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136 - Zigeunerspuk

136 - Zigeunerspuk

Titel: 136 - Zigeunerspuk
Autoren: Dämonenkiller
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werden möchte."
    Die Alte lachte spöttisch, und der Rabe fiel mit seinem Krächzen in ihr Lachen ein.
    „Wer sollte schon Gelegenheit haben, mich zu hypnotisieren?" fragte sie. „Wer zu mir will, muß durch das Lager. Aber niemand ist gekommen. Und Raffaels Söhnen entgeht niemand. Sie scheuchen Fremde fort."
    Coco nickte. Sie hatte die drei Söhne damals erlebt. Sie gingen äußerst nachdrücklich vor, wenn jemand nicht verschwinden wollte.
    „Ein Besucher während der Schau", sagte Coco. „Sie lesen den Leuten aus der Hand, Madame. Warum sollte nicht einer Sie währenddessen hypnotisiert haben?"
    Sie hob die Brauen. „Das meinst du wirklich?"
    Coco nickte. „Und deshalb möchte ich den Versuch machen."
    Madame Zarina zuckte mit den Schultern. „Nun gut", sagte sie. „Was muß ich tun?"
    „Nichts. Entspannen Sie sich und sehen Sie mich an", bat Coco. Sie setzte sich der alten Frau gegenüber. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie sie hypnotisiert. Rasch drang sie ins Unterbewußtsein der alten Zigeunerin vor. Es kam ihr zugute, daß Madame Zarina über übersinnliche Kräfte verfügte. Coco konnte sich gleichschalten und gezielt nach etwas Ungewöhnlichem suchen. Plötzlich fand sie eine Sperre, die sich ihr entgegensetzte.
    Sie versuchte, sie mit ihren Kräften aufzubrechen. Aber plötzlich verwandelte sich der Rabe in einen riesigen Raubvogel. Er stürmte flügelschlagend auf Coco zu und schlug mit Schnabel und Klauen nach ihr. Coco kippte sich mit dem Stuhl rücklings zu Boden, rollte sich zur Seite und sprang wieder auf. Der Raubvogel setzte nach. Coco riß den Stuhl hoch und Schlug damit nach dem Vogel. Das Tier wurde quer durch den Raum geschleudert und prallte gegen ein Bücherregal. Es brach zusammen. Der Raubvogel kreischte wild und versuchte, sich aus den Brettern und Büchern zu befreien.
    Coco erschauerte. Sie schüttelte sich und sah von einem Moment zum anderen wieder klar. Das Regal stand noch, und der Rabe hockte auf einer Papageienstange wie zuvor. Aber Madame Zarina lag mehr auf ihrem Stuhl, als sie saß. Ihr Kopf war nach hinten gekippt, und sie atmete pfeifend. Schnell sprang Coco zu ihr und tastete nach ihrem Puls. Das Herz schlug rasend.
    Coco begriff. Der Unheimliche im Hintergrund hatte einen derartigen Vorstoß vorhergeahnt und seine Abwehrmaßnahmen in Zarina programmiert. Die Sperre, die die Wahrsagerin behinderte, hatte aktiven Charakter und hatte, als sie durch die Berührung ausgelöst wurde, sowohl Coco als auch die Wahrsagerin angegriffen. Coco war ein Angriff des Vogels vorgegaukelt worden. Was mit Madame Zarina geschehen war, konnte Coco nicht sagen. Aber die Alte würde das Herzrasen nicht lange durchhalten.
    Sie lag dabei immer noch in Trance; ein Widerspruch in sich. Coco löste die Hypnose auf, da sie sicher war, allein die Sperre doch nicht aufbrechen zu können. Sie würde die Zigeunerin damit töten, und das wollte sie nicht. Wer immer die Sperre errichtet hatte, er war entschieden stärker als die abtrünnige Hexe.
    Sie trat nach draußen. „Einen Arzt", rief sie. „Schnell! Madame Zarina braucht sofort einen Arzt!" Sofort rannte einer der Zigeuner in Richtung Lamballe. Nur ein paar hundert Meter weiter zwischen den ersten Häusern stand eine Telefonsäule. Coco kehrte in den Wohnwagen und in Madame Zari- nas Abteil zurück. Die alte Frau röchelte. Coco hob sie aus dem Stuhl und legte sie auf das Bett. Zarinas Augen waren verdreht. Der Rabe schlug wild mit den Flügeln und schrie. Es war, als spüre er die Nähe des Todes.

    „Du hättest sie fast umgebracht", brummte Raffael Amalfi erbost. „Was, zum Teufel, hast du mit ihr angestellt?"
    Einige der Zigeuner warfen Coco finstere Blicke zu. Madame Zarina war beliebt, so zurückgezogen sie auch lebte. Gerade wurde sie auf einer Trage in den Notarztwagen geschoben. Ein junger Arzt bemühte sich, einen Tropf anzuschließen.
    „Da siehst du, was du angerichtet hast", knurrte Raffael. „Ist das ein Leben? Sie wird vielleicht wochenlang im Krankenhaus festgehalten werden. Sie wird nichts von der Feier mitbekommen, man wird ihr die Freiheit nehmen, bis man glaubt, sie sei wieder gesund. Mußte das sein?"
    Coco drehte den Kopf und sah das Sippenoberhaupt an. „Nicht ich war es, sondern das, was ein anderer in ihr säte… ich konnte es nicht verhindern, Raffael. Beim besten Willen nicht. Und ich tappe nun immer noch im dunkeln. Ich weiß nur, daß ein starker Dämon dahinterstecken muß. Ein sehr starker
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