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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar
Autoren: Michael M. Thurner
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bald vergehen«, meinte
    »Seven« Duncan leise. Rulfan hörte, wie er sich schwerfällig umdrehte und langsam auf den Ausgang des Raumes zu tapste.
    »Das ist kein Mensch, sondern ein Monster!«, zischte Sarah Kucholsky nach einer Weile, während sie gut hörbar an ihren Gerätschaften hantierte. »Dieser Mann und seine Mitläufer werden uns alle ins Unglück stürzen, wenn sie die Mehrheit im Octaviat erlangen.«
    Kurz öffnete Rulfan die Augen und beobachtete die Frau, wie sie mit dem Rücken zu ihm Behälter mit Petrischalen willkürlich hin und her räumte.
    »Sir Leonard könnte ihn wohl stoppen«, fuhr sie halblaut fort, »wenn ihn seine Aufgaben nicht so sehr in Anspruch nehmen würden. Sobald ›Seven‹ eine seiner Marionetten im Octaviat installiert hat, wird es nicht lange dauern, bis ein neuer Prime gewählt wird, und dann gute Nacht, Salisbury…«
    Sarah Kucholsky fuhr mit ihrer Litanei fort und verschaffte Rulfan so ungewollt binnen weniger Minuten einen Überblick über das, was im Bunker während seiner Abwesenheit passiert war.
    »… wenn du wach wärst und mich hören könntest«, sagte sie schließlich ihm zugewandt, »du würdest sofort das Weite suchen. Die Gerichtsverhandlung morgen kann nicht gut für dich ausgehen – obwohl wir mittlerweile wissen, wie die Beeinflussung der Daa’muren funktioniert und dass deren Opfer völlig unschuldig sind. Aber für ›Seven‹ zählen nur die Gesetze, und Gesetze können lediglich durch eine absolute Mehrheit unter den Octavianen geändert werden…«
    Sie sprach tatsächlich zu ihm! Wusste sie, dass er wach war?
    »Du könntest mir die ID-Karte aus dem anderen Arbeitsmantel in meinem Spind stehlen«, redete die Kucholsky weiter. »Sie würde dir alle Tore im Bunker öffnen. In fünfzehn Minuten kommt die Wachablösung. Das wäre die Chance für einen geschickten Burschen, um zumindest bis zum Ausgang des Nests zu kommen. Von dort aus wird es allerdings schwieriger. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie jemand den Desinfektionsgang passieren könnte, ohne von den Wachen gestoppt zu werden… Aber warum zerbreche ich mir eigentlich den Kopf für jemanden, der wahrscheinlich erst in einigen Stunden mit einem fürchterlichen Kater und gewaltigem Durst aufwachen wird? Ich muss verrückt sein…«
    Die weißhaarige, zartgliedrige Frau beendete ihre Arbeit an den Proben. Wartete drei, vier Sekunden und drehte sich dann langsam um. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, verließ sie den Raum.
    Unglaublich.
    Sie hatte ihm detailliert geschildert, wie er sich auf seiner Flucht zu verhalten hatte, ohne sich den Anschein zu geben, Salisbury verraten zu haben.
    Und was die Flucht durch den Desinfektionsgang betraf: Rulfan wusste sehr wohl, wie er dieses Problem lösen konnte…
    13. Flucht und Suche
    Das Lösen der Hand- und Fußfesseln war ein Kinderspiel für Rulfan, der schon in frühester Kindheit mit derlei Spielzeug fertig geworden war. Viel mehr Probleme bereitete ihm allerdings das Aufstehen. Und noch mehr Kraft kostete es, auf den Beinen zu bleiben.
    Er war gehörig verkatert. Jeder einzelne Quadratzentimeter seines Körpers schmerzte. Magenkrämpfe ließen Rulfan immer wieder in die Knie gehen. Alles verschwamm vor seinen Augen. Da war nichts in seinem Gesichtsfeld, das ruhig zu bleiben schien. Ein gutes Dutzend Einstiche an seinen Oberarmen wiesen auf eine medizinische Rosskur hin.
    Eine erfolgreiche Kur? War er nun wirklich endgültig vom daa’murischen Virus befreit?
    Rulfan wankte zum Spind und holte die ID-Karte der Kucholsky hervor. Aus einem Chirurgenbesteck nahm er mehrere Skalpelle an sich, ging schließlich zur Türe und lauschte.
    Schweißausbrüche und Kopfschmerzen ließen ihn die Zeit vergessen, bis endlich das Signal zur Wachablösung ertönte.
    Stühle wurden gerückt. Drei Männer entfernten sich. Leise öffnete er die Türe, schlüpfte hinaus. Unter anderen Umständen hätte er über die Nachlässigkeit der Wachen geflucht, bereits vor Ankunft der Ablöse den Raum zu verlassen. Jetzt war er dankbar dafür.
    Rulfan huschte über den Gang, während neue und alte Wache in einigen Metern Entfernung entspannt miteinander plauschten.
    Er versteckte sich in einem Materialraum und wartete, bis die neuen Männer Stellung bezogen hatten und der Gang wieder menschenleer war.
    Nur war es Zeit, sich den Schlüssel für den Desinfektionsgang zu beschaffen. Einen Türöffner, der die Wachen davon abhalten würde, auf ihn zu feuern.
    Trotz der Magen-
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