Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1352 - Die schwarzen Schiffe

Titel: 1352 - Die schwarzen Schiffe
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eine endgültig tödliche Verletzung beibringen konnte.
    Narktor entledigte sich rasch seines Schutzanzugs. Er koppelte mit zitternden Fingern seine SERUN-Positronik an das Funkgerät des Terraners und überspielte den Zündungsbefehl. Soweit er verfolgen konnte, ging das Signal unverstümmelt hinaus. Ihm blieb nur mehr die Hoffnung, daß dort oben, tausend Kilometer über ihren Köpfen, das Gefecht eine entscheidende Wende nahm. „Es wird werden, Wido", murmelte er. Nun liefen doch noch Tränen über seine Wangen. Alles war getan, selbst die letzte Möglichkeit ausgereizt, und sein Körper sank schlaff gegen einen schmierigen Baumstumpf am Waldboden. Vielleicht war der Mensch nicht dazu geschaffen, ein unwirkliches, von Geschwindigkeiten bestimmtes Leben fern der Heimat zu führen. Vielleicht hätten sie allesamt in ihrem Wald hocken bleiben sollen - keine Himmelsstürmerei, sondern in einem Baumhaus wie Nerva-Than.
    Als habe der bloße Gedanke an die Springerin dies bewirkt, fiel aus der Baumkrone über ihm ein Kekkerek. Der Affenartige landete geschickt im Buschwerk und stieß keckernde, obertonreiche Laute aus.
    Narktor erkannte ihn: Es handelte sich um Nerva-Thans Schützling Kaekkata.
    Er holte aus dem SERUN seinen Translator hervor und setzte voraus, daß der gespeicherte Wortschatz ein kurzes Gespräch ermöglichen würde. „Wo ist die Große Frau geblieben?" wollte der Kekkerek fast ängstlich wissen. Narktor hoffte, daß seine Bindung an die Springerin nicht zu intensiv war. Man konnte die Reaktionen einer fremden Spezies im voraus nie berechnen. „Sie ist gestorben, Kleiner." Er machte im Gesicht des Affenartigen keinerlei Reaktion aus. „Wo?"
    „Bei der Explosion ... Ich meine bei dem großen Feuer."
    „Das ist schlecht", klagte der Kekkerek. „Ihre Seele ist in alle Winde zerstreut. Sobald sich der Staub gesenkt hat, wird niemand mehr an sie denken."
    Narktor schwieg eine Weile. Was sollte er dem anderen antworten? „Du irrst", sagte er am Ende nur, „die Saat der Großen Frau lebt in euch allen weiter. In euch und in mir. Das haben wir gemeinsam."
    Und sie beide schauten, wenngleich aus unterschiedlichen Motiven, zum Himmel auf, wo in tausend Kilometern Höhe am Firmament ein neuer Stern erschien.
    Hostiva Benz erkannte sofort die drei fremden Schiffe auf dem Ortungsschirm. Er hoffte, daß seine fünf Koggen dieser Streitmacht überlegen waren. Was sollte er überhaupt tun? Alles stellte sich genauso dar, wie es der Springer Narktor in seinem Notruf geschildert hatte. Vom Stützpunkt auf Finisterre existierte nur mehr eine Trümmerzone, und schuld daran waren eindeutig diese Fremden.
    Die Bestimmungen für einen solchen Fall ließen nur eine Handlungsweise zu: Er mußte die drei Schiffe zur Übergabe auffordern und hatte ansonsten jegliches Leben zu schonen. „Kommandant!"
    Er schaute zur Ortungssektion hinüber. Aber der Blue dort mußte kein Wort sagen, denn im gleichen Augenblick erkannte Hostiva Benz, daß einer der Reflexe erloschen war. „Dort unten hat sich eine Explosion ereignet. Die Ursache ist nicht erkennbar."
    Es war soweit. Im Rücken spürte der Akone mürrische Blicke, als wolle jedes einzelne Besatzungsmitglied seine Kompetenz in Zweifel ziehen. Nur die Ruhe jetzt, dachte er, ich werde euch zeigen, daß ich für diesen Job der Beste bin. „Wir stoßen mit Maximalfahrt auf Finisterre hinunter", befahl er. „Gefechtsposition laut relevanter Computerordnung ein regelmäßiges Fünfeck. Die fremden Schiffe sind am Start zu hindern."
    Urplötzlich schien der Kommandostand der PIG-Kogge vor zielgerichteter Aktivität zu bersten. Sein Blick wanderte unwillkürlich zu der Terranerin hinüber, die am Ortungsstand Dienst tat, und die er noch vor ein paar Sekunden absichtlich übersehen hatte. Aber genug davon - er durfte seine privaten Probleme nicht überbewerten, zumindest nicht in dieser Lage. „Hyperortungseinfall!" rief die Terranerin. „Wir sind entdeckt, Kommandant." Dabei traf ein Blick seine Augen, der ihm kalte Schauer über den Rücken jagte. „Wie reagieren die beiden Schiffe?"
    „Sie starten ... Ja, sie heben ab! Zwar hat die Explosion des dritten Schiff es in ihrer unmittelbaren Nähe stattgefunden, doch die Überlebenden scheinen unversehrt."
    „Im Orbit abfangen", befahl Hostiva Benz. Nun endlich gelang es ihm, tatsächlich jeden ablenkenden Gedanken aus seinem Bewußtsein zu verbannen. Er sah, wie seine fünf Koggen die beiden größeren Raumer abfingen und in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher