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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals
Autoren: Bernd Frenz
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Versuch, leider nutzlos. Der Schmerz fühlte sich nun mal echt an, ob real oder digital vorgegaukelt.
    Tabletten schlucken kam aber nicht in Frage. Crow hätte es über die hiesige Kamera sehen können und als Zeichen der Schwäche interpretiert.
    »Ich kann nur hoffen, dass Sie sich wirklich von El’ay fern halten«, drohte Aiko unverhohlen. »Sollte ich feststellen, dass dort Ostmänner aufmarschieren, sind Sie die längste Zeit Präsident gewesen.«
    »Wegen Ihrer haltlosen Anschuldigungen, die auf einigen Dateien mit gefälschten Beweismitteln beruhen?« Arthur Crow lachte eine Spur zu laut, um wirklich belustigt zu klingen.
    »Glauben Sie ernstlich, mich damit stürzen zu können?«
    »Vielleicht nicht in Washington«, gestand Aiko ein. »Aber Mr. Hackers Aussagen sind belastend genug, um Russen und Europäer zum Nachdenken zu bringen. Sollten sich Ihre Verbündeten von Ihnen abwenden, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie auch intern unter Druck geraten. Wollen Sie es wirklich darauf ankommen lassen?«
    Der feine Schweißfilm auf Crows haarlosem Schädel bewies, wie sehr Aiko den Weltrat-Präsidenten in der Hand hatte. Gemeinen Mord, gleich aus welchen Motiven verübt, versuchte jeder Mensch zu vertuschen.
    Crow würde alles tun, um seine Weste rein zu halten, da war der Cyborg sicher. Gleichzeitig wusste er, wie sehr er sich selbst schuldig machte, wenn er sein Wissen verschwieg, ja, sogar zur Erpressung benutzte. Sein kybernetischer Verstand kannte jedoch keine Skrupel, wenn es darum ging, das Wohl und den Schutz von Amarillo und El’ay gegen eine Verurteilung aufzuwiegen.
    Nach Crow würde nur ein anderer Präsident kommen, von dem niemand wusste, wie er die Geschicke des Weltrats zu lenken gedachte. Nein, so wie es jetzt lief, war es schon am besten. Das Wissen, mit dem sie hier operierten, musste jedoch geheim bleiben. Für die meisten war die Bürde der Wahrheit viel zu hoch und am Ende würde doch etwas nach außen durchsickern.
    Honeybutt und Mr. Hacker, mit ihrer Schulung als Running Man, die hielten dicht, na klar. Aber schon bei seiner Mutter war Aiko nicht mehr sicher. Vermutlich war ihr Gerechtigkeitssinn zu stark ausgeprägt, um so ein Spiel zu ertragen, egal ob sie Amarillo mit einer Aufdeckung in eine Ungewisse Zukunft stürzte oder nicht.
    »Sehen Sie zu, dass Ihre haltlosen Gerüchte keine Kreise ziehen«, drohte Crow wie aufs Stichwort. »Andernfalls hätte ich keinen Grund mehr, meine Zusagen einzuhalten. Das würde die menschliche Allianz gegen die Daa’muren zweifellos schwächen.«
    »Keine Sorge«, versicherte Aiko, eine Hand schon am Tablettenröhrchen. Er musste dringend etwas schlucken, die Schmerzen ließen sich einfach nicht ignorieren. »Solange Sie die Finger von Amarillo und El’ay lassen, bleibt alles beim Alten.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete er die Verbindung mit einem raschen Knopfdruck. Mit der anderen Hand riss er bereits das Röhrchen aus der Tasche, öffnete den Verschluss und warf zwei Placebos ein. Schon eine Minute später ließ der Druck in Aikos Kopf nach.
    Verdammte Phantomschmerzen.
    Es war Zeit, sie ein für alle Mal auszukurieren.
    ***
    Washington D.C., Oval Office des Regierungsbunkers
    Arthur Crow faltete die Hände ineinander und starrte mit verschlossener Miene auf den erloschenen Bildschirm. Zwei steile Falten, die seine Nasenwurzel säumten, deuteten an, wie stark die Gedanken hinter seiner hohen Stirn arbeiteten, doch welche Emotionen ihn dabei erfüllten, ließ sich nicht erkennen.
    Minutenlang saß er einfach nur da. Das Kinn manchmal aufgestützt, dann wieder im Stuhl zurückgelehnt, bis er die Lethargie mit einer fast explosiven Bewegung beendete.
    Blitzschnell langte er über den Schreibtisch und drückte die Gegensprechanlage zum Vorzimmer. »Corporal Jackson«, sprach er ins Mikrofon. »Sie können wieder hereinkommen.«
    Die Bürotür sprang auf, noch bevor er den Finger vom Knopf zog. Corporal Jackson, seine heutige Ordonanz, musste bereits auf seine Anforderung gelauert haben.
    Beflissen stürmte sie herein. Jung. Schlank.
    Zweiundzwanzig Jahre alt, mit langen blonden, nach hinten zu einem Zopf zusammen gebundenen Haaren. Mit rot glühenden Wangen nahm sie Haltung an, einen Mini-Computer wie ein Schutzschild an den Körper gepresst.
    »Sie haben gerufen, Sir?« Ihr Atem ging schwer. Sie war nervös, beinahe schon verängstigt.
    »Sind Sie außer Puste?«, fragte er streng. »Das letzte Mal, als ich von nebenan herein
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