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1341 - Die Wiege des Kretins

1341 - Die Wiege des Kretins

Titel: 1341 - Die Wiege des Kretins
Autoren: Jason Dark
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Zimmer. Ich ging zur Seite, um die Kerzen anzuzünden, damit wir die Helligkeit bekamen, die wir brauchten.
    Das weiche Licht der Kerzen ließ das Zimmer romantisch aussehen, doch daran dachte keiner von uns.
    Godwin de Salier schüttelte den Kopf und sagte: »Ich habe es ja nicht so recht glauben wollen, aber es ist tatsächlich so eingetreten.«
    Er hob die Schultern. »Nichts passiert. Gar nichts. Das Kloster ist hier verschont worden. Ich weiß nicht mal, wie ich es werten soll. Fügung? Schicksal? Die Hand des Allmächtigen?«
    »Das ist alles möglich«, sagte ich. »Aber darüber solltest du dir jetzt keine Gedanken machen.«
    »Sie kamen einfach so.«
    »Das verstehe ich.«
    »Und sie werden immer wieder zurückkehren, John.« Godwin sprach mit müder Stimme. So kannte ich ihn gar nicht. Er war ein noch junger Mann, und ich hatte ihn zumeist als Kämpfer erlebt, aber dieser Angriff und seine schlimmen Folgen hatten ihn bis in die Grundfesten seiner Seele erschüttert.
    Im Licht der Kerzen sahen wir aus wie Wachsfiguren. Eine dieser »Figuren« bewegte sich jetzt. Es war Godwin, der dorthin ging, wo sich das Fenster abmalte. Wenn er hinausschaute, würde er in den Garten blicken können, der ebenfalls von der Dunkelheit umschlossen wurde.
    Als er an seinem Schreibtisch vorbeiging, strich er über die Platte hinweg, als wollte er sie streicheln. Sein Ziel war nach wie vor das Fenster, und er blieb vor der Scheibe stehen. Er wollte trotz der Dunkelheit in den Garten schauen, um etwas von dem zu sehen, was ihn begleitet hatte.
    Er konnte es auch, denn die Explosion hatte nur innerhalb des Hauses für Zerstörungen gesorgt. Der Garten war normal geblieben und auch das Grab des Abbé mit dem schlichten Templerkreuz aus grauem Granit.
    »John, unser Freund wird es verdammt schwer haben«, flüsterte Suko mir zu.
    »Leider.«
    »Was können wir tun?«
    Ich zuckte die Achseln. Es war eine Geste, die mir nicht gefiel, aber ich konnte nicht anders handeln, wenn ich mich nicht selbst belügen wollte.
    »Wir müssen zurück nach London und können nur hoffen, dass Godwin die Kraft dazu findet, hier wieder etwas Neues aufzubauen und auch zu überleben.«
    »Falls man ihn lässt. Saladin und van Akkeren liegen auf der Lauer. Ich denke da besonders an den Hypnotiseur. Wenn er direkt angreift, hat Godwin keine Chance. Im Krankenhaus war es kein direkter Angriff, aber ich habe seine Stärke am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ich dachte, gegen diese Attacken gefeit zu sein. Es war ein Irrtum, John. Ich konnte mich nicht wehren. Dieser verfluchte Blick kam mir vor, als sollte er mir die Seele zerstören. Ich war von diesem Zeitpunkt an nicht mehr ich selbst, das glaube mir.«
    »Ja, ich weiß.«
    Der leise Ruf erreichte uns zugleich. Godwin, der noch immer am Fenster stand, hatte ihn ausgestoßen. Er hatte auch seine rechte Hand gehoben und winkte uns zu.
    Wir verstanden das Zeichen und gingen zu ihm. Zu beiden Seiten stellten wir uns auf.
    »Warum sollten wir zu dir kommen?«, fragte ich flüsternd.
    »Da ist jemand im Garten.«
    Die Antwort elektrisierte Suko und mich. »Wer?«
    »Ich habe ihn nicht erkannt.«
    »Aber du bist dir sicher?«
    »Das bin ich.«
    »Wo hast du ihn gesehen?«, fragte ich weiter.
    »Am Grab des Abbé.«
    Es war so etwas wie der Mittelpunkt des Klostergartens. Man hatte den ehemaligen Templerführer dort begraben. Er sollte an dem Ort liegen, für den er Zeit seines Lebens eingetreten war.
    Geliebt hatte er das Kloster und seine Umgebung immer. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er den Anschlag erlebt hätte.
    Als blinder Mensch hätte er wahrscheinlich seine Führungsrolle abgegeben und wäre verzweifelt gewesen. Sein Grab war für die Templer zu einer Kultstätte geworden, denn der Abbé hatte dies hier alles aufgebaut.
    Ich hatte mich bisher mehr auf den allgemeinen Blick konzentriert und wandte mich jetzt dem Grab zu. Bei Tageslicht wäre das alles kein Problem gewesen, doch in der Dunkelheit war es schwer, etwas Genaues zu erkennen.
    Wäre mir der Ort nicht bekannt gewesen, hätte ich das Grab überhaupt nicht gesehen. So aber konzentrierte ich meine Blicke auf ein bestimmtes Gebiet. Auch jetzt war die Grabstätte mehr zu erahnen als zu sehen.
    Bäume standen wie zum Schutz in der Nähe. Die Hecken liefen daran vorbei, und etwas glänzte auch in der Dunkelheit. Es war das Metall einer Sitzbank.
    »Tut mir Leid, Godwin, aber ich sehe nichts.«
    »Schade.«
    Auch Suko schüttelte den
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