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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage
Autoren: Jason Dark
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Aufschub.«
    Bösartig schaute er mich an. »Euer Schicksal ist besiegelt.«
    »Das ist möglich. Aber ich möchte, dass Ihr mir trotzdem einen Aufschub gewährt.«
    »Wie soll ich es verstehen?«
    »Ich möchte, dass Ihr mir zuhört.«
    Er nickte sehr langsam und erklärte, dass er nicht unmenschlich wäre und sich nur an die Regeln halten würde. »Aber sprecht nicht mehr von den Templern. Ihr gehört nicht zu uns. Templer sind anders als Ihr. Schaut Euch doch nur an.«
    »Ich weiß, dass mir vieles fehlt. Doch ich muss sagen, dass sich die Zeiten schon verändert haben. Ich komme aus einer Zukunft, in der auch mein Freund Godwin de Salier lebt. Um ihn geht es aber nicht, sondern um mich und was sich in meinem Besitz befindet.«
    »Was gibt es dort?«
    »Darf ich es hervorholen?«
    »Eine Waffe?«
    »Nein!«
    »Was ist es dann?«
    »Es befindet sich in meiner rechten Tasche, und ich möchte es gern hervorholen.«
    Er zögerte noch. Dann tat er etwas, was mich innerlich vibrieren ließ. Er griff hinter sich. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einen Dolch fest, dessen Klinge leicht gebogen und auch verziert war. Das Metall sah fast aus wie ein Halbmond. Es konnte gut sein, dass er diese Waffe aus dem Orient mitgebracht hatte.
    Er bedrohte nicht mich damit, sondern trat zur Seite, wo er vor Glenda stehen blieb.
    »Sollten mich Eure Worte und Taten nicht überzeugen, werde ich nicht zögern und dieser Frau hier die Kehle durchschneiden. Die Ungläubigen haben es getan, bis es mir gelungen ist, den Dolch zu bekommen.«
    »Nein, Ihr braucht keine Furcht zu haben. Ich will Euch nicht hintergehen.«
    Ich war bewusst bei der förmlichen Anrede geblieben. Er sollte merken, dass ich Respekt vor ihm hatte.
    »Ja«, sagte er. »Ihr könnt es tun.« Die Klinge nahm er trotzdem nicht von Glendas Kehle weg, die auf ihrem Platz saß, als wäre sie dort eingefroren.
    Es war natürlich schwer, mit gefesselten Händen in eine Tasche zu greifen. Da spielte es keine Rolle, ob es sich um die linke oder rechte Hand handelte. Mit einiger Geduld würde es klappen, denn in der rechten Tasche steckte mein Kreuz.
    Mit dem angewinkelten Arm schob ich den Stoff der Jacke etwas in die Höhe, um besser an meinen Talisman heranzukommen. Dann musste ich beide Hände tief in die Tasche schieben, damit ich das Kreuz zwischen meine Finger klemmen konnte.
    Ich spürte es.
    »Nicht mehr lange«, sagte ich, um den Templer zu beruhigen, der abwartend in meiner Nähe stand.
    Glaubte er mir? Glaubte er mir nicht?
    Es ging um Sekunden. Viel Geduld zeigte er nicht. Wahrscheinlich war er durch die Hinrichtung noch aufgeputscht. Rechnen musste ich mit allem, auch mit einer Niederlage.
    Wie so oft war das Kreuz meine letzte Chance, doch diesmal musste ich nicht damit das Böse vernichten. Heute sollte es mir als Beweis dienen.
    Rückwärtig schob ich die gefesselten Hände noch etwas tiefer.
    Der Atem drang mit keuchenden Lauten aus meinem Mund. Ich hielt das Kreuz bereits umfasst und betete darum, dass es mir nicht wieder aus den Fingern rutschte und alles umsonst gewesen war.
    Nein, das passierte nicht.
    Trotz des Schweißes auf meiner Haut gelang es mir, das Kreuz in die Höhe zu bekommen. Ich ließ es auch nicht mehr los. Meine Hände verdeckten es zur Hälfte, als ich es ins Freie zog. Glenda wusste Bescheid, der Templer allerdings noch nicht, doch er schaute jetzt auf meine Hände, und die Waffe befand sich nicht mehr so unmittelbar an Glendas Kehle.
    Ich hielt das Kreuz fest. Die schmale Silberkette war über meinen Handrücken gerutscht. Dann legte ich die Hände in meinen Schoß.
    Noch war von meinem Talisman so gut wie nichts zu sehen, und ich wollte es auch weiterhin spannend machen.
    Renaud de Vichier hatte sich wieder vor mich gestellt. Er sah noch nichts, und das ärgerte ihn.
    »Was habt Ihr dort verborgen?«
    »Einen Augenblick Geduld. Ihr werdet es bald sehen, und ich weiß auch, dass es Euch etwas sagen wird, denn es hat eine Reise durch die Vergangenheit hinter sich. Seit einiger Zeit befindet es sich in meinem Besitz, weil ich ein Auserwählter bin.«
    Meine Worte waren bei de Vichier leider nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.
    »Was redet Ihr denn da?«
    »Moment noch.«
    »Nein, jetzt!«, schrie er.
    Ich wusste, dass der Bogen weit genug gespannt worden war.
    Noch länger konnte ich nicht warten.
    Deshalb öffnete ich meine Hände.
    Das Kreuz hatte auf der Kante gestanden. Jetzt, wo der beiderseitige Druck nicht mehr
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