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1394 - Die Rachehexe

1394 - Die Rachehexe

Titel: 1394 - Die Rachehexe
Autoren: Jason Dark
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bis Jane nicht mehr weiterging.
    Vor ihr stand die Truhe.
    In sie schaute sie hinein und flüsterte mir zu: »Deine Lampe, John. Schnell.«
    Ich schaltete die kleine Leuchte ein, um besser sehen zu können.
    Der Anblick traf uns beide hart.
    In der Truhe lag eine schrecklich zugerichtete Leiche!
    ***
    Es war ein Mann. Als Kleidung trug er nur noch Fetzen. Man hatte ihn mit Stacheldraht umwickelt und ihm den Schädel eingeschlagen.
    Die Stacheln des Drahts hatten auf seiner Haut ein blutiges Muster hinterlassen. Auf der Oberfläche hatten sich die Krusten gebildet.
    Der verdammte Stacheldraht lag auch um seinem Hals und war tief in die Haut hineingeschnitten.
    Ich hörte Jane tief ausatmen, bevor sie sich abwandte. »Ich habe es mir gedacht«, flüsterte sie. »Verdammt noch mal, ich habe es mir gedacht. Ich wusste es.«
    Im Stillen leistete ich ihr Abbitte. Es stimmte. Sie hatte mich nicht grundlos nach Schottland geführt. Hier wollten Menschen Abbitte leisten, aber sie wurde von der anderen Seite nicht angenommen.
    Die Abbitte hatte sich meiner Ansicht nach in eine verdammte Rache verwandelt. Der Einfluss der Hexen war noch immer vorhanden.
    Hexen?
    Ich stolperte über den Begriff. War es denn nicht so, dass damals keine Hexen getötet worden waren, sondern ganz normale Frauen und Männer, die nur in den Sog der Verfolgung hineingeraten waren?
    So konnte es gewesen sein, und trotzdem war es zu einer späten Rache gekommen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt.
    Aber warum lag hier der Tote? Wenn er zu den Nachfahren der Opfer gehörte, dann hätte man ihn nicht umzubringen brauchen?
    Etwas stimmt hier nicht.
    Es fiel mir nicht leicht, aber ich schaute mir die Leiche noch mal genauer an. Der Mann war ungefähr Mitte 40, und er sah nicht so als, als wäre er als Besucher in die Stadt gekommen. Das sagte mir nicht mein Gefühl, es war auch an der Kleidung zu sehen, wie ich glaubte. Er trug einen Pullover im Fischgrätenmuster, und meiner Ansicht nach passte er hierher. Er war nicht modisch in dem Sinne.
    Man konnte ihn als zeitlos betrachten. Wer hier oben an der Küste lebte, der legte nicht eben großen Wert auf modische Kleidung.
    Ich sprach mit Jane darüber, die sehr schweigsam geworden war.
    Als sie meine Ansicht hörte, da nickte sie und flüsterte: »Du wirst es kaum glauben, aber ich habe den gleichen Gedanken verfolgt. Es gibt hier jemand, dem ist die offizielle Abbitte nicht genug. Er will Rache. Wir haben es mit einem Killer zu tun. Oder einer Killerin, woran ich eher glaube.«
    »Und wer könnte der Mörder sein?«
    Jane hob die Schultern. »Ich denke, dass einige in Frage kommen.«
    »Hexen?«
    »Ja – auch. Sie wollen ihre Macht zeigen. Sie wollen demonstrieren, wer hier das Sagen hat. Hexen, die töten. Oder Menschen, die im Bann dieser Geschöpfe stehen. Ich habe es nicht nur geahnt. Als wir den Turm hier betraten, da habe ich es gewusst. Es ist der erste Tote, John, aber es muss nicht der einzige bleiben.«
    Ich fand keine Antwort auf Janes kurze Rede. Im Prinzip stimmte es. Das konnte nur so gelaufen sein und nicht anders.
    »Wir haben ein Problem, John.«
    »Dann werden wir es lösen.«
    »Gut. Und wo fangen wir an?«
    »Wir schalten die örtlichen Kollegen ein. Wenn der Mann wirklich zu den Einheimischen gehört, muss er hier bekannt sein.«
    »Und warum hat man ihn umgebracht?«
    »Als Zeichen, dass man sich nicht mit einer Entschuldigung zufrieden gibt. Man hat einen perfekten Zeitpunkt abgewartet. Der ist jetzt erreicht.«
    »Und wer könnte das getan haben?«, fragte Jane. »Wer steckt dahinter? Mächte, die bisher die Jahrhunderte verschlafen haben und nun aus der Vergangenheit erschienen sind? So etwas haben wir schließlich auch schon erlebt.«
    »Es muss nicht sein«, sagte ich. »Es kann auch jemand gewesen sein, der in unserer Zeit lebt.«
    »Eine Hexe, ein Hexer, wie auch immer«, murmelte Jane vor sich hin und senkte den Blick. »Deshalb habe ich den Drang gespürt, hierher zu fahren. Es war wie ein Leitstrahl, auf dem ich nach Preston geritten bin. Ja, ich habe es gespürt. Tief in meinem Innern. So einfach ist das alles.« Sie lachte bitter. »Jedenfalls sind wir hier richtig, John.«
    »Genau, aber wir müssen dafür sorgen, dass der Tod des Mannes zunächst geheim bleibt.«
    Jane hatte mir in den letzten Sekunden nicht zugehört. Sie war ihren eigenen Gedanken nachgegangen, die sie jetzt aussprach.
    »Hexen, John, wieder mal. Hexen, die stark werden wollen. Die sich nicht mehr
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