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1343 - Manons Feuerhölle

1343 - Manons Feuerhölle

Titel: 1343 - Manons Feuerhölle
Autoren: Jason Dark
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Frau.
    »Hallo, Ginger, ich bin es.«
    »Hätte ich mir denken können. Du willst bestimmt nur sagen, dass es wieder später wird und…«
    »Nein, nein, so ist es nicht. Es kann später werden, muss aber nicht. Ich habe nur noch einen Job zu erledigen, und den bekomme ich hin. Ich wollte nur wissen, wie es Laurie geht.«
    »Ha.« Gingers Stimme klang sofort heller. »Deiner Enkelin geht es blendend. Sie hat richtig Spaß, von ihrer Großmutter verwöhnt zu werden. Ich war vorhin mit ihr bei Karen im Krankenhaus…«
    »Und?«
    »Alles klar mit deiner Tochter. Der Blinddarm ist raus. Sie befindet sich auf dem Weg der Besserung.«
    »Super, das wollte ich hören.«
    »Sonst noch was?«
    »Nun ja.« Dr. Clifford druckste etwas herum. »War ihr geschiedener Mann auch da?«
    »Nur kurz.« Gingers Stimme klang jetzt leiser. »Er hat Blumen abgestellt und ist verschwunden.«
    »War vielleicht besser so!«, kommentierte der Pathologe seufzend.
    »Das meine ich auch.«
    Ginger wollte das Thema nicht mehr länger erörtern. Zu oft hatten sie und ihr Mann bereits darüber gesprochen. Sie fragte nur, ob sie mit dem Essen noch warten sollte, und der Arzt bestätigte dies.
    »Zu spät werde ich nicht kommen«, fügte er noch hinzu.
    »Das hoffe ich auch.«
    Der Kaffee war durchgelaufen. Dr. Clifford goss ihn in die Tasse und schaute auf den braunen Spiegel der Flüssigkeit. Seine Stirn hatte er dabei in Falten gelegt. Er dachte nicht über seinen Beruf nach, sondern mehr über die gemeinsame Tochter. Sie war jetzt Jahre. Vor fünf Jahren hatte sie geheiratet. Sie war in Umständen gewesen. Dr. Clifford und seine Frau waren gegen diese Heirat gewesen, hatten Karen aber nicht davon überzeugen können. Nach drei Jahren war der Spuk vorbei gewesen. Ihr Schwiegersohn hatte die Scheidung eingereicht, was letztendlich auch besser gewesen war, denn er war ein Typ, der kein Verantwortungsgefühl kannte.
    Erst recht nicht für ein Kind. So erzog Karen die Kleine allein, aber sie lebte im Haus der Eltern, was in diesem Fall ein Vorteil war, obwohl die Großeltern ihr die Verantwortung nicht abnahmen.
    Auf die erste Tasse Kaffee folgte eine zweite, die der Pathologe langsamer trank. Er dachte dabei an die Arbeit, die noch vor ihm lag. Verbrannte Leichen zu untersuchen, war auch für ihn etwas, das nicht zu seinen alltäglichen Aufgaben gehörte. Die Körper sahen zumeist schlimm aus.
    Normalerweise gab es keinen Grund, verbrannte Leichen noch genauer zu untersuchen. Die Menschen waren eben durch das Feuer umgekommen. Es stellte sich nur die Frage, ob das tatsächlich zutraf. Oft genug waren die Menschen schon vorher tot gewesen, und da lagen die Dinge dann plötzlich ganz anders.
    Was hier genau der Fall gewesen war, das konnte er nicht sagen.
    Es musste schon ein gewisser Verdacht bestehen, sonst hätte man ihm nicht die Tote gebracht.
    Dr. Clifford leerte auch die zweite Tasse Kaffee und drückte sich von seinem Stuhl in die Höhe. Viel Lust, sich mit der Toten zu beschäftigen, hatte er nicht. Er hätte lieber mit seiner Enkelin gespielt, das musste jedoch auf später verschoben werden.
    Er schloss die Tür zu dem Raum auf, in dem die Sargwanne stand. Da hatte sich nichts verändert. Der Gegenstand passte auch zu den kalten grünlich gestrichenen Betonwänden und dem gefliesten Boden.
    Der eigentliche Untersuchungsraum lag daneben. Die Männer hätten die Tote eigentlich dort abstellen müssen, aber Dr. Clifford wollte sich erst einen Überblick verschaffen. Er war ein Experte, was die Untersuchung von Brandopfer anging. Oft erkannte er auf den ersten Blick, wie die Person gestorben war.
    Auch jetzt würde das bestimmt so sein. Er schaltete das grelle und kalte Deckenlicht ein. Um ihn herum war es still. Zu seiner Frau hatte er mal gesagt, dass er bei seinem Beruf stets von der Stille des Todes umgeben war, von einer Stille, die sogar »reden« konnte, aber davon hatte seine Frau nie etwas wissen wollen.
    Der Deckel musste geöffnet werden und dann…
    Schweiß bildete sich auf Dr. Cliffords Stirn. Er kannte den Grund selbst nicht.
    Es war eigentlich alles normal. Da hätte er wirklich kein Problem haben müssen.
    Dennoch schlug sein Herz schneller. Er glaubte auch, einen Kloß im Hals zu haben. Er holte tief Luft und stellte fest, dass der Brandgeruch nicht mehr so stark war.
    Den Behälter zu öffnen, war kein Problem. Er zerrte den Deckel ab, schaute nach unten, stieß einen Schrei aus – und hatte das Gefühl, auf der Stelle
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