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1378 - Wenn die Totengeister kommen

1378 - Wenn die Totengeister kommen

Titel: 1378 - Wenn die Totengeister kommen
Autoren: Jason Dark
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gebracht und uns allein gelassen. Wenn die andere Seite mit ihr ebenso umging wie sie mit mir hatte umgehen wollen, dann sah es für sie schlecht aus.
    »Du weißt es nicht, John.«
    »Genau, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es sich bei ihnen um Totengeister handelt, die keine Ruhe mehr finden, weil sie im Leben irgendetwas getan haben, und ich weiß nicht, ob Harry Jenkins nicht einen großen Teil der Schuld trägt.«
    Der Autor hatte seinen Namen gehört und schaute hoch. Automatisch fiel mein Blick auf seine blutverschmierte Stirn. Wieder dachte ich, dass er verdammt Glück gehabt hatte. Diese Krallen hätten ihm auch die Augen auskratzen können.
    »Wäre es jetzt nicht besser, Mr. Jenkins, wenn Sie uns etwas erzählen würden? Diese Gestalten sind sicherlich nicht unseretwegen erschienen, nehme ich an.«
    »Das stimmt.«
    »Sehr gut. Dann wissen Sie also doch Bescheid.«
    »Nein!«, fuhr er mich an. »Nein, verdammt!«
    »Wie lautet dann die Wahrheit?«
    »Ich kenne sie nicht!«, greinte er. »Ich… ich … bin auch davon überrascht worden.«
    »Wann war das?«
    »Am heutigen Nachmittag.«
    »Und weiter?«
    »Da ist es dann passiert.«
    »Genauer, bitte. Und wir wollen alles hören, wirklich alles, verstanden?«
    »Ist schon gut.«
    »Dann bitte.«
    Jeder Mensch besitzt einen Punkt, an dem sein Widerstand bricht.
    Der war jetzt bei Harry Jenkins erreicht.
    Wir erfuhren, was ihm vor seinem Besuch im Biergarten passiert war. Er hatte diese Gestalt zweimal gesehen. Einmal bei seiner Arbeit am Schreibtisch und zum anderen im Bad, als er geduscht hatte.
    »So ist es gewesen, Mr. Sinclair, aber ich kenne diesen Geist nicht. Ich weiß auch nicht, weshalb er mich besucht hat. Ich will mit ihm einfach nichts zu tun haben. Das müssen Sie doch verstehen, verdammt noch mal!« Er breitete seine Arme aus. »Ich bin unschuldig.«
    So konnte man es sehen, doch genau das glaubte ich ihm nicht.
    Auch wenn er sich keiner Schuld bewusst war, musste es etwas in seinem Leben geben, das den Kräften des Jenseits nicht hatte gefallen können. Ich wusste nicht, womit dies zusammenhing. Das konnte eine Folge seines Berufs oder des privaten Lebens sein.
    »Ich weiß nicht Bescheid, und sie sind auch überfragt, Mr. Sinclair. Es bleibt also alles beim Alten.«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    »Wieso?«
    »Es gibt immer wieder Motive.«
    »Mag sein, aber nicht bei mir.«
    »Auch bei Ihnen.«
    Er schaute mich an, als wollte er mich fressen. Dann drehte er sich zur Seite und winkte ab. »Ich will jetzt gehen!«
    »Wohin?«
    Er lachte mich an. »Nach Hause. Oder glauben Sie, dass ich im Park übernachten will?«
    »Und wo wohnen Sie?«
    Er zögerte mit der Antwort. Schließlich rückte er mit seiner Adresse heraus. Da ich mich in London recht gut auskannte, wusste ich, dass er seine Wohnung zu Fuß erreichen konnte.
    »Und sie werden dort bleiben?«, erkundigte ich mich.
    »Ja. Ich habe keine Lust, in ein Hotel zu ziehen. Außerdem bin ich kein Feigling.«
    »Vorsicht hat nichts mit Feigheit zu tun«, erklärte ich. »Irgendetwas müssen Sie getan haben, sonst hätte man Sie nicht angegriffen. Sie sollten darüber nachdenken, und wenn es Ihnen eingefallen ist, dann sollten Sie es nicht für sich behalten und mir Bescheid geben.«
    »Was können Sie denn tun?«
    »Möglicherweise kann ich Ihnen sogar helfen.«
    Er winkte ab. »Vergessen Sie es.«
    Mein Freund Bill Conolly hatte sich bisher zurückgehalten, etwas, was ich von ihm gar nicht kannte. Jetzt aber musste er etwas sagen.
    »Ich verstehe Sie nicht, Harry. Denken Sie daran, als ich den Artikel über Sie schrieb. Da waren Sie ganz anders. Da haben sie sich kooperativ gezeigt. Warum nicht heute so? Was hält Sie davon ab, mit uns zusammenzuarbeiten?«
    »Warum sollte ich? Es ging bei unserem ersten Treffen um meinen Job. Das ist es.«
    »Stimmt.« Bill grinste breit. »Könnte es nicht sein, dass die unerklärbaren Vorgänge hier auch mit Ihrem Job zusammenhängen? Sie sind ein Genre-Schreiber. Jemand, dessen Drehbücher und Geschichten nicht eben für feinsinnige Gemüter bestimmt sind.« Bill hob seinen Daumen. »Horror.« Er hob noch den Zeigefinger. »Sex«, zählte er auf, und als er den Mittelfinger hochstreckte, fügte er noch das Wort »Gewalt« hinzu. »Diese drei Dinge kommen zusammen, und ich habe Sie damals nicht grundlos interviewt, weil sich das Gerücht hielt, dass gewisse Streifen, für die Sie die Drehbücher geschrieben haben, gar nicht erst in den Handel
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