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134 - Geister im Grand Hotel

134 - Geister im Grand Hotel

Titel: 134 - Geister im Grand Hotel
Autoren: Larry Brent
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führte sie hin? Würde sie sich überhaupt
öffnen lassen?
    Angie Roith warf sich dagegen und schlug die
schwere Eisenklinke.
    Diese gab nach, aber der Riegel wurde nicht
frei.
    Der Widersacher sprang auf sie zu.
    In ihrer Verzweiflung drückte sie mit aller
Kraft noch mal gegen die Klinke. Und diesmal überwand sie den Druckpunkt
vollständig.
    Die Tür hinter ihr gab nach, und Angie Roith
taumelte in ein finsteres Verlies.
    Das war so groß, daß sie die begrenzenden
Wände vor und neben sich nicht wahrnehmen konnte.
    Das schwache Sickerlicht der letzten, fast
zehn Meter entfernten Fackel, reichte eben aus, um sie die Umrisse der
allernächsten Umgebung erkennen zu lassen.
    Massive, eckige Kästen standen im Dunkeln vor
ihr.
    Steinerne Sarkophage!
    Muffige, feuchte Luft schlug ihr entgegen.
    War dies die Familiengruft der Herren, die
die Spuk-Burg zu einem Tummelplatz böser Geister gemacht hatten?
    Sie nahm sich keine Zeit zu überlegen,
handelte und war selbst am meisten darüber erstaunt, zu welchem Mut sie fähig
war.
    Sie lief auf den vordersten Sarkophag zu. Im
Schummerlicht erkannte sie, daß der Deckel seitlich weggerückt und der Spalt
groß genug war, um einem Menschen die Möglichkeit zu bieten, den Sarg zu
verlassen oder in ihn zu steigen.
    Unwillkürlich mußte sie an Graf Dracula
denken, von dem man sagte, daß solche Särge seine Behausung wären, die er nach
Einbruch der Dunkelheit verlasse, um seine Vampirzähne in die Hälse schöner
Frauen zu schlagen und seinen Blutdurst zu stillen.
    War dies eine Vampirburg?
    Zeit zum Überlegen hatte sie nicht.
    Wie sie darauf kam, gerade in dem offenen
Sarkophag Zuflucht zu suchen, wußte sie nicht. Die Angst allein vor den neuen
Peitschenhieben konnte es nicht sein. Da spielte noch etwas anderes mit.
    Da war der Verfolger auch schon heran.
    Sie sah die muskulöse Gestalt das Türviereck
ausfüllen. Die Peitsche sauste zischend durch die Luft.
    Angie Roith duckte sich, zog den Kopf
zwischen die Schultern und erwartete schon den Hieb .. .
    Sie fühlte den kühlen Luftzug, der über sie
hinwegsauste.
    Dann erfolgte ein Schrei.
    Der kam nicht von. ihr, sondern erklang
hinter ihr.
    Im Hineintauchen in die Dunkelheit erblickte
sie etwas Unglaubliches.
    Zu einem zweiten Peitschenhieb kam ihr
geheimnisvoller Widersacher nicht mehr.
    Er warf die Arme empor.
    Von der Seite preschte in lautlosem Galopp
ein Reiter auf ihn zu, ein bleicher Knochenmann auf einem Knochenpferd.
    Der Geist des Burgherrn!
    Die Lanze in der Rechten bohrte sich in den
Peitschenschwinger. Der Getroffene stürzte zu Boden, und der Geisterreiter
jagte über ihn hinweg ...
    Angie Roith sank schluchzend nach vorn, bebte
am ganzen Körper und fürchtete schon, als nächstes die Lanzenspitze ins Herz
gebohrt zu bekommen.
    Die Frau duckte sich in die Dunkelheit und
hätte sich am liebste wie eine Maus ins kleinste Loch verkrochen, um all das
nicht mehr mitzumachen.
    Der Einfluß des Bösen, der Hauch der Hölle
hatte sie alle gestreift. Die Lebenden wie die Toten. Die Gerechten und die
Ungerechten.
    Sie rechnete damit, mit einem Knochengerippe
oder einer mumifizierten Leiche in Berührung zu kommen.
    Aber - da war überhaupt kein Widerstand!
    Der Sarkophag hatte keinen Boden
...
     
    *
     
    Iwan Kunaritschew bog um die Ecke.
    Zehn Schritte von ihm entfernt lief Larry
Brent, davor der Anwalt Gerd Raumann.
    »Mister Raumann !« tönte Larrys Stimme.
    Der Angerufene, nur einen Schritt von dem
Agenten entfernt, reagierte nicht.
    Stur lief er weiter.
    Iwan Kunaritschew spurtete los, um auf Larrys
Höhe zu kommen.
    »Was ist los, Towarischtsch ?« raunte der Russe ihm zu.
    »Ich weiß es nicht. Er bewegt sich ganz
normal, aber er scheint nicht Herr seiner Sinne und seines Willens zu sein. Er
ist am ehesten vergleichbar mit einem Schlafwandler, einem Somnambulen, der
nichts über seinen Spaziergang weiß. Etwas hat ihn veranlaßt, hierher zu kommen.
Hätte ich ihn nicht angesehen, auf mich aufmerksam gemacht auch durch Rufen,
ich würd’s nicht glauben... Er bewegt sich durchs Hotel wie jeder andere Gast.
Und doch ist etwas - Unnatürliches an ihm ...«
    Der Mann in der hellen Hose und der blauen
Strickjacke wandte sich jetzt nach links.
    Da war aber keine Tür, sondern nur die Wand.
    Er wollte durch die Wand gehen!
    Larry, nur zwei Schritte von Gerd Raumann
entfernt, sah, wie es in den Augen des Mannes seltsam aufblitzte.
    Angst, Ratlosigkeit und Verwirrung zeigten
sich in seinem Blick.
    Gerd Raumann
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