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136 - Der Panther-Mann

136 - Der Panther-Mann

Titel: 136 - Der Panther-Mann
Autoren: A.F.Morland
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nicht wahrzunehmen.
    »Dad!« machte Murray ihn auf sich aufmerksam, aber James Blackwood taumelte an ihm vorbei. Er stolperte die Stufen hinauf und verschwand im Haus.
    »Was ist passiert, James?« wollte Dina Blackwood wissen.
    Auch sie sah der Farmer nicht.
    Colleen eilte auf ihren verstörten Vater zu. Er lehnte das Gewehr an die Wand, es fiel um, er merkte es nicht. Colleen strich sich das blonde Haar aus der Stirn.
    »Was hast du, Dad? Warum sagst du denn nichts?«
    Es hatte den Anschein, als würde der Mann durch sie hindurchsehen. Seine Familie schien für ihn nicht vorhanden zu sein.
    »Mutter, Dad nimmt mich überhaupt nicht wahr!« rief Colleen und zog fröstelnd ihren dünnen Schlafrock zu.
    Dina richtete den Blick aus dem Fenster. »Dort draußen muß etwas ganz Furchtbares passiert sein.«
    Blackwood griff sich die Whiskyflasche, die auf einer Anrichte stand. Er ließ sich in einen Sessel fallen, drehte den Schraubverschluß auf und trank.
    Dina hatte ihren Mann noch nie so viel trinken sehen. »Meine Güte, James, was hast du vor? Du verträgst nicht so viel Alkohol!« Sie eilte zu ihm und wollte ihm die Flasche entreißen, aber er kämpfte darum, siegte und trank wieder.
    Ein Whiskyschwall ergoß sich über sein Kinn und rann ihm auf die Brust. Mit vereinten Kräften gelang es Dina und Colleen, ihm die Flasche wegzunehmen.
    »So viel Whisky kann dich umbringen!« keuchte die Frau. »Wie kannst du nur so unvernünftig sein, James?«
    Murray kam ins Haus zurück. »Was hat er nur, Mutter? Ich habe ihn noch nie so erlebt.«
    »Ich fürchte, er kann uns im Augenblick nichts sagen«, sagte Dina Blackwood. »Wenn wir eine Antwort wollen, müssen wir sie draußen suchen.«
    »Ihr bleibt bei Dad«, bestimmte Murray. »Ich gehe allein hinaus.«
    »Nimm das Gewehr mit«, sagte Colleen.
    »Auf jeden Fall.«
    Murray hob das Gewehr auf, repetierte und stürmte in die Dunkelheit hinaus. Er hatte Angst vor dem, was er entdecken würde, aber er verlangsamte seinen Schritt nicht.
    Er lief dorthin, woher sein Vater gekommen war.
    Seine Züge strafften sich. Als er die hoch aufragende Wand aus Zweigen, Stämmen und Blättern erreichte, blieb er keuchend stehen. Eine geradezu unnatürliche Stille herrschte.
    Die Tiere, die vom Schuß aufgeschreckt worden waren, hatten sich wieder beruhigt. Der Gewehrkolben klebte an Murrays Hüfte. Er war nicht so mutig wie sein Vater.
    Er bewunderte seinen Dad deswegen immer. Dad, das war ein Turm in der Schlacht, ein Felsen in der Brandung. Den konnte nichts umhauen. Das hatte Murray jedenfalls bisher geglaubt, doch nun saß sein Vater im Haus, schien seinen Verstand verloren zu haben und war unansprechbar.
    Murray stach mit dem rechten Fuß ins Unterholz. Er strengte seine Augen an und spitzte die Ohren. Sein Herz klopfte so laut, daß er glaubte, man könne es sogar noch im Haus hören.
    Ein Dorn kratzte über seinen Handrücken. Es schmerzte, aber Murray zog die Hand nicht zurück. Voll konzentriert ging er weiter, und Augenblicke später entdeckte er die nackten Beine eines Mädchens.
    Sein Herzschlag setzte aus.
    Jetzt war ihm alles klar. Dad hatte auf dieses Mädchen geschossen! Noch nie hatte James Blackwood auf einen Menschen geschossen. Es war nicht verwunderlich, daß ihn das völlig aus der Bahn warf.
    Murray fuhr sich mit der Hand über die Augen. Hier lag eine Tote, und er war ratlos.
    Was hatte sie hier zu suchen? fragte er sich. Wieso trieb sich dieses Mädchen nachts hier herum? War sie eine Diebin? Wollte sie uns bestehlen?
    Er konnte sie hier nicht liegen lassen, mußte sie ins Haus tragen, und dann mußte er den »Unfall« melden. Klar war es ein Unfall. Jack Blackwood hatte dieses Mädchen nicht absichtlich erschossen.
    Murray hängte sich das Gewehr um. Er zitterte. Merkwürdig, wie sie gekleidet ist, dachte er. Nur mit einem Leopardenfell…
    Er beugte sich über sie. Ihr dunkles Haar breitete sich auf dem Boden wie eine Pechpfütze um ihren Kopf aus. Soweit Murray das Gesicht sehen konnte, war es bildschön.
    Ein schönes junges Mädchen nachts allein im Busch… Irgend etwas stimmt da nicht, dachte Murray. Irgend etwas ist mit diesem Mädchen nicht in Ordnung.
    Auf einmal hörte er sie stöhnen. Sein Herz machte einen Freudensprung. Sie lebt! schrie es in ihm. Dad hat sie nicht getötet, er hat sie nur verletzt - wie schwer, das werden wir gleich sehen.
    Er schob seine Arme unter den schlanken Mädchenkörper und hob ihn ächzend hoch. Ob sie ihn hörte, wußte
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