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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle
Autoren: Jo Zybell
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wenig. Wer kann schon mit bloßen Händen Fische fangen? Wenn nur ihre Augen nicht so kalt wären!
    Ann wischt sich die fettigen Hände am Fell ab. Fertig. Sie fängt zu singen an. Rundherum sieht man Berge hier. Irgendwo in diesen Bergen sei ein Schloss, sagt Tubal. Dort solle sie wohnen. Solange, bis man sie wieder zu ihrer Mom bringen würde.
    Sie singt ein Lied von einem starken Krieger. Der Krieger ist stärker als Bulldogg, stärker als Miouu, stärker auch als Arnau und Tubal. Der Krieger sucht sie, er wird sie aus dem Schloss retten und sie ganz schnell zurück nach Berlin bringen.
    Das Lied tröstet sie. Sonst ist da niemand, der sie tröstet, nur ihre Geschichten und ihre Lieder.
    »Der Krieger heißt Maddrax«, erklärt sie Tubal. »Er wird mich retten. Er wird dich verhauen und dein blödes Schloss zerstören. Und er wird mich wieder nach Hause bringen, Maddrax ist mein Dad, weißt du?«
    Tubal kann darüber nur lachen. Sie ist hässlich, wenn sie so lacht. »Mach dir keine Gedanken, Primärrassenkind«, sagt sie.
    »Wir haben einen Spielgefährten für dich«, sagt sie. »Dann braucht dich niemand mehr retten«, sagt sie.
    ***
    Berlin, Anfang April 2521
    »Ich glaube, es reicht.« Mr. Hacker betrachtete das exotische Schuppengesicht unter sich auf der Pritsche. Sah es nicht ein wenig aus wie das jenes ausgestorbenen Tieres, das einen Wohnpanzer mit sich herumzuschleppen pflegte? Wie hieß es gleich? Schildkröte, richtig. Er richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ja, ich glaube, es reicht jetzt. Mehr kriegen wir nicht aus ihr heraus.«
    Er drehte sich um. Im Zelt sah es aus wie auf einer Intensivstation im Pentagonbunker. Aruula hockte mit gekreuzten Beinen auf einem Fell. Misstrauisch beäugte sie die röchelnde Daa’murin auf dem verchromten Tisch. Jenny Jensen stand am Fußende der Pritsche. Ihr Gesicht hatte die Farbe der Schneereste am Rande des Marktplatzes. Selina McDuncan steckte einen T-Rechner in die Brusttasche ihrer Kombi.
    Drei Tage hatte die Vernehmung mit der VR-Technik des Weltrats gedauert, drei Tage lang hatte McDuncan Notizen in ihr Gerat gesprochen. »Die Frage ist nur, was wir mit ihr anstellen, wenn die Wirkung der letzten Curare-Dosis nachlässt«, sagte Mr. Hacker. Sehr entspannt wirkte er nicht.
    »Das ist wirklich ein Problem.« Matt stellte sich neben Hacker an die Pritsche. Sorgenfalten türmten sich auf seiner Stirn, während er das reptilartige Wesen betrachtete. »Uns wird eine Lösung einfallen. Zunächst aber danke ich Ihnen, Mr. Hacker. Hervorragende Arbeit!«
    »Kein Problem.«
    »O doch!«, widersprach der Mann aus der Vergangenheit.
    »Wie sie wissen, musst ich selbst einmal durch diese virtuelle Realität gehen. Allerdings war mein Berlin friedlicher.«
    »Ich weiß. Schließlich bin ich damals ins System eingedrungen. Deshalb war es halb so schlimm, sich jetzt darin zurechtzufinden.«
    »Trotzdem – damals basierte das Programm in erster Linie auf meinen eigenen Erinnerungen und Erfahrungen. Sie aber haben dem Bewusstsein der Daa’murin eine Menge Informationen implantiert, über die sie nicht verfügen konnte, weil sie eine Außerirdische ist.«
    »Ich bin eben nicht auf den Kopf gefallen.« Mr. Hacker grinste müde. »Ich denke, wir haben einen spannenden Film gesehen, und jetzt wissen wir ein bisschen mehr.«
    »Zum Beispiel, dass sie gezielt einen Virus einsetzen, um die Kontrolle über uns Menschen zu erlangen«, sagte Selina McDuncan. »Einen Virus und telepathische Kräfte.«
    »Wir haben sogar eine Ahnung davon, wie dieser Scheißvirus wirkt«, sagte Hacker. »Jetzt müssen wir nur noch ein Gegenmittel finden.«
    »Wir sollten mit Rudgaar darüber reden.« Jenny starrte noch immer auf die röchelnde Daa’murin. »Er hat da eine Idee…«
    »Wir haben etwas über ihre Motive erfahren.« Selina stützte sich auf die Pritsche auf und betrachtete die zuckende Echse.
    Unzählige Kabel verbanden deren Schädel und Brust mit einer schüsselartigen Konsole am Zeltdach. Ein Schlauch ragte aus ihrem Maul. Durch ihn pumpte ein Respirator Luft in ihre Lungen. »Und eine Ahnung davon bekommen, mit welcher Energie und Hartnäckigkeit sie dem Untergang ihres Heimatplaneten entflohen sind. Es sind unglaublich starke Kreaturen. Ich muss sagen, ich bewundere sie ein bisschen dafür.«
    »Wir wissen jetzt auch, dass sie selbst sich nicht für unbesiegbar halten.« Aruulas Augen wurden schmal, ihr Gesicht war seltsam hart. »Ja, wir können sie
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