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1356

1356

Titel: 1356
Autoren: Bernard Cornwell
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er selbst gefangen genommen. Sein Lösegeld betrug 2000  Pfund, ein Vermögen, aber er war der einzige Gefangene, den die Franzosen machten, während die Engländer hochstehende Gefangene beinahe im Überfluss hatten: den König selbst, seinen Sohn, den Erzbischof von Sens, den Duc de Bourbon, Marschall Audrehem, die Comtes de Vendôme, Dammartin, Tancarville, Joigny, Longueville, Eu, Ponthieu, Ventadour, dazu zwischen zweitausend und dreitausend französische Ritter. Zu den Toten der Franzosen gehörten der Duc d’Athènes, Geoffrey de Charny (der die Oriflamme getragen hatte), der königliche Stallmeister Walter de Brienne, Marschall Clermont, der Bischof von Châlons und weitere sechzig bis siebzig Honoratioren. Statistiken zu mittelalterlichen Schlachten sind bekanntermaßen mit Vorsicht zu genießen, aber es ist wahrscheinlich, dass die anglo-gascognische Armee etwa sechstausend Mann zählte, von denen ein Drittel Bogenschützen waren, und dass die Franzosen etwa zehntausend Mann hatten. Nach der Schlacht zählten Herolde zweieinhalbtausend französische Tote und nur vierzig englische und gascognische. Die Zahlen für die Franzosen erscheinen glaubwürdig, aber kann es so wenige anglo-gascognische Gefallene gegeben haben? Man kann den Siegern ein gewisses Maß an Übertreibung unterstellen, aber das Missverhältnis legt auch nahe, dass es die meisten Toten gab, nachdem die Franzosen in Panik geraten waren. Solange die Männer in der Kampflinie standen, geschützt von ihren Rüstungen und unterstützt von ihren Nebenmännern, waren ihre Überlebenschancen hoch, doch sobald sich die Linie auflöste und Männer um ihr Leben liefen, wurden sie zu leichten Zielen. Es gab sicher viel zu viele Tote, als dass sich die Sieger um alle hätten kümmern können, denn abgesehen von den Angehörigen des Hochadels, die identifiziert werden konnten, blieben die Übrigen auf dem Feld liegen und verwesten, und erst im Februar wurden ihre letzten Überreste eingesammelt und begraben.
    Zwischen zweieinhalb und dreitausend Franzosen gerieten in Gefangenschaft. Die weniger bedeutenden und die schwerverwundeten Gefangenen wurden auf Ehrenwort freigelassen, was bedeutete, dass sie nach Hause durften, wenn sie versprachen, nicht gegen die Engländer zu kämpfen, bis sie ihr Lösegeld bezahlt hatten, doch jeder Mann, der ein größeres Vermögen wert war, wurde nach England gebracht und dort bis zur Zahlung des Lösegeldes festgehalten. Warwick Castle wurde in seiner gegenwärtigen Form zum großen Teil mit den Lösegeldern der Franzosen erbaut. Jonathan Sumption schätzt in seinem unverzichtbaren Buch
Trial by Fire
, dass die Gesamtsumme der Lösegelder aus der Schlacht von Poitiers um 300000 Pfund betragen hat. Es ist beinahe unmöglich, einen entsprechenden Wert in heutiger Währung zu bestimmen; eine Vergleichsmöglichkeit bietet vielleicht der Bierpreis, der heute dreihunderttausend Mal höher ist als in den 1350 ern, doch es genügt zu sagen, dass viele Männer enorm reich wurden. Das Lösegeld für König Jean  II . wurde auf sechs Millionen Goldécus festgesetzt, wovon der größte Teil vor seinem Tod in London 1364 bezahlt wurde.
    Die Bezeichnung
La Malice
ist eine Erfindung, und die Verbindung des Schwertes mit Sankt Junien, der immer noch hinter dem Altar der Abteikirche von Nouaillé-Maupertuis liegt, ist ebenfalls fiktional. Alle vier Evangelien erzählen die Geschichte von Petrus, der am Abend der Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane ein Schwert zog und dem Diener des Hohepriesters damit ein Ohr abschnitt. Die Engländer haben eine alte Überlieferung, nach der Joseph von Arimathäa das Schwert nach Britannien gebracht und es dem heiligen Georg übergeben hat, aber die Erzdiözese Poznan´ in Polen macht ihren Anspruch auf die Waffe viel besser geltend – tatsächlich ist das Schwert eines ihrer kostbarsten Besitztümer und wird im Museum der Erzdiözese ausgestellt. Ist es das echte Schwert? Ein Schwert im Palästina des ersten Jahrhunderts war sehr wahrscheinlich ein
Gladius
, ein römisches Kurzschwert, wogegen es sich bei der Waffe in Poznan´ um ein Falchion handelt, ein Langschwert mit breiter Spitze. Doch wenn die Leute glauben wollen, dass es das echte Objekt ist, sollen sie es ruhig tun.
    Ich hätte diesen Roman nicht ohne die Hilfe mehrerer Bücher schreiben können, vor allem nicht ohne Jonathan Sumptions
Trial by Fire
, den zweiten Band seiner Geschichte des Hundertjährigen Kriegs. Peter Hoskins ist tapfer
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