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1409 - Der Kopf des Zwillings

1409 - Der Kopf des Zwillings

Titel: 1409 - Der Kopf des Zwillings
Autoren: Jason Dark
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doch selbstverständlich.«
    Die Frauen trennten sich. Helen Lester verspürte schon so etwas wie ein schlechtes Gewissen, als sie auf ihr Haus zuging. Sie hätte der Nachbarin gern geholfen, aber es war ihr leider nicht möglich.
    Momentan musste auch sie rechnen, denn die meisten Menschen hielten ihr Geld zurück, und das war für das Geschäft nicht gut.
    Als sie sich umdrehte, war Sandra nicht mehr zu sehen. Also betrat Helen Lester ihr Haus.
    Es war relativ schmal. Eine andere Bauweise ließ das Grundstück nicht zu. Man konnte praktisch von der Haustür her durch einen Flur bis in den Anbau gehen. Im Flur standen einige von Helens Arbeiten. Töpfe, kleine Tröge verteilten sich auf Regalen. Auch hingen ein paar Aquarelle an den Wänden, die sie geschaffen hatte. Helen liebte diese Malerei, die manchmal etwas verwaschen wirkte, aber doch auch die Seele offenbarte. Das jedenfalls war ihre Meinung.
    Für einen schmalen Spiegel hatte sie ebenfalls noch Platz geschaffen. Sie blieb für einen Moment davor stehen, um sich zu betrachten.
    Sie sah darin eine schlanke, recht große Frau mit dunkelblonden Haaren, die sehr kurz geschnitten waren. Geschminkt war sie nicht, deshalb konnte sie auch die blassen Sommersprossen in ihrem Gesicht sehen. Ein schmaler Mund, das weiche Kinn, die Nase – das alles wirkte zu verschieden, als dass es perfekt gewesen wäre. Trotzdem war Helens Gesicht interessant, und besonders in den Augen leuchtete ein gewisser Wille. Den brauchte sie auch in ihrem Job, um sich durchsetzen zu können.
    Der Weg führte sie in den Wintergarten. Den leichten Mantel zog sie aus und hängte ihn an einen Haken. Sie wollte ihn im Atelier mit einem Kittel vertauschen, denn sie arbeitete an einem Bild, das sie sehr beschäftigte. Noch nie zuvor hatte sie sich an ein so großes Werk gewagt, und sie war gespannt, ob es ihr und ihrem Mann gefallen würde, der mehr die Natur als die Kunst liebte; mit Helens Profession konnte er nicht viel anfangen. Er war aber auch nicht dagegen, was Helen freute, denn so ließ er sie machen.
    Wintergärten sind etwas für den Winter. Das sagt schon der Name. Im Sommer kann es in ihnen sehr warm werden. Zwar lag der Monat März in seinen letzten Zügen, doch der Frühling hatte sich plötzlich freie Bahn gebrochen. Zwei Tage Sonnenschein, und die Natur war bereits wieder da.
    Und natürlich die Wärme, die sich in dem Anbau gefangen hatte.
    Helen merkte es, als sie den Anbau betrag, der von drei Seiten verglast war. Oben war das Dach, leicht schräg, und man hätte eine Seite auch öffnen können, um Frischluft hineinzulassen. Darauf hatte Helen verzichtet, doch jetzt öffnete sie rasch wie Tür, um kühlere Luft einzulassen.
    Wenn es zu warm wurde, faltete sie das Leinensegel auf, das dann unterhalb der Decke durchhing. Auch die Seitenwände konnten mit Stoff abgedeckt werden, doch dazu war es noch zu früh.
    Das Bild stand in der Mitte auf einer Staffelei. Die anderen Arbeiten interessierten Helen Lester im Moment nicht, sie schaute sich nur ihr Werk an und überlegte, ob sie es so lassen oder noch verändern sollte.
    Es zeigte eine weite Landschaft. Nett und freundlich auf den ersten Blick. Wer jedoch genauer hinschaute, der sah die Wunden, die dieser Landschaft zugefügt worden waren. Überall war Müll zu sehen, der sich verteilte. Wie in Wunden steckten Waffen und Raketen im Boden, und von einem Hügel her rann ein roter Strom nach unten, der wie ein breites Rinnsal Blut aussah.
    Es war kein fröhliches Bild, das wusste sie selbst. Aber Helen ging davon aus, dass die gesamte Welt nicht besonders fröhlich war, und wollte sie eben auf ihre Art und Weise präsentieren.
    Sie schaute es sich für eine Weile an, ging auch um das Bild herum, trat dann wieder zur Vorderseite, entfernte sich davon ein wenig und dachte darüber nach, ob sie das, was die Natur so verwundete, nicht zu klein gemalt hatte.
    Es konnte sein. Möglicherweise hatte auch Burt eine Idee.
    Helen Lester arbeitete nie nur an einer Sache. Es gab hier auch noch die Töpferscheibe und den Brennofen. Dort formte sie ihre Figuren, mal abstrakt und mal gegenständlich und…
    Etwas unterbrach ihre Gedanken. Sie hatte einen Blick in den kleinen Garten geworfen, als sie das Geräusch hörte, das nicht sehr laut war, wegen der Stille jedoch gut gehört werden konnte.
    Helen drehte sich nach links. Dort befand sich auch der Zugang zum Hausflur. Und genau an dieser Stelle stand die Gestalt und bewegte sich nicht.
    Es war
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