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1356

1356

Titel: 1356
Autoren: Bernard Cornwell
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wurden, einige Historiker aber glauben, dass er nur auf Zeit spielte. Sicher scheint jedenfalls zu sein, dass die Schlacht früh am Montagmorgen begann, als die Franzosen den Rückzug des linken englischen Flügels entdeckten und fürchteten, der Prinz wolle sich über den Miosson davonmachen. Es wäre ein außerordentlich riskantes Manöver gewesen, eine Armee über einen Fluss zu führen, während die immer kleiner werdende Nachhut den gegnerischen Versuch aufhalten musste, den Rückzug zu stoppen, doch unzweifelhaft planten die Einheiten des Earls of Warwick die Überquerung des Miosson. Meine eigene Vermutung lautet, dass der Prinz den Franzosen zu entkommen hoffte und seinen Rückzug in die Gascogne fortsetzen wollte, doch für den Fall eines französischen Angriffs darauf vorbereitet war, diesen Plan zu ändern.
    Wenn man den Prinzen unentschieden nennen will, so kann man dasselbe von König Jean sagen. Er war kein großer Krieger und fürchtete ganz sicher die Stärke der englischen Bogenschützen. Auf der anderen Seite hatte er den Vorteil der Überzahl und muss gewusst haben, dass sein Gegner von Hunger geschwächt war. Einige seiner Berater mahnten zur Vorsicht, andere drängten ihn zu kämpfen. Er wählte den Kampf. Es ist möglich, dass keine der beiden Seiten vollständig von einem Kampf an diesem Tag überzeugt war, doch die Hitzköpfe auf der französischen Seite setzten sich durch, und König Jean beschloss den Angriff. Der Prinz, davon bin ich überzeugt, hätte lieber seinen Rückzug fortgesetzt.
    Doch eines der Ziele einer
Chevauchée
war es, den Gegner zu einer Schlacht zu zwingen, warum also nicht bei Poitiers kämpfen? Vielleicht hatte der Prinz darauf gehofft, weiter südlich ein besser geeignetes Schlachtfeld zu finden, aber ihm blieb keine Wahl. Er hielt eine starke Stellung, und hier ergeben sich neue Fragen. Wir wissen etwa, wo die Schlacht ausgetragen wurde, doch über die genaue Stelle herrscht frustrierende Unsicherheit. Die Chronisten erwähnen die Hecke, die offenkundig ein erhebliches Hindernis darstellte, aber die Hecke ist vor langer Zeit verschwunden, und niemand kann genau sagen, wo sie einst war. Es gab zwei Furten über den Miosson (der Roman erwähnt nur eine), und es ist nicht sicher, bei welcher sich der Eröffnungskampf abgespielt hat. Die meisten Historiker glauben, es war le Gué de l’Homme, die Furt, die dicht am Dorf und der Abtei Nouaillé lag. Wir wissen, dass der Captal de Buch einen Reiterangriff mit etwa hundertsechzig Mann führte, einhundert davon berittene Bogenschützen, der Panik und Unordnung bei den Franzosen auslöste, aber wir können nicht sicher sein, wo dieser Angriff stattfand. Vermutlich hat er einen Bogen nördlich um die Franzosen geschlagen, aber manche Stimmen sagen, er kam von Süden (ich habe die nördliche Route vorgezogen). Wir wissen in etwa, wo die Armee des Prinzen Aufstellung genommen hatte. Westlich des Dorfes, das heute Nouaillé-Maupertuis heißt, gibt es eine Brücke, wo früher die Furt le Gué de l’Homme war, und an dieser Brücke beginnt eine Nebenstraße Richtung Norden, die über den langen Hang ansteigt und am Denkmal für die Schlacht vorbeiführt, und wo die Straße die Anhöhe erreicht, befand sich die Stellung des Prinzen. Aber von welcher Richtung aus griffen die Franzosen an? Darüber herrscht Uneinigkeit. Einige Historiker glauben, dass der Angriff von Norden kam, während andere den Westen favorisieren. Üblicherweise ergeben sich bei einem Besuch eines Schlachtfeldes die Antworten auf solche Fragen, aber ich muss zugeben, dass ich das Gelände sehr unübersichtlich fand. Ich habe mich für einen Angriff aus dem Westen deshalb entschieden, weil mir das Vorrücken aus dieser Richtung einfacher erschien, aber sicher ist das nicht. Die französische Armee zog von Norden aus in Richtung des Schlachtfeldes, und angesichts der schwierigen Verlagerung großer Kampfeinheiten ergibt ein Angriff von Norden aus Sinn, andererseits wollten die Franzosen die Engländer an der Überquerung des Miossons hindern, also könnten sie sehr gut parallel zur Stellung des Prinzen marschiert sein, bevor sie zum Angriff umschwenkten, eine Lösung, der ich den Vorzug gegeben habe. Leser, die an der vollständigen Diskussion über die Schwierigkeiten der Verortung dieser Schlacht in der Landschaft interessiert sind, sollten Peter Hoskins hervorragendes Buch lesen:
In the Steps of the Black Prince
(The Boydell Press, 2011 ).
    Wenn der genaue Ort
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