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1394 - Die Rachehexe

1394 - Die Rachehexe

Titel: 1394 - Die Rachehexe
Autoren: Jason Dark
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Knurrlauten begleitet. Sie spürte auch den Druck seines Körpers, doch die andere Stimme besaß für sie mehr Gewicht.
    »Setze deine Kräfte richtig ein. Du bist stärker, viel stärker. Mach ihn fertig…«
    Sie konnte es nicht glauben. Das Keuchen war schlimm, die Berührungen und der Druck des fremden Körpers kamen noch hinzu.
    Sie lag weiterhin auf dem Rücken, und ohne es zu wollen, hatte sie dabei ihre Arme ausgebreitet. Dabei lagen die Handflächen frei, und auf die rechte Handfläche legte sich plötzlich etwas Kaltes, Schmales.
    »Deine Chance, Cornetta – deine Chance!«
    Sie wusste nicht, was die fremde Flüsterstimme damit meinte.
    Cornetta schloss allerdings die Hand zur Faust, und jetzt wusste sie genau Bescheid.
    Die Finger umschlossen den Griff des Messers!
    Plötzlich war die Realität meilenweit entfernt. Es interessierte sie auch nicht, wer ihr das Messer in die Hand gelegt hatte, es war nur wichtige, dass sie es besaß und es jetzt an ihr lag, alles zu ändern.
    Noch zögerte sie. Verkrampfte sich, aber der Druck des fremden Körpers und dessen Berührungen steigerten sich, sodass sie in eine Situation geriet, in der sie alles über Bord warf. Es gab keine Hemmungen bei ihr. Sie wollte das tun, was getan werden musste, und sie war froh, die Arme bewegen zu können.
    Erst hob sie den rechten an, vollführte einen Halbbogen. Danach schaltete sie ihr Denken völlig ab.
    Nur der rechte Arme bewegte sich von oben nach unten, und das mehrere Male hintereinander.
    Sie merkte auch, dass sich die Geräusche veränderten. Das wilde Keuchen war in ein Stöhnen übergegangen, das auch nicht mehr lange anhielt, sondern sehr schnell verstummte.
    Es wurde sehr still. Selbst Cornettas Atmen war nicht mehr zu hören, solange bis sie einfach Luft holen musste und diese schwer einsaugte.
    Allmählich kehrte die Wirklichkeit wieder zurück. Sie nahm die Umwelt wieder in sich auf und war zunächst überrascht, dass die Stille noch immer anhielt.
    Zugleich erlebte sie auch den Druck des fremden Körpers. Er kam ihr vor wie ein lebloser Stein oder Balken. Sie wurde sich bewusst, in welch einer Position sie lag, und sie wollte auf keinen Fall weiterhin so liegen bleiben.
    Noch immer war Cornetta Schibone nicht in der Lage, normal zu denken. Es war nicht zu einer Vergewaltigung gekommen, sie hatte das Schlimme im letzter Moment abwenden können.
    Ich?, dachte sie.
    Plötzlich hatte sie ihre Zweifel. Nein, da war etwas anderes gewesen. Ihre Gedanken rasten zurück. Man konnte sie als Wirrwarr bezeichnen, doch es gab eine klare Linie, die sich herauskristallisierte.
    Da war die Stimme gewesen!
    Leise und flüsternd. Eine Stimme, die neutral geklungen hatte. So wusste Cornetta nicht, ob ein Mann oder eine Frau gesprochen hatte, aber sie hatte sich nicht geirrt. Es war eine Stimme gewesen, und als sie daran dachte, erinnerte sie sich wieder daran, dass man ihr das Messer in die offene Hand gedrückt hatte.
    Von allein war das sicherlich nicht geschehen. Da musste jemand in der Nähe gewesen sein.
    Dieser Gedanke allerdings verging sehr schnell, als sie an die Folgen dachte, die der Besitz des Messers mit sich brachte. Sie waren grauenhaft. Sie hatte damit zugestochen und auch getroffen. Ein Kinderspiel, alles so einfach, als hätte sie es schon sehr oft getan.
    Etwas Heißes schoss ihr in den Kopf. Es war das Blut, und auch ein Gedanke erschien.
    Ich habe ihn getötet! Ich habe einen Menschen getötet! Es konnte gar nicht anders sein, denn der Körper lag noch immer bewegungslos auf ihr. Sie merkte es jetzt sehr deutlich. Das Gewicht kam ihr noch schwerer vor, und plötzlich erreichte sie die Panik wie ein mächtiger Windstoß. Alles war anders geworden. Ihr Leben hatte sich auf den Kopf gestellt. Sie letzten Minuten hatte sie zu einer anderen Person werden lassen – zu einer Mörderin?
    Dieser furchtbare Gedanke wollte sie einfach nicht loslassen, und sie wollte schreien, aber es klappte nicht.
    Stattdessen wurde ihr klar, dass sie die Last endlich loswerden musste. Sie durfte auf keinen Fall länger so starr liegen bleiben. Sie wollte nicht gefunden und befragt werden. Sie musste jetzt an sich selbst denken und zunächst den Toten loswerden.
    Es war schwer. Sie benötigte Platz und musste zurückrutschten.
    Es klappte so eben, und dann wurde ihr bewusst, als sie sich etwas von der starren Gestalt gelöst hatte, dass sie die Klinge noch immer in der Hand hielt. Es gab hier in dieser einsamen Bushaltestelle kein Licht.
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