Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1352 - Beute für den Sensenmann

1352 - Beute für den Sensenmann

Titel: 1352 - Beute für den Sensenmann
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
irgendetwas passiert sein musste.
    Eine andere Möglichkeit gab es nicht für sie. Nie hätte Orry seine Freundin in einem derartigen Zustand im Stich gelassen.
    »Kannst du…«
    Rose verstummte, weil Lilian wieder zu weinen begann. Diesmal allerdings hörte es sich anderes an. Es konnte auch ein Weinen der Erleichterung sein.
    Die Wirtstochter zündete eine weitere Zigarette an. Sie wollte Lilian zunächst mal in Ruhe lassen. Sie musste sich sammeln. Erst dann würde sie reden können.
    »Du bist allein gekommen, nicht?«
    Lilian nickte.
    Die nächste Frage fiel Rose schwer, auch wenn sie nur aus einem Wort bestand. »Orry?«
    Zwei tränenfeuchte Augen schauten sie an. Dann schnappte Lilian nach Luft, nickte und fing wieder an zu weinen. Da flossen die Tränen wie ein Sturzbach.
    Rose hatte Mitleid. Sie streichelte über das rote Haar der jungen Frau, die sich schließlich beruhigte, mit einem Taschentuch über die Augen rieb und sich dann schnauzte.
    »Geht es wieder?«, fragte Rose besorgt.
    Lilian zog die Nase hoch. »Ja, ich glaube. Ich… ich … bin wieder fast okay.«
    »Noch einen Whisky?«
    »Nein, nein, nur Wasser.«
    »Warte einen Moment.«
    Rose holte eine Flasche Wasser und zwei Gläser. In der Zwischenzeit putzte sich Lilian mehrmals die Nase. Als Rose wieder ihren Platz eingenommen hatte, konnte sie fast normal reden. Das tat sie erst, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, und sie fiel dabei sofort mit der Tür ins Haus.
    »Orry ist tot!«
    Rose hatte bereits nach ihrem Glas gegriffen. Zum Glück stand es noch auf den Tisch, sonst wäre es ihr sicherlich aus der Hand gerutscht.
    Wie ein Echo hallte der eine Satz in ihrem Kopf nach, und sie sah den Blick der verweinten Augen auf sich gerichtet.
    »Doch nicht wirklich – oder?«
    »Er ist tot.«
    Rose schloss die Augen. Plötzlich klemmte ein würgendes Gefühl ihre Kehle. Sie hatte Orry nicht besonders gemocht. Vom Typ her war er ihr unsympathisch gewesen, aber die Geschmäcker der Menschen sind ja glücklicherweise verschieden. Jetzt spürte sie, dass etwas Kaltes ihren Rücken herabrann.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Rose fasste Lilians Hand. Es würde der jungen Frau bestimmt gut tun.
    »Aber wie ist er gestorben? Mit seinem Motorrad verunglückt? Oder…?« Ihr fielen keine weiteren Worte mehr ein.
    »Er wurde ermordet!«
    Wieder hatte Rose den Eindruck, einen Schlag erhalten zu haben.
    Und wieder echote die Antwort durch ihren Kopf. Sie brachte es nicht auf die Reihe. Diese Ecke Cornwalls konnte man zwar als von Gott verlassen bezeichnen, aber hier passierte nicht viel. Und wenn etwas geschah, dann hielt es sich im Rahmen des Normalen.
    »Aber wie…« Rose fühlte sich so hilflos. Sie erinnerte dabei an ein Kleinkind, das erst noch das Sprechen richtig lernen muss. »Aber wieso wurde Orry ermordet?«
    »Ich weiß es.«
    »Dann hast du es gesehen?«
    »Ja. Ich bin eine Zeugin. Mir ist die Flucht gelungen. Orry leider nicht.«
    Rose stand auf und stellte fest, dass sie zitterte. »Jetzt brauche ich auch einen Schnaps«, flüsterte sie. Sie nahm die Flasche mit zum Tisch und noch ein Glas.
    Lilian wollte nichts mehr trinken. Rose gönnte sich einen Schluck.
    Als sie das Glas geleert hatte, stellte sie die Frage, die ihr auf dem Herzen brannte. »Wenn du so sicher bist, dass Orry ermordet wurde und du Zeugin warst, dann musst du auch gesehen haben, wer ihn umgebracht hat.«
    »Das habe ich auch!«
    Rose Dunn war überrascht und nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    Sie zog ihre Schultern hoch. Allmählich wurde ihr richtig bewusst, was sie da gehört hatte.
    Trotzdem fragte sie noch mal nach. »Dann kennst du ihn?«
    Lilian nickte verkrampft.
    Rose trank einen Schluck. Dann schlug sie gegen ihre Stirn. »Mein Gott, das darf doch nicht wahr sein!«
    »Doch. Das ist es aber!«
    Rosen senkte den Kopf. Sie konnte die nächsten Worte nur flüstern. »Du hast einen Mörder gesehen. Du hast gesehen, wie dein Freund umgebracht wurde…« Die nächste Frage hatte sich zwar in ihrem Kopf aufgebaut, doch sie traute sich nicht, sie zu stellen. Zu Viel hing davon ab.
    Das veränderte Verhalten fiel auch Lilian auf. »Los, raus damit! Sag, was du sagen wolltest.«
    »Ja, gut, das werde ich. Obwohl ich… ach, egal, was soll’s.«
    »Wer hat ihn getötet?«
    Lilian hob den Kopf an. Sie wusste selbst, dass sie bei Rose mit ihrer Antwort Unglauben oder einen Schock auslösen konnte. Deshalb wollte sie Rose vorbereiten.
    »Es war ein Skelett!«
    Roses Mund
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher