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1394 - Die Rachehexe

1394 - Die Rachehexe

Titel: 1394 - Die Rachehexe
Autoren: Jason Dark
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Vergangenheit zwischen Schottland und England passiert. Die Schlachten und Kämpfe waren nicht von allen vergessen worden.
    Jane wartete auf mich. Sie hatte sich nicht eingemischt und drehte sich der Treppe zu, die wir hochgehen mussten.
    Sie war braun gestrichen und lackiert worden. An einigen Stellen war der Lack abgeblättert.
    Das Haus besaß drei Stockwerke, aber keinen Lift. Wir mussten hoch bis in die dritte Etage, wo es muffig roch und das Deckenlicht des Flurs nicht eben eine Freude war.
    Im Zimmer riss Jane Collins zunächst das Fenster auf und lehnte sich nach draußen. Ich inspizierte inzwischen den Raum, der durch ein integriertes Bad noch kleiner war. Da war die Bewegungsfreiheit der Gäste schon recht eingeschränkt. Zudem sorgten dunkle Farben dafür, dass der Raum nicht eben freundlich und größer wirkte.
    »Einen Vorteil hat es, John.«
    »Was meinst du?«
    Jane drehte sich kurz um. »Der Blick ist klasse. Über den Hafen hinweg und bis zum Meer. Das kannst du schon als Ansichtskartenmotiv verkaufen.«
    Ich schaute ebenfalls ins Freie und musste Jane Recht geben. Zudem hatten wir eine relativ gute Sicht. Die Luft war ziemlich klar, obwohl der Himmel ein graues Gesicht zeigt. Die Temperaturen lagen kaum tiefer als in London. Sie bewegten sich knapp über dem Gefrierpunkt. Es roch zwar nach Schnee, aber er würde noch nicht fallen, wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken durfte.
    Aus der Ferne hörten wir eine Schiffssirene. Alles wirkte träge und verhalten. Es schien sich den Wogen der See angepasst zu haben, die eine graue Masse bildeten.
    Jane drängte sich an mich. Ich spürte die Weiche ihres braunen Pullovers und strich mit beiden Händen über die Schulterenden hinweg.
    »Nicht schlecht, so ein Doppelzimmer – oder?«
    Sie lachte. »Woran denkst du schon wieder?«
    »An das Gleiche wie du.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich denke daran«, sagte sie und drehte sich dabei um, »dass wir hier einen Job zu erledigen haben.«
    »Ach, den sehe ich noch nicht.«
    »Dann warte mal ab.«
    Ich ließ sie noch nicht los und strich jetzt über ihren Rücken. »Das mache ich auch, aber ich kann dich doch fragen, wo wir anfangen sollen?«
    »Sicher.«
    »Super. Und wo?«
    Jane schloss das Fenster. Es wurde langsam zu kalt. »Die Dinge sind recht simpel. Am Abend ist die Feier. Es gibt hier eine kleine Stadthalle. Dort versammeln sich die Menschen, die eingeladen wurden und zu den Nachkommen gehören, deren Vorfahren man verbrannt hat. Natürlich werden nicht alle kommen, die man ausfindig gemacht und angeschrieben hat. Aber die Halle wird voll werden, das denke ich schon.«
    »Und dann gibt es die große Entschuldigung.«
    »Genau. Durch den Bürgermeister. Im Moment herrscht noch Ruhe. Der Laden hier ist voll, wie mir der Hotelier sagte, und ich denke, dass es auch bei anderen Hotels der Fall sein wird.«
    »Fazit«, sagte ich, »wir haben noch Zeit.«
    »Genau.«
    »Und wie verbringen wir die?«
    Jane stieß mir den Zeigefinger gegen die Brust. »Nicht hier auf dem Zimmer. Wir werden uns mal etwas umschauen.«
    »Kleiner Gang?«
    »Klar.«
    Wäre es nicht Jane Collins gewesen, dann wäre ich in London geblieben, so aber würde ich mir die Zeit mit ihr schon vertreiben.
    Dass etwas passierte, das in meine Kategorie fiel, daran wollte ich nicht glauben. Ich hielt unsere Reise nach wie vor für einen kleinen Urlaubstrip.
    Jane streifte ihre hüftlange Wildlederjacke über, die innen mit hellem Lammfell gefüttert war.
    »Jetzt schon?«
    Sie nickte. »Klar, lass uns mal zu einem ersten Rundgang starten. Außerdem habe ich Hunger.«
    »Wie du willst«, sagte ich ergeben.
    Wir gingen die Treppe wieder hinunter in die kleine Halle. Auf der Hälfte des Wegs hörten wir bereits die Stimmen. Die Gegend um den Eingang herum war also alles andere als leer. Als wir eintrafen, sahen wir etwa ein halbes Dutzend Männer und Frauen, die sich dort aufhielten und miteinander sprachen.
    Wir brauchten die Ohren nicht erst zu spitzen, um herauszuhören, dass sich alles um das gleiche Thema drehte. Eben das Treffen derjenigen Personen, deren Vorfahren als Hexen ermordet worden waren. Die Leute nahmen es mit Humor. Sie zogen sich gegenseitig auf und fragten sich, wer denn noch alles zu den Hexen gehörte, weil doch irgendein Keim noch immer in den Menschen steckte.
    Natürlich lachten sie darüber. Dieses Lachen übertrug sich nicht auf Jane Collins, denn bei ihr war es tatsächlich der Fall. Sie besaß
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