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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen
Autoren: Bernd Frenz
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Gegenstelle besorgt. Offenbar fürchtete man in der Zentrale, der ARET könnte eine Stelle suchen, von der aus sich die Bunkerstädte unter Feuer nehmen ließen.
    »Oder gibt es Raketen an Bord, die abgeschossen werden könnten?«
    »Negativ«, antwortete Keiji. »Ich kann keine irgendwie gearteten Abschussvorrichtungen erkennen, und der Radius der Strahlenkanone scheint mir auf wenige tausend Meter begrenzt.«
    »In Ordnung.« Die Stimme des Leitoffiziers zeigte keine Erleichterung. »Dranbleiben und weiter beobachten. General Fudoh ist bereits informiert. Völlige Mobilmachung wurde befohlen.«
    Keiji spürte plötzlich eine zentnerschwere Last auf den Schultern. El’ay hatte die Führung übernommen! Die militärische Leitung rechnete also mit dem Schlimmsten. Und es lag an ihm – Keiji Sho, zweiundzwanzig Jahre alt, sportlich stets nur Durchschnitt – vor Ort die entscheidenden Informationen einzuholen.
    Zum ersten Mal an diesem Morgen spürte er ein flaues Gefühl im Magen. Seine Hände begannen so stark zu schwitzen, dass er sie an der Hose abwischen musste, sonst wären ihm die Zügel entglitten.
    Von nun an wich er dem Fahrzeug nicht mehr von der Seite.
    In sicherer Entfernung begleitete er es auf seinem Weg in die Höhe, immer sorgsam darauf bedacht, Bäume und Hügel als Deckung zu nutzen.
    Der wendige Koorogi hielt mit dem Tempo des ARETs mit, aber auch nur, weil sie immer wieder mühelos Hindernisse überwanden, die der Radpanzer weiträumig umfahren musste.
    Im Laufe des Nachmittags fanden sich weitere Fernspäher ein, sodass sie das Fahrzeug in die Zange nehmen konnten.
    Keiji war aber weiterhin am nächsten dran, als sie eine westliche Trasse erreichten, unter der sich weithin sichtbar die vom Yodo durchflossene Osaka-Ebene erstreckte. Auf einem weitgehend baumlosen Plateau stoppte der Radpanzer ab.
    Sobald das Summen des atomgetriebenen Motors erstarb, breitete sich unheimliche Stille aus.
    Keiner von der Besatzung ließ sich sehen. Vielleicht, weil sie von ihren ungebetenen Begleitern wussten. Minutenlang passierte nichts, dann geriet der eingeklappte Sendemast auf dem Dach plötzlich in Bewegung. Mit leisem Quietschen richtete er sich langsam auf und entfaltete seine Teilstücke. Die Scharniere bedurften dringend einiger Tropfen Öl, aber das störte die Piraten, die den Vorgang von Innen aus steuerten, nicht.
    Keiji ignorierte das nervtötende Geräusch ebenfalls. Lieber konzentrierte er sich auf die Mastspitze, die in keinem gewöhnlichen Sendekopf endete, sondern in grünen, blattförmig zulaufenden Kristallgittern, deren Anordnung gewisse Ähnlichkeiten zu einem Palmwedel besaß.
    Keiji fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Aber nicht allzu lange. Denn kurz darauf erschien etwas am Horizont, das sein bisheriges Denken völlig auf den Kopf stellte.
    ***
    Arco Plaza, El’ay
    Hauptquartier der japanischen Invasionstruppen
    Zwei Tage später
    »O Gott, es tropft schon überall durch!«
    In die Stimme der Frau mischte sich ein Hauch von Hysterie. »Die Wände weichen auf! Es gibt kein Entkommen mehr!«
    Sicher wollte sie noch mehr mitteilen, doch ein lauter Knall schnitt ihr brutal das Wort ab. Im Chor mit einem Dutzend weiterer Männer und Frauen schrie sie entsetzt auf. Panik machte sich breit. Obwohl die Stimmen aus einem kleinen Tischlautsprecher drangen, war die Angst der Bunkerbesatzung wie mit Händen zu greifen.
    Fußgetrappel ertönte, Stühle fielen um. Mitleidlos protokollierte das Mikrofon die weiteren Vorkommnisse.
    Die bedrängten Menschen versuchten dem Raum zu entkommen, der für sie zu einer tödlichen Falle geworden war.
    Doch zu spät. Dem Knall folgte ein rasch anschwellendes Rauschen. Es klatschte und gluckerte, wie bei einer Welle, die an der Küste zerschellte. Die Schreie der Bunkerbesatzung steigerten sich zu einem schrillen Chor. Qualvolle, kaum noch menschlich zu nennende Laute brachten die Lautsprechermembranen zum erzittern. So schrie nur jemand, der unsägliche Schmerzen erlitt. Zum Glück brach die Übertragung ab, bevor das Zuhören völlig unerträglich wurde.
    Ein letztes lautes Kratzen – dann nichts mehr! Nur noch atmosphärisches Rauschen. Das Mikrofon hatte seinen Dienst aufgegeben.
    Aiko griff nach Honeybutts Hand. Seine Gedächtnisengramme signalisierten ihm einen Grad der Anspannung, der eine tröstende Geste rechtfertigte. Seine Freundin erwiderte die Berührung mit sanftem Druck. Sie war offensichtlich froh, dass er ihre Hand hielt. Er hatte also
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