wendete mit quietschenden Reifen.
    Ein Paar stechender Augen starrte Harry an. Er blinzelte. Sekunden später war der Spuk verschwunden. Dabei erschien es fast ausgeschlossen, daß der Mann in der. kurzen Zeitspanne die Straße überquert hatte.
    „He, was ist, träumst du?"
    Vielleicht sehe ich tatsächlich grüne Männchen, dachte Harry und schüttelte benommen den Kopf. Ein flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. In dieser Nacht, das ahnte er, mußte er vorsichtig sein.

    Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte zitternd über den kostbaren Teppich, verharrte flüchtig auf einer barocken Kommode und huschte über die efeubedeckte Wand weiter, die das großzügig gestaltete Kaminzimmer vom eigentlichen Wohnbereich trennte.
    „Die Vorhänge zu! Macht schon!"
    Die Stoffe waren schwer genug, um kein Licht nach außen dringen zu lassen. Trotzdem schaltete Frank nur eine Stehlampe ein. Schon das Kaminzimmer barg Werte, die in die Tausende gingen. „Habe ich zuviel - versprochen?" fragte er grinsend.
    Sie waren zu dritt, Mitte zwanzig, und jeder von ihnen hatte einige Jahre im Knast hinter sich. Frank, der
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