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1342 - Die Totmacher

1342 - Die Totmacher

Titel: 1342 - Die Totmacher
Autoren: Jason Dark
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aufgefallen war.
    Von Suko bekam ich zunächst keine Antwort. Er schaute mich nur seltsam forschend an und meinte schließlich: »So habe ich das nicht gesehen.«
    »Nicht?«
    »Genau.«
    Ich bekam jetzt meine bockigen Minuten und wiederholte noch mal, was ich gesehen hatte.
    Suko gab auch eine Antwort. »Und ich frage mich, wie ein Mensch, in dessen Kopf eine Axt steckt, noch mit dem Motorrad fahren kann. Da muss er schon ein wahrer Künstler sein.«
    »Du hast Recht.«
    »Außerdem ist heute Halloween.«
    Mit dieser Bemerkung brachte mich Suko wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, so dass ich mich entspannte.
    »Ja, du hast gewonnen. Für einen Moment bin ich wirklich von der Rolle gewesen. Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Eben. Dann lass uns weiterfahren.«
    Das tat Suko auch. Ich dachte noch über das Pärchen nach. Es war aus diesem Seitenweg gerast ohne Rücksicht auf Verluste.
    Okay, die Gegend war leer, trotzdem musste man verantwortungsbewusst fahren. Und wer eine Axt im Kopf stecken hatte, bei dem reichte die Verkleidung schon aus, um Menschen zu erschrecken, da musste er sie nicht noch in größere Gefahr bringen.
    Eines musste man dem Fahrer zugestehen. Er hatte sich wirklich eine originelle Verkleidung ausgesucht. So etwas hatte ich nicht mal in London gesehen. Aber ich war bei Halloween normalerweise auch nicht unterwegs. Das Grauen im Job reichte da völlig aus.
    Ratley war ein Ort, der im Sommer bestimmt seine Reize besaß und in dem man sich auch erholen konnte. Zu dieser Jahreszeit gab es jedoch nichts Freundliches. Da herrschte das Grau vor, das sich auch bewegte, weil es der Dunst geschafft hatte, sich in Ratley einzuschleichen.
    Und doch gab es Lichter.
    Nicht nur hinter den Scheiben. Die Bewohner hier wussten sehr gut, welches Fest man feierte, und hatten sich darauf eingestellt.
    Wir sahen auch die ersten durch die Gassen ziehen. Kinder, die sich verkleidet hatten und von Haus zu Haus zogen, um die Bewohner zu erschrecken.
    Zahlreiche Kostüme wurden präsentiert, wobei die meisten aus den Harry-Potter-Geschichten nachgemacht waren. Aber es gab auch andere, die der Fantasie der jungen Leute und Kinder entsprungen waren. Noch waren mehr die Kinder unterwegs. Die Jugendlichen würden warten, bis sich die Dunkelheit über den Ort gelegt hatte.
    Wir hielten nach einem Geschäft Ausschau, das noch geöffnet hatte und in dem wir uns mit etwas Trinkbarem eindecken konnten. Es gab die Läden, aber die Besitzer hatten sie geschlossen. Auch sie wollten Feierabend haben und womöglich Halloween feiern.
    Oder wollten irgendwelchem Ärger aus dem Weg gehen. Das konnte auch sein.
    An einer Kirche rollten wir vorbei. An einem kleinen Friedhof ebenfalls. Wer einen Blick über die nicht sehr hohe Mauer warf, sah die Nebelstreifen wie Totengeister zwischen den Gräbern umherschleichen. Auf diesem Gelände hielt sich kein verkleidetes Halloween-Gespenst auf. Da fürchteten sie sich wohl selbst.
    »An der linken Seite fließt noch immer der Bach entlang. Wenn du willst, Suko, kannst du dort einen Schluck trinken.«
    »Danke. Diesen Vorschlag hätte mir auch jemand machen können, der nicht so intelligent ist wie du.«
    »War nur gut gemeint.«
    Das Wetter dagegen stellte uns auf eine Probe, denn beide hatten wir den Eindruck, dass sich der Nebel außerhalb des Ortes verdichtet hatte. Wir konnten nicht mehr so weit schauen, aber die beiden großen Lichter sahen wir trotzdem und auch die kompakte Masse darüber.
    Suko fuhr scharf nach links bis an den Straßenrand, um den Bus vorbeizulassen. Er fauchte an uns entlang und wirbelte auf seiner Rückseite sogar noch die feuchten Blätter von der Straße in die Höhe.
    »Einen Bus haben sie und eine Haltestelle auch«, bemerkte Suko.
    »So einsam ist es hier also nicht.«
    »Du sagst es.«
    Wir näherten uns der Haltestelle und bekamen beide den Eindruck, dass sich etwas radikal verändert hatte, denn mit der Leere der Straße und mit der freien Fahrt war es vorbei.
    Nahe der Haltestelle stand ein Auto. An der rechten Seite war es dunkel. Denn dort wuchsen das Gestrüpp und die niedrigen Bäume bis an den Straßenrand heran. Über allem breitete sich der graue Dunst aus, aber er nahm uns nicht völlig die Sicht.
    Und er stoppte auch nicht die Geräusche, denn in der Stille hörten wir die schrecklichen Schreie einer Frau…
    ***
    Natürlich konnte Karen Blaine nicht vergessen, was Wendy ihr gesagt hatte. Und sie besaß auch ein schlechtes Gewissen, weil sie Wendy
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