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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen
Autoren: Bernd Frenz
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sicherer Entfernung von Bord eines Fischerbootes gegangen und nach Kore geschwommen. Die meiste Zeit ist er getaucht. Bei Nacht, nur mit einem Schnorchel ausgerüstet. Eine unglaubliche Leistung. Trotzdem hat er nicht lange genug überlebt, um uns Genaueres mitzuteilen.«
    »Der Angriff auf Nipoo ist also ein Racheakt für eure Neugier?«, fragte Aiko.
    »Vielleicht.« Fudoh wirkte unentschlossen. »Eine andere Erklärung haben wir nicht. Bislang haben die Daa’muren unsere Bunker in Ruhe gelassen.«
    »Was hetzen Ihnen die Außerirdischen denn auf den Hals?«, wollte Honeybutt wissen. »Die Todesrochen?«
    »Nein!« Fudoh schüttelte den Kopf. Angesichts der stoischen Ruhe, die er zuvor zur Schau gestellt hatte, eine emotionsgeladene Bewegung. »Etwas Schlimmeres als die Flugrochen. Etwas viel Größeres, das von einem russischen ARET unterstützt wird.«
    »Im Ernst?« Aiko brauchte keine Überraschung simulieren, diesmal spürte er sie wirklich. »Wie ist das denn zu verstehen?«
    Auf diese Frage besaß der General keine zufrieden stellende Antwort, deshalb begnügte er sich damit, die bisherigen Überseeberichte zusammenzufassen. Das Bild, das er dabei malte, war schaurig genug, dass Aikos Emotionseinheit kalte Schauer im Rücken des Cyborgs auslöste.
    ***
    Osaka-Ebene, zwei Tage zuvor
    Keiji Sho war nicht der einzige Fernspäher, dem die Kehle eng wurde, als er den mehrere Kilometer breiten Moloch entdecke, der in hohem Tempo über Bergkämme und durch Täler quoll. Äußerlich ähnelte der Organismus einem schaumigen Teppich. Das Meer musste ihn angespült haben, kurz nach der Landung des ARETs. Anders ließ sich sein überraschendes Erscheinen nicht erklären. Statt in der Bucht liegen zu bleiben, hatte er jedoch sofort begonnen, sich ins Innere der Insel auszubreiten.
    Zufall?
    Wohl kaum.
    Nein, in dieser flatternden, sämigen Masse steckte Leben, intelligent genug, um ein anvisiertes Ziel zu verfolgen. Wie eine gigantische Schimmeldecke schob sie sich durch die Landschaft. Blassgelb in der Erscheinung und von einer bläulichen Maserung durchzogen.
    Büsche, Felsen und wild wuchernde Wiesen – alles wurde von der obskuren Wanderdüne überrollt. Hauteng schmiegte sie sich dem Gelände an. Erhebungen und Täler stellten kein Hindernis dar. Statt Bäume und andere Barrieren niederzuwalzen, warf sie hohe Falten auf, um alles gleitend zu überwinden.
    Nach dem Durchmarsch waren sämtliche Äste entlaubt, alles Grüne, Bunte, Lebende war wie aufgesaugt. Einen kahlen Streifen zurücklassend, in dem blattlose Äste wie die Arme verkohlter Leichen gen Himmel ragten, waberte der gärende Fladen nach Osten, bis er an den Biwa-See stieß. Von den Bergen aus war die Schwenkbewegung, mit der er von nun an dem Ufer folgte, gut zu erkennen. Schnurstracks ging es Richtung Süden. Dorthin, wo sich der See zu einem spitz zulaufenden Zipfel verjüngte und in einen breiten, reißenden Strom, den Yodo, mündete.
    Zuerst sah es so aus, als wollte die wandernde Masse dem großzügig geschwungenen Verlauf des Yodo folgen, doch dann steuerte sie direkt auf Kyoto zu, der nur fünfzig Kilometer entfernt liegenden Ruinenstadt. Die Fernspäher schossen Leuchtraketen ab, um die Menschen in der Ebene zu warnen.
    Mehr konnten sie nicht tun, denn die ISS befand sich gerade auf der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel, und die CF-Strahlung verhinderte jede Funkverbindung, die über eine Distanz von zehn, maximal fünfzehn Kilometer hinausging.
    Dabei war Nipoo noch weniger stark betroffen als Euree, wo aufgrund der höheren Dichte an verstreuten Kristallen kaum fünf Kilometer möglich waren.
    Die Sicherheitskräfte in Kyoto reagierten aber auch so.
    Umgehend sandten sie motorisierte Patrouillen aus. Drei offene Radfahrzeuge in eckigem, gedrungenen Design, die mit ihren gefleckten Tarnanstrichen an militärische Jeeps des 20.
    Jahrhunderts erinnerten. Ihre Verbrennungsmotoren liefen mit aus Raps gewonnenem Diesel, dessen Herstellung jedoch so aufwändig war, dass die Fahrzeuge nur im Notfall zum Einsatz kamen.
    Der Richtung Norden ausgesandte Stoßtrupp traf nach etwa dreizehn Kilometern auf die heranwalzende Gefahr. Immerhin nahe genug am Bunker, um Funkkontakt aufzunehmen.
    Sergeant Oda Yasuhiro, der Truppführer, ließ sich vom Fahrer das Handmikrofon reichen. Ein kaltes Stechen peinigte seinen Nacken, als er noch einmal zu dem unheimlichen Moloch sah, der unaufhaltsam näher rückte.
    Links und rechts des Fahrzeugs geriet das Gras in
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