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1341 - Die Wiege des Kretins

1341 - Die Wiege des Kretins

Titel: 1341 - Die Wiege des Kretins
Autoren: Jason Dark
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eingebrochen und auch Wände zusammengefallen.
    Suko hielt an. Wir stiegen noch nicht aus, denn Godwin hatte das Wort übernommen. »Man hat mich bewusstlos aus dem Kloster getragen. Ich bin erst in der Klinik wieder zu mir gekommen. Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, war eine mörderische Explosion. Dabei oder danach hatte ich das Gefühl, es würde der Himmel über mir zusammenstürzen wie am Ende aller Tage. Aber es war nur die Decke. Manchmal frage ich mich, ob die andere Lösung nicht besser gewesen wäre.«
    »So solltest du nicht denken«, sagte Suko.
    »Ich weiß, mein Freund. Ich glaube nicht, dass du anders gedacht hättest, wenn du das hinter dir gehabt hättest wie ich. Da kann man schon seinen Optimismus verlieren.«
    »Das glaube ich dir allerdings.«
    Wir stiegen aus. Ich wollte Godwin aus dem Fahrzeug helfen, doch das lehnte er ab.
    Er kletterte allein heraus und jeder von uns hörte seinen schweren Atem. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, als er neben dem Wagen stehen blieb und nach vorn schaute.
    Da Suko das Fernlicht ausgeschaltet hatte, war es um uns herum wieder dunkel geworden. Trotzdem sahen wir die Fassade des Klosters, die als dunkler Wall vor uns aufragte. Aber es gab kein Licht, das hinter irgendwelchen Fenstern gebrannt hätte. Der Bau machte auf uns einen düsteren und abweisenden Eindruck.
    »Es ist ein sehr schweres Nachhausekommen, John«, sagte der Templer und schaute mich an. »Das kannst du mir glauben.«
    »Ja, das weiß ich. Ich möchte trotzdem vorgehen. Wie ich schon sagte, gibt es kein Licht, und da ist es wichtig, eine Lampe bei sich zu haben.«
    »Okay.«
    Wir nahmen unseren Freund Godwin in die Mitte. Auch Suko schaltete seine Leuchte ein. Ich hatte das Kloster ja inzwischen besucht und war praktisch durch den Knochensessel aus meiner Dimension herausgetrieben worden in eine andere. Dort hatte ich den Blutengel erlebt, der sich gegen den Schwarzen Tod gestellt hatte, um eine alte Rechnung zu begleichen. Wäre ich in einem normalen Zustand in die Auseinandersetzung hineingeraten, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben. Dann hätte mich die Sense des Schwarzen Tods regelrecht vom Boden gepflückt. So aber konnte ich das Kloster als normaler Mensch betreten. Irgendwie machte mir das Mut, auch für die Zukunft.
    Trotzdem erfasste mich ein beklemmendes Gefühl, als ich den ersten Schritt in das Kloster hineinging. Hinter mir hörte ich die Schritte meiner Freunde. Es waren neben den meinen die einzigen Geräusche, die ich vernahm. Niemand von uns sprach ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken nach, und die waren nicht eben optimistisch oder fröhlich zu nennen.
    Der staubige und auch feuchte Geruch hatte sich noch nicht verflüchtigt. Auch wenn man den Staub nicht zu Gesicht bekam, er war jedenfalls vorhanden. Ich roch und schmeckte ihn, und wenige Schritte weiter erfasste der Lichtkegel die ersten Zerstörungen.
    Meinem Freund Godwin hätte ich diesen Anblick gern erspart, aber es ging nicht. Ein Teil einer Wand war zusammengebrochen, die Trümmer lagen auf dem Boden, und man konnte durch das Loch in einen anderen Teil des Klosters hineinleuchten, wo es ebenfalls schlimm aussah. Die Explosion hatte sich auf die von der Tür aus gesehen rechte Hälfte konzentriert. Die linke war verschont geblieben, und dort befand sich auch die kleine Wohnung des Templerführers.
    Godwin wollte dort noch nicht hin. Er war stehen geblieben und bat Suko mit zittriger Stimme, die Folgen des Anschlags anzuleuchten. Er tat es.
    Zwischen uns entstand das große Schweigen. Auch Godwin sagte nichts, aber wir hörten ihn nach einer Weile schluchzen, und mit leicht erstickter Stimme erklärte er uns den Grund.
    »Mauern und Decken fallen ein. Beides kann wieder aufgebaut werden. Aber die Menschen, die unter ihnen begraben liegen, die holt niemand mehr zurück.« Nach diesen Worten schlug er ein großes Kreuzzeichen und sprach ein stummes Gebet.
    Wir störten ihn nicht. Das gehörte einfach zur Aufarbeitung dessen, was er erlebt hatte.
    Sein Gebet endete mit dem Wort Amen. Dann bat er, weitergehen zu dürfen.
    »Möchtest du in deine Wohnung?«
    »Gern.«
    Es war nicht mehr weit. Wieder knirschte unter unseren Füßen der Dreck, und ich stieß zuerst die Tür auf, die sich völlig normal bewegen ließ. Ich trat über die Schwelle in eine schwarzgraue Welt, die erst heller wurde, als ich meine Lampe bewegte und auch vor der Tür Platz für meine Freunde schaffte.
    Der Reihe nach betraten sie das
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