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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage
Autoren: Jason Dark
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gefunden und auch seinen Körper.«
    »Genau, das ist es. Eure Schwester hat den Maler Furletto getötet. Sie nahm ihr Schwert und schlug ihm den Kopf ab, und nur, weil Ihr ihm den Auftrag gegeben habt, das Bild so zu malen wie Ihr es Euch vorgestellt habt.«
    Renaud de Vichier verzog die Mundwinkel, was trotz seines Bartes zu erkennen war. »Ich habe ihr den Tod geschworen«, flüsterte er. »Sie hat zu großes Unheil über die Menschen gebracht. Sie war grausam. Sie hat sich auf die Mächte der Hölle verlassen. Sie ist vom Glauben abgetreten, und deshalb hat sie nichts anders verdient als den Tod. Sie ist das geworden, was man eine böse Frauen nennt, eine Hexe. Ja, Angelo Furletto hat in meinem Auftrag gehandelt. Er sollte sie so malen, wie sie umkommen würde. Sie ist eitel. Sie wollte sich unbedingt malen lassen, und das in einer schamlosen Art und Weise. Ich habe davon gehört und gab Furletto den Auftrag, sie so zu malen wie sie sterben wird.«
    »Aber sie lebt«, sagte ich.
    »Das weiß ich. Sie wird trotzdem sterben. Ihr wie auch Eure Freundin werden zuschauen. Danach werde ich entscheiden, was mit Euch geschehen soll. Zuvor aber werde ich die Seele meiner Schwester dem Teufel übergeben und werde sie in das tiefe Grab stecken, wo sie nicht gefunden werden soll.«
    Mir kam eine Idee. »Ist es das Grab mit der Treppe?«
    »O ja. Ich habe es ausbauen lassen. Die Treppe ist der Weg nach unten, in die Hölle, wo sie für alle Zeiten schmoren wird, um dann zu verbrennen. Sie wird unter ihresgleichen sein, und kein Gerechter wird je zu ihr hinabsteigen, um sie zu befreien.«
    Diese Worte waren mit einem sehr großen Ernst gesprochen worden. Ich musste ein wenig umdenken und mich wieder in die Zeit hineinversetzen, in der die Menschen noch andere Vorstellungen von der Hölle gehabt hatten. Sie fürchteten sie so wie der Teufel das Licht des Himmels.
    Hatte es Sinn, den Templerführer mit Worten überzeugen zu versuchen? Sollte ich noch mal Godwin de Salier erwähnen und von dem Orden berichten, wie er sich in meiner Zeit gab?
    Nein, das hatte keinen Sinn. So leicht war de Vichier nicht zu überzeugen. Zwar hatte ihn unser Erscheinen durcheinander gebracht, von seinem Plan hatten wir ihn jedoch nicht abbringen können. Der würde seine Schwester töten, weil sie auf der falschen Seite stand.
    Seinen beiden Begleitern gab er einen Wink. »Schafft sie zum Ort der Hinrichtung.«
    Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Sie bückten sich und zerrten Glenda und mich auf die Beine. Wir bekamen keine Zeit zum ausruhen, denn sie zogen uns mit sich.
    Es war nicht einfach für mich, die ersten Schritte zu überstehen.
    Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich noch unter den Folgen des Schlags in den Nacken litt. Zwar ging ich, doch ich kam mir vor, als hätte ich zu viel getrunken. Ob ich schwankte oder der Boden unter mir, das war schwer zu sagen. Jedenfalls war ich schließlich froh, dass man mich festhielt. Zudem konnte ich mich auf Grund der gefesselten Hände nirgendwo abstützen, wenn es mal ernst wurde.
    Ich war froh, nicht über meine eigenen Beine zu stolpern und wurde mitgenommen zu der Stelle hin, wo das Grauen beginnen sollte. Neben mir ging Glenda. Ich hörte sie heftig atmen, aber sie sprach mich nicht an. Auch sie hatte zu kämpfen nach diesem heimtückischen Niederschlag, und wie unsere gemeinsame Zukunft aussah, wussten wir auch nicht.
    Renaud de Vichier war zwar ein Templer, aber zugleich auch ein Ritter und Kämpfer, der sich seine eigenen Gesetze gemacht hatte, die von seinen Mitbrüdern akzeptiert wurden. So würden wir von keiner Seite Hilfe bekommen und mussten versuchen, selbst eine Möglichkeit zu finden, um unser Leben zu retten.
    Obwohl ich meine Augen offen hielt, war von der Umgebung nicht viel zu erkennen. Die Feuer mit ihrem unruhigen und tanzenden Flammen verfremdeten die Dinge. Man konnte den Eindruck haben, dass nichts mehr an seinem Platz stand. Licht und Schatten verbreiteten eine Unruhe, die aus der Umgebung ein Bild schuf, das sich ständig veränderte.
    Ab und zu fielen mir die Templer auf. Sie hatten die Neugierigen verdrängt und waren damit beschäftigt, ein Lager zu errichten.
    Die Mauer aber erkannte ich trotzdem. Sie war auf dem Bild zu sehen, ich schaute gegen sie und sah sie so, wie sie in der Wirklichkeit war.
    Ich sah die Lücken darin, die Vorsprünge, nur der rote Himmel war mittlerweile verschwunden.
    Ich war schon so in meine Rolle hineingewachsen, dass ich automatisch
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