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1362 - Der Sonnensucher

Titel: 1362 - Der Sonnensucher
Autoren: Unbekannt
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führten steile, spärlich bewachsene Hänge ins Tiefland hinab. In der Ferne sah er eine gezackte Linie, die eine Küste oder das Ufer eines großen Sees darstellen mochte. Er kümmerte sich nicht darum. Der Kontur des Berges in wenigen Metern Abstand folgend, sank er in die Tiefe. Den Helm hatte er geschlossen, den Feldschirm aktiviert. Er wußte, daß er Streuimpulse von sich gab, die jedes halbwegs brauchbare Ortungsgerät über eine Entfernung von vielen tausend Kilometern hinweg mühelos registrieren konnte. Aber dagegen ließ sich nichts machen.
    Schutz und Geschwindigkeit waren im Augenblick wichtiger als alles andere.
    Er war mit seinen Gedanken beschäftigt. Er war besorgt und verwirrt zugleich. Der Anblick des scheinbar intakten Raumboots hatte ihm genügt, die Lage als unbedenklich einzustufen. Wann wäre er früher je so leichtsinnig gewesen? Er hätte an Liutalf denken müssen, der den Öffnungskode des Schleusenschotts kannte, und an die Hauri, die Meister auf dem Gebiet der angewandten Psionik waren. Statt dessen hatte er sich leichtfertig in Sicherheit wiegen lassen. Woran lag das? Warum funktionierte sein Verstand nicht mehr so, wie er es gewohnt war?
    Es mochte mit dem Strangeness-Schock zu tun haben. Er hatte ihn in zwei Phasen erlebt: einmal im Innern DORIFERS, als er mitsamt seiner Kapsel unter dem Ansturm der Psiqs in ein fremdes Universum geschleudert worden war, und dann noch einmal auf Bentang, als er die Kapsel verließ. Während der ersten Phase hatte LEDA mit ihren therapeutischen Fähigkeiten ihm beigestanden. Auf Bentang war er von den Hauri verarztet worden. In beiden Fällen hatte er die Auswirkungen des Schocks rascher überstanden, als es allein mit dem Zellaktivator der Fall gewesen wäre.
    Nach der Behandlung durch die Hauri hatte der Cybermed eine Diagnose erstellt. Sie lautete wörtlich: „Dir fehlt nichts. Eine geringfügige Verschiebung der Frequenz in der hyperenergetischen Emission der Neuronen, die jedoch abzuklingen scheint. Keine Spur von Drogen."
    Das hatte ihn damals beruhigt. Aber jetzt war er mißtrauisch geworden. Die Sorglosigkeit seines Verhaltens ließ sich nicht ohne weiteres erklären. Hatte er womöglich doch geistigen Schaden davongetragen? Der Cybermed war ein zuverlässiges Gerät, aber was verstand er von den Auswirkungen des Strangeness-Schocks?
    Er schrak aus seiner Grübelei auf, als aus dem Mikroempfänger die Stimme des Pikosyns ertönte. „Ortung. Fremdes Fahrzeug voraus, Entfernung dreißig Kilometer. Nähert sich mit hoher Geschwindigkeit." Und nach einer Pause von einer Sekunde fügte die wohlmodulierte Stimme hinzu: „Moment mal! So fremd ist das Fahrzeug nicht. Es ist das Raumboot! Keine Projektion diesmal, das echte Boot!"
    Perry Rhodan hatte damit gerechnet. Liutalf und seine Helfer hatten ihn geortet und kamen, ihn unschädlich zu machen. Solange sie mit dem Boot nach ihm jagten, hatte er wenig zu befürchten. Er bewegte sich in diesem Augenblick in einer Höhe von fünfzig Metern über dem Blätterdach des Waldes.
    Wenn er ins Dickicht hinab verschwand, konnte ihm das Boot nicht folgen.
    Er vektorierte das Gravo-Pak nach unten. Das Boot näherte sich, wie der Pikosyn gesagt hatte, mit großer Geschwindigkeit. Binnen weniger Sekunden kam es bis auf eine Distanz von zehn Kilometern heran.
    Perry Rhodan ließ sich Zeit. Er erinnerte sich an das Erlebnis mit den bananenstaudenähnlichen Pflanzen, die eine ungewöhnliche Aggressivität an den Tag legten, und suchte sich für seinen endgültigen Abstieg einen Fleck, der nur von rotblättrigen Bäumen bewachsen war.
    Durch dichtes Laubwerk sank er in die Tiefe. Als er festen Boden unter den Füßen spürte, schaltete er das Gravo-Pak und den Feldschirm aus. Er stellte sich vor, wie in diesem Augenblick auf dem Orterschirm des Raumboots ein heller Reflex erlosch. In dieser Sekunde verlor Liutalf seine Spur. Eine Verfolgung durch die Dickichte des Rotblattbaum und Bananenstaudendschungels war so gut wie aussichtslos.
    Natürlich würde Liutalf mit einem solchen Manöver rechnen. Der Venno hatte nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn er die Richtung, in die Perry Rhodan sich vom Punkt seiner Landung aus wenden würde, korrekt erriet.
    Rhodan zögerte nur eine Sekunde. Dann marschierte er los - in Richtung der Berge, über die er vor zwanzig Minuten geflogen war. Liutalf würde nicht damit rechnen, daß er sich dorthin wandte, woher er gekommen war.
    Das Dickicht leistete ihm hartnäckigen Widerstand.
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