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1339 - Ijarkors letzte Schlacht

Titel: 1339 - Ijarkors letzte Schlacht
Autoren: Unbekannt
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64 Lichtjahre von Som entfernt, hatten sie sich ausrechnen können, daß der Ewige Krieger sie nicht für immer ungeschoren lassen würde. Auf dem Grund des planetarischen Ozeans türmten sich riesige Gebirge, manche mit Gipfelhöhen bis zu sechstausend Metern über der Meeressohle. In den Schrunden und Schluchten lagen die ephytranischen Truppen versteckt und lauerten auf Ijarkors Gardisten. In tief eingeschnittenen Talkesseln befanden sich die unterseeischen Kuppelstädte, und was sich ihnen zu nähern versuchte, wurde von mörderischen Druckwellen zerquetscht.
    Es spielte auch keine Rolle, daß die Gardisten allmählich zuviel für die Verteidiger wurden. Die Ephytraner stellten sich auf den Gegner mühelos ein. Sie ließen die Einmannboote ruhig gewähren, wo sie keinen Schaden anrichten konnten, und beschränkten sich darauf, die Zugänge zu den Städten zu verteidigen. Da es für den Ewigen Krieger keinen Sieg gab, wenn er die Städte nicht unter Kontrolle bekam, konnte er sich ohne viel Phantasie ausmalen, wie Welle auf Welle seiner Gardisten beim Angriff auf die eine oder andere der Stadtkuppeln im Feuer der ephytranischen Geheimwaffe zusammenbrach.
    „Hier spricht der Ewige Krieger", sagte er von dem kleinen Kommandoraum seines Beiboots aus. „Der Kampf gegen die Weltraumnomaden hat bei der gegenwärtigen Strategie keine Aussicht auf Erfolg. Mein Befehl lautet daher: Alle Gardisten, die noch über bewegungstaugliche Fahrzeuge verfügen, kehren sofort an Bord ihrer Raumschiffe zurück. Es werden alle Anstrengungen unternommen, solche Gardisten, die diesem Befehl nicht Folge leisten können, zu bergen."
    Er hatte festgestellt, daß in der großen Mehrzahl der Fälle der Gardist, dessen Boot durch die Druckwelle vernichtet wurde, überlebte. Hunderttausende seiner Kämpfer trieben bereits an der Oberfläche des planetarischen Ozeans. Ihre Überlebenssysteme schützten sie vor jeder natürlichen Gefahr. Es gab bisher kein Anzeichen, daß die Ephytraner auf die im Wasser Treibenden Jagd machten. Ijarkor empfand darüber tiefe Befriedigung. In vergangenen Zeiten war er überzeugt gewesen, daß Gardisten dazu da seien, zu kämpfen und zu sterben. Keine Sekunde lang hätte er sich Gedanken darüber gemacht, wie vielen seiner Soldaten eine Schlacht das Leben kostete.
    Das war anders geworden. Er hatte seine Rolle als Ewiger Krieger ausgespielt. Er besaß kein Recht mehr, über Leben und Tod anderer Wesen zu entscheiden. Er sah, wie die Ephytraner sich verhielten. Mit ihrer Geheimwaffe hätten sie den Gardisten, deren Boote zerstört worden waren, mühelos nachsetzen können. Jeder Schuß der Waffe hätte Hunderte von Gardisten zerfetzt. Er selbst hätte früher so gekämpft. Es war unklug, sagte der Kodex, einen Feind, den man töten konnte, am Leben zu lassen.
    Deutlicher als je zuvor erkannte Ijarkor in diesen Sekunden die sinnlose Grausamkeit des Kodex. Die Ephytraner schonten den wehrlosen Gegner, und dennoch waren sie im Begriff, diese Schlacht zu gewinnen. Gewiß, auch in den Reihen der Krieger hatte es Überlegungen gegeben, ob die Ehre nicht gebiete, dem hilflosen Feind gegenüber nachsichtig zu sein. Aber zu praktischen Auswirkungen war es kaum gekommen. Wer darauf verzichtet, den Gegner endgültig auszuschalten, hieß es, der verzichtet auf den Sieg. Im Sieg allein aber liegt die Ehre.
    Den Ephytranern waren solche Überlegungen fremd. Und dennoch siegten sie. Ijarkor war ihnen dankbar.
    Für ihn blieb lediglich das Problem, Veth Leburian zu finden. Eines hatte er noch zu tun: den Mlironer dafür zu bestrafen, daß er ihn verächtlich gemacht hatte, nachdem ihm eine schamvolle Niederlage bereitet worden war. Er würde Leburian töten und im Zweikampf selbst den Tod finden. Das war der Abschluß seines Lebens. Ein würdiger Abschluß, fand er. Spätere Generationen mochten über den Ewigen Krieger Ijarkor berichten, daß er dem Kodex untreu geworden sei, aber nicht, daß er seine Ehre verraten habe.
    Wo aber hielt der Mlironer sich auf? Ijarkor war nicht sicher, daß die Schirmfelder des Beiboots, obwohl wesentlich energiereicher als die Feldschirme der Gardistenboote, der ephytranischen Geheimwaffe gewachsen waren. Sollte er sich aufs Geratewohl einer der Unterseestädte nähern und sich darauf verlassen, daß die Technik des Bootes ihn unversehrt ans Ziel brachte?
    Er nahm den elektromagnetischen Sender in Betrieb. Es war eine leistungsstarke Anlage. Sie würde mühelos den Lärm übertönen, der im
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