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1341 - Die Wiege des Kretins

1341 - Die Wiege des Kretins

Titel: 1341 - Die Wiege des Kretins
Autoren: Jason Dark
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genug gewesen und hatte sich frühzeitig zurückgezogen.
    Die Rückseite des Klosters und damit auch der Ausgang waren nicht beschädigt worden. So konnte er das Gebäude ohne Probleme verlassen und atmete tief durch, als er die ersten Schritte ins Freie tat. Er schaute sich zugleich auch um, weil er ab jetzt sehr vorsichtig sein musste.
    Es hatte ihm immer Spaß gemacht, den Garten zu betreten. Er war ebenfalls ein Refugium. Im Sommer gab er Schatten und Kühle.
    Godwin und seine Mitbrüder hatten gern auf den Bänken gesessen, meditiert und ihren Gedanken freie Bahn gelassen.
    Das war jetzt vorbei. Nichts stimmte mehr. Dunkelheit lag über dem Garten. Der beruhigende und positive Atem, den der Garten immer ausgeströmt hatte, war verschwunden. Die nächtliche Kühle wehte dem Templer entgegen. Er empfand sie nicht als erfrischend, sondern eher als gefühlskalt und unheimlich.
    Vor seinen Lippen kondensierte die Atemluft zu einem grauen Nebel. Der leichte Wind schien aus zahlreichen Fingern zu bestehen, die sanft über seine Haut strichen und dort eine Gänsehaut hinterließen. Der Geruch nach altem Staub war auf seiner Nase verschwunden, und der Templer stellte schon fest, dass ihm die andere Luft gut tat. Nach jedem Einatmen glaubte er, wieder einen Teil seiner Schwäche zu verlieren, die der Aufenthalt im Krankenhaus und seine Verletzungen mit sich gebracht hatten.
    Er schritt über einen schmalen Weg, der mit kleinen Steinen bedeckt war, die unter jedem Schritt knirschten.
    Für Godwin stand fest, dass John und Suko nicht einfach zulassen würden, wenn er sich zurückzog. Sie würden ihm folgen, wobei er nicht wusste, ob er es als gut oder weniger gut interpretieren sollte. De Salier dachte auch an die nahe Zukunft, denn er musste in ihr ohne die beiden Beschützer auskommen.
    Wie er sich gegen van Akkeren und vor allen Dingen Saladin wehren sollte, das konnte er jetzt noch nicht sagen. Er machte auch keine Pläne, weil es keinen freien Blick in die Zukunft gab und er deshalb nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Er musste eben alles auf sich zukommen lassen und auf Gott vertrauen.
    Das Grab des Abbé Bloch rückte näher.
    Es war so angelegt worden, dass man es von den Fenstern der Rückseite aus sah. So bildete es gewissermaßen einen zentralen Punkt innerhalb des Gartens.
    Ein Grab ohne Prunk. Ohne Pracht. Sehr schlicht. So hätte es der Abbé auch gewollt, denn der große Prunk und die Schau waren Bloch schon zu Lebzeiten zuwider gewesen.
    Godwin wurde jetzt noch wachsamer, denn er war bereits in das Gebiet gelangt, in dem er die Gestalt gesehen hatte. Niemand stand mehr vor dem Fußende des Grabs, was den Templer allerdings nicht beruhigte, denn die Dinge konnten sich schnell ändern.
    Sekunden später blieb er am Fußende stehen. Er schaute auf den schlichten Stein und dachte daran, dass er schon oft an diesem Platz gestanden hatte. Nur eben mit anderen Gefühlen und auch anderen Gedanken.
    Sein Blick blieb auf dem Stein haften. Das Herz klopfte schneller und auch schwerer. Er spürte den Druck um seine Brust. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder, spürte die Trockenheit in seinem Hals und hatte plötzlich das Gefühl, ganz allein und von aller Welt verlassen zu sein.
    War er wirklich allein?
    Noch hörte Godwin nichts. Nur das Säuseln des Windes und das leise Rascheln der Blätter, die über den Boden strichen, wenn der Wind sie vor sich hertrieb.
    Irgendwann schaffte er es, auch den Kopf zu drehen. Er kam sich vor wie jemand, der aus einer langen Starre erwacht war. Nicht mehr das mit schon verwelkten Herbstblumen bestückte Grab war jetzt für ihn interessant, sondern die Umgebung. Wenn sich jemand tatsächlich hier aufhielt, musste er sich aus ihr lösen.
    Noch war es ruhig.
    Auch von seinen Freunden hörte er nichts. Bis er das leise Lachen vernahm und kurz danach die Stimme.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest, Godwin. Es war mir klar. Es konnte nicht anders sein. Menschen sind neugierig, und Menschen möchten ihre Neugierde befriedigen.«
    Godwin gab keine Antwort. Doch die Worte hatten ihm das Blut in den Kopf getrieben. Weniger der Inhalt, als die Person, die sie ausgesprochen hatte.
    Saladin!
    ***
    Der Hypnotiseur war also gekommen, und Godwin hatte sich nicht getäuscht. Das war verrückt und nachvollziehbar zugleich, denn einer wie er würde nicht aufgeben.
    Godwin tat und sagte nichts. Er blieb am Fußende des Grabs stehen und versuchte, den inneren Sturmwind seiner Gefühle in
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