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1393 - Werwolf-Nacht

1393 - Werwolf-Nacht

Titel: 1393 - Werwolf-Nacht
Autoren: Jason Dark
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Seite. Er griff in einen Spalt im Sesselpolster und holte eine Flasche Gin hervor. Die hielt er hoch. Dabei sagte er: »Hier, auf dass das Vorurteil lebe, dass wir nur Penner und Säufer sind.«
    »Das habe ich nicht gesagt, Benny. Was macht dich so aggressiv?«
    Er ging nicht darauf ein. »Willst du einen Schluck?«
    »Aber nur einen, ich bin mit dem Wagen da.«
    »Weiß ich.« Er warf mir die Flasche zu.
    Ich trank und hütete mich davon, mich zu schütteln. Ich war einfach kein Freund dieses Getränks. Sir Benny fing die Flasche wieder auf und verschloss sie.
    »Manchmal bleibt als einziger Trost nur der Alkohol, Geisterjäger, so abgeschmackt das auch klingt. Als wir den Toten im Wasser treiben sahen, haben wir auch getrunken.«
    »Welchen Toten?«
    »Es ist einer von uns gewesen. Du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass er so ähnlich ausgesehen hat wie die Hunde. Er war nicht nur gebissen worden, er wurde zerbissen. Und in der Nacht zuvor haben wir wieder das Heulen gehört.«
    »Also doch Wölfe.«
    »Das sagte ich.«
    »Was habt ihr mit der Leiche gemacht?«
    »Verscharrt wie einen räudigen Hund. Was hätten wir denn sonst mit ihr machen sollen?«
    »Du warst Polizist, Benny. Du kennst die Regeln.«
    Er hob den rechten Zeigefinger. »Ich war Polizist, Geisterjäger. Jetzt bin ich es nicht mehr. Was meist du, was meine Freunde hier gesagt hätten, wenn ich die ehemaligen Kollegen alarmiert hätte? Die hätten mich gelyncht.«
    »Aber ich bin hier.«
    »Du bist etwas anderes. Ich habe für dich gebürgt, sagen wir mal so. Außerdem grassiert die Angst, dass es wieder passieren könnte, und es wird wahrscheinlich passieren.«
    »Bist du dir sicher?«
    »In der letzten Nacht haben wir das Heulen wieder gehört.« Er deutete über das Wasser hinweg. »Sie halten sich jenseits des Flussarms auf. Da gibt es genügend Verstecke. Ein Stück weiter sind die Ufer stark bewachsen. Unterholz, Gebüsche, Sträucher und so weiter. Für Werwölfe fast ideal. Das ist meine Meinung. Ich weiß natürlich nicht, wie du dazu stehst.«
    »Ich höre dir zu.«
    Sir Benny schaute mich gespannt an. »Und? Hast du dich schon entschieden?«
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«
    Er hob die Schultern. »Das ist ganz einfach. Wenn du nichts anderes vorhast, könntest du uns in dieser herrlichen Nacht Gesellschaft leisten. Zumindest so lange, bis wir das Heulen wieder hören. Dann musst du dich entscheiden.«
    Das also war der Grund, weshalb er mich hergeholt hatte. Ich gab ihm noch keine Antwort, sondern dachte zunächst mal nach. Sir Benny war sicherlich kein Spinner, auch wenn er sich Sir nennen ließ, weil er sich als Lord der unteren Zehntausend fühlte. Was er gehört hatte, dass hatte er gehört, und die Angst gab es sicherlich unter den Berbern. Sollten tatsächlich Werwölfe durch die Nacht schleichen, musste ich darin einfach eine große Gefahr sehen.
    Wenn ich mich jetzt verabschiedete und die Berber allein ließ, würde mich mein schlechtes Gewissen quälen, das wusste ich. Ich hatte mir den Abend und die Nacht zwar anders vorgestellt, auf der anderen Seite jedoch war ich es gewohnt, mit Überraschungen zu leben.
    »Ja oder nein, Geisterjäger?«
    Ich schaute in Bennys Gesicht, über das dieses Wechselspiel aus Licht und Schatten huschte.
    »Eher ja.«
    »Klingt gut – aber…«
    »Ich möchte hier nicht allein warten. Sollten es wirklich Werwölfe sein, die hier die Gegend unsicher machen, dann denke ich an eine Unterstützung, denn ich weiß verdammt genau, wie gefährlich diese Wesen sind. Und mit der Unterstützung meine ich nicht dich und deine Freunde, sondern einige Kollegen.«
    »Suko.«
    »Genau ihn.«
    Benny holte eine Blechdose aus der Tasche und klappte den Deckel hoch, mit sicheren Fingern fand er eine selbstgedrehte Zigarette und steckte sie an. Nachdem er einige Züge gepafft hatte, nickte er mir zu.
    »Ich werde den anderen sagen, dass vier Bullenaugen mehr sehen als zwei. Das müssen sie akzeptieren.«
    »So sehe ich das auch.«
    »Wann willst du ihn herholen?«
    »Sofort.«
    »Oh! Und das wird keine Probleme geben?«
    »Ich denke nicht.«
    »Dann tu, was du nicht lassen kannst.«
    In meinem Falle bedeutete es, dass ich aufstand und einige Schritte wegging. Erst als ich den Bereich der Brücke verlassen hatte, blieb ich stehen und holte mein Handy hervor.
    Ich wartete darauf, dass sich mein Freund Suko meldete, und schaute dabei über das Wasser hinweg. Der Widerschein der Flammen war nicht mehr
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