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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar
Autoren: Michael M. Thurner
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krankhaften Stirn vorging?
    Doch General Duncan machte niemals etwas, das nicht auch einen Sinn hatte. Selbst in Situationen wie diesen nicht, die sein Leben und seinen Einfluss mit wenigen spröden Worten auf ein Nichts reduzierten.
    »Neben dem besonderen Dank für ihre beherzte Zivilcourage, den ich an Miss Eve Neuf-Deville und an Sergeant Friedmann aussprechen möchte, freut es mich ganz besonders, meinen Sohn… Rulfan als neuen Octavian für Äußere Angelegenheiten einsetzen zu dürfen.«
    Rulfan verzog schmerzlich grinsend das Gesicht. Dies war zwar keinesfalls jene Rolle, die in seiner Lebensplanung vorgesehen war – doch unter den besonderen Umständen war die Übernahme des wichtigen Amts ein notwendiges Übel.
    Duncan war ausgebootet, Grimes schwieg.
    Vorerst.
    Im Ränkespiel beherrschten die beiden jede Klaviatur.
    Sir Leonard erklärte die Sitzung für beendet. Die Bunkermenschen hießen den neuen Octavian mit Applaus willkommen.
    »Tja – wie rasch sich die öffentliche Meinung ändern kann«, flüsterte Rulfan Eve grinsend zu, die neben ihm saß und nervös mit ihren Fingern spielte.
    Er nickte Sergeant Friedmann zu. Jenem Mann, der ihn bei ihrer ersten Begegnung mit dem Elektroschocker betäubt, ihm später aber durchaus geholfen hatte. Schlussendlich dadurch, dass er die Hangartore geistesgegenwärtig geöffnet hatte.
    »Was ist mit dem Fallout?«, fragte er Eve, nachdem der Applaus abgeklungen war. »Gibt es neue Messungen?«
    »Es sieht weniger schlimm aus als befürchtet«, antwortete sie. »Das angereicherte Hafnium entspricht jener Waffengüte, die eine Radioaktivität nur auf eng begrenztem Raum entfaltet und eine extrem kurze Halbwertszeit aufweist. Die Entfernung von knapp zwei Kilometern reichte so eben aus. Wir werden das betroffene Gebiet zur verbotenen Zone erklären müssen, aber akut ist niemand in Salisbury gefährdet.«
    (Hafnium-178m2 wird derzeit vom US-Militär als heißester Kandidat für zukünftige Isomer-Waffen angesehen und hat eine Halbwertszeit von 31 Jahren. Der Zerfallsprozess kann aber durch Einwirkung von außen derart beschleunigt werden, dass sich die Energie explosionsartig entlädt. 1 Gramm des Hafnium-Sprengstoffs entwickelt die Kraft von 50 kg TNT. Der Einsatz einer solchen Waffe würde durch harte Gammastrahlung alle Lebewesen in der unmittelbaren Umgebung töten und dabei weniger radioaktiven Niederschlag auslösen als eine herkömmliche, auf Kernspaltung beruhende Atomwaffe)
    »Sind die anderen Bunker-Communities gewarnt worden?«, wandte er sich an seinen Vater.
    »Natürlich«, entgegnete Sir Leonard. »London und Washington wissen bereits Bescheid. Moskau, die französischen, deutschen, spanischen und alle anderen verbündeten Bunkergemeinschaften werden nach und nach über ISS-Funk informiert. Für alle gilt ab sofort die höchste Sicherheitsstufe. Und dank der Anti-Viren-Behandlung können wir auch sicher sein, dass es keine weiteren Maulwürfe in den eigenen Reihen geben wird.«
    »Sobald alle Technos die Tests durchlaufen haben«, schränkte Rulfan ein.
    »Die werden nun forciert werden. In spätestens einer Woche haben wir alle Ergebnisse.« Leonard Gabriel legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Jetzt wissen wir endlich, wofür die Daa’muren die nuklearen Sprengköpfe gesammelt haben. Aber wir werden ihnen gehörig in die Suppe spucken. Der Albtraum findet nicht statt.«
    »Apropos Albtraum…« Rulfan seufzte. »Da fällt mir ein, dass ich Will Shag das Versprechen gegeben habe, heute nochmals in seinem ›Winternachts-Albtraum‹ aufzutreten. Die wahre Prüfung steht mir also noch bevor.«
    Die Augen Sir Leonards blitzten belustigt auf. »Hoffen wir, dass es für uns als Publikum nicht die größere Prüfung wird…«
    »Spotte nicht«, grollte Rulfan mit großer Geste. »Wer nichts von Kunst versteht, der sollte sich hüten, über dem Künstler den Stab zu brechen… Komm, Chira, wir gehen!«
    ***
    Und so endet ein Tag in der Geschichtsschreibung der Menschheit mit einem kleinen Sieg.
    Vieles ist wieder in Ordnung. Rulfan hat den ihm zustehenden Platz in der Gesellschaft gefunden. Der Plan der Daa’muren wurde, zumindest teilweise, aufgedeckt. Ein schreckliches Unglück konnte verhindert werden, dank des mutigen Eingreifens eines einzigen Mannes.
    Rulfan hat so viele Qualitäten in sich, von denen er noch gar nichts ahnt. Ich könnte ihm erzählen, was alles in ihm steckt, doch ich würde ihm damit wohl keinen Gefallen tun.
    Doch
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