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1342 - Die Totmacher

1342 - Die Totmacher

Titel: 1342 - Die Totmacher
Autoren: Jason Dark
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der Mann nicht so ungewöhnlich ausgesehen? Hatte er die Person auf dem Rücksitz nicht um einiges überragt?
    Das traf schon zu, und sie erinnerte sich auch an die sonderbare Kopfform. Genau hatte sie es nicht gesehen und so fehlte ihr der Beweis, doch sie konnte sich vorstellen, dass der Fahrer der Typ gewesen war, vor dem sich Wendy so erschreckt hatte. Und wer so durch Nebel und Dunkelheit herumlief, der erschreckte nicht nur Kinder. Bei dessen Anblick würden auch Erwachsene schreien.
    Die Zeit blieb nicht stehen. Sekunde reihte sich an Sekunde, die verdichteten sich zu Minuten, die dahinrannen. Immer öfter schaute sie auf die Uhr. Der Bus hatte Verspätung, was nicht mal so ungewöhnlich war. Grade bei diesem Wetter musste man damit rechnen. Es wäre auch für sie nicht weiter tragisch gewesen, nur passte es ihr an diesem frühen Abend nicht. Ob es mit Halloween zusammenhing, wusste sie nicht. Eher mit ihrer Tochter, die sich so gefürchtet hatte, als sie diesen seltsamen Mann gesehen hatte.
    In seinem Kopf hatte eine Axt gesteckt. Wie auch bei diesem Motorradfahrer.
    Oder nicht?
    Hundertprozentig sicher war Karen Blaine sich nicht. Aber es wollte ihr auch nicht aus dem Gedächtnis. Und so blieb sie weiterhin still im Wagen sitzen und schaute durch die Scheibe nach draußen, wo der Nebel an Dichte zunahm. Besonders aus Richtung des schmalen Bachs wallte er heran. Zudem dunkelte es immer stärker ein und die wartende Frau fühlte sich unwohler, je mehr Zeit verging. Auch unruhiger, denn immer wieder strich sie mit beiden Händen durch ihr Haar, dessen Farbe an das Fell eines Rehs erinnerte. Sie hatte es bis zu den Ohren wachsen lassen und einen Scheitel in der Mitte gezogen. Ein weiches Gesicht mit ebenfalls braunen Augen machte sie zu einer sanft aussehenden Person. In der Tat war sie das. Streit ging sie aus dem Weg. Sie wollte immer nur das Beste für ihre Familie. Im privaten Bereich sollte der berufliche Alltag ihres Mannes keinen Einlass finden. Ärger gab es bei ihm genug, denn der Job als Anwalt war nicht unbedingt leicht.
    Mit dem Nebel kam auch die Stille. Oder sie verstärkte sich noch.
    Karen hörte kein Geräusch. Sie kam sich innerhalb des Autos wie in einer Zelle vor. Diese Vorstellung gefiel ihr gar nicht, und so dachte sie daran, den Honda zu verlassen und sich die Beine zu vertreten.
    Bevor sie das in Angriff nahm, blickte sie noch mal nach vorn. Sie ersuchte, den Nebel zu durchdringen. Es konnte ja sein, dass die Lichter des Busses erschienen und das würde ihr wieder ein wenig Hoffnung geben.
    Zu lange wollte sie Wendy nicht allein lassen. Und sie wollte auch dabei sein, wenn ihre Tochter von den Freundinnen abgeholt wurde.
    Dabei passierte nichts. Sie saß in ihrem Wagen und niemand tat ihr etwas. Sonst hatte sie der Nebel nie gestört, nur jetzt hatte sie den Eindruck, als würde er sich immer enger um sie herum zusammenziehen.
    Das Geräusch schreckte sie auf. Sie selbst hatte es nicht abgegeben. Es war außerhalb des Wagens entstanden. Sie wusste auch, was da passiert war. Etwas musste die linke Hintertür berührt haben.
    Ein Tier?
    Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Möglicherweise reagierte es auf eine Ahnung und genau diese Ahnung bestätigte sich, denn einen Augenblick später wurde die Tür aufgerissen.
    Karen Blaine erlebte in der Folge schreckliche Sekunden. Sie konnte nichts dagegen tun. Alles wurde anders. Die Vorgänge entglitten ihr. Nichts war mehr zu halten. Etwas Fremdes huschte in den Honda hinein, bevor sie es überhaupt schaffte, den Kopf zu drehen.
    Zuvor hörte sie noch den dumpfen Schlag der entstand, als die Tür wieder geschlossen wurde.
    Dann drehte sie sich um.
    Ihr Gesicht vereiste. Die Augen weiteten sich. Hinter ihr hockte der Eindringling, und sie erschauerte.
    Es war der Mann mit der Axt.
    Er hockte auf dem Rücksitz. Die Waffe steckte nicht mehr in seinem Kopf. Er hatte sie herausgezogen. Auf der blanken Schneide entstand ein blitzender Reflex und Karen hörte eine zischelnde Stimme.
    »Wenn du dich falsch bewegst, bist du tot!«
    ***
    Die wenigen Worte waren so drastisch gesprochen worden, dass der Frau gar nichts andres übrig bleib, als ihnen zu folgen. Innerhalb der folgenden Sekunden vereiste sie und hatte das Gefühl, als wäre ihr Blut gegen Eiswasser ausgetauscht worden.
    Sie drehte sich nicht um. Der Blick war nach vorn gerichtet, aber sie verdrehte die Augen so, dass sie in den Innenspiegel schauen konnte, um zumindest einen Teil des
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