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1339 - Ijarkors letzte Schlacht

Titel: 1339 - Ijarkors letzte Schlacht
Autoren: Unbekannt
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Halbdunkel umgab ihn. Die Beleuchtung des Schachtes war darauf abgestimmt, den Krieger in den Zustand entspannter Gelassenheit zu versetzen. Denn am unteren Ende des Schachtes lag das Dashid, das Allerheiligste, und wer das Dashid betrat, um sich dort am Atem ESTARTUS zu laben, der brauchte ein Bewußtsein, das frei von belastenden Gedanken war.
    Der Schacht endete vor einem kurzen Gang. Ijarkor tat ein paar Schritte, dann glitt vor ihm die Wand auseinander, und er sah in die kleine Kammer des Dashid. Sie war kahl bis auf den Projektor, der das Prallfeld erzeugte, das der Krieger wie eine Liege benützen würde, den vergitterten Auslaß des Gebläses, aus dem der Atem ESTARTUS kam, eine Deckenleuchte und die Statue des Attar Panish Panisha, des ersten aller Lehrerslehrer, der den Namen Oogh at Tarkan getragen hatte.
    Ijarkor sah das leise Flimmern des Prallfelds. Er tastete es ab und bettete sich darauf.
    Oogh at Tarkans Bildnis war so angebracht, daß er es aus liegender Haltung bequem sehen konnte. Zum tausendstenmal musterte der Krieger die Gestalt des Ehrwürdigen, die nichts Pterisches an sich hatte. Oft hatte Ijarkor sich gefragt, wer Oogh at Tarkan wohl gewesen sein möge, zu welcher Zeit er gelebt habe und welches seine Lehre in Wirklichkeit gewesen sei. Denn daß man die ursprüngliche Philosophie des Dritten Weges in reiner Form über die Jahrtausende hinweg überliefert habe, daran waren dem Krieger schonfrüh Zweifelgekommen.
    Heute fragte er sich nichts mehr. Er sehnte sich nach Ruhe. Er wollte versinken und nichts mehr zu denken brauchen. Er hörte, wie das Gas aus dem Gebläse zu strömen begann. Er atmete tief und spürte alsbald, wie der Atem ESTARTUS sein Bewußtsein glättete.
    Er schloß die Augen.
    Die Erinnerung überkam ihn wie ein Traum.
     
    *
     
    Kor, der Schichtführer, legte die Hand auf die transparente Platte und wartete ungeduldig, bis das blaue Licht aufleuchtete. Er haßte die Prozedur, die er zu Beginn einer jeden Schicht über sich ergehen lassen mußte, wenn er überhaupt zum Arbeitsplatz zugelassen werden wollte. Er wußte, daß der Computer nicht nur seine Identität überprüfte, sondern auch den Zustand seiner Seele analysierte und sich über seine körperliche Verfassung informierte. Er fühlte sich durchleuchtet, und das war ihm zuwider.
    Er hätte sich längst eine andere Arbeit gesucht. Aber das Reglement ließ es nicht zu.
    Jeder Pterus, der die staatliche Ausbildungsstätte verließ, war bezüglich seiner Eignung kategorisiert. Kor war beim Verlassen der Ausbildungsstätte bescheinigt worden, daß seine Begabung auf dem Gebiet der Technik liege und er gewisse Charaktereigenschaften besitze, die ihn zum Führen anderer prädestinierten.
    Dabei hätte Kor viel lieber im Gras gelegen, in den Himmel gestarrt, Lieder komponiert und Gedichte geschrieben.
    Aber das Reglement hatte ihm seinen Werdegang vorgeschrieben. Zwei Tage nach der Graduierung war er an Bord eines Raumschiffs gegangen, das von Anamuun nach Tiffoon, einer der Außenwelten, bestimmt war. Auf Tiffoon arbeitete man an einem großmaßstäblichen Projekt der Nuklearsynthese. Das Tiffoon-System lag inmitten einer dichten Wolke interstellarer Materie, die zum größten Teil aus Wasserstoff bestand.
    Automatische Sammler durchstreiften die Wolke und brachten das eingesammelte Material in Form hochverdichteten Plasmas nach Tiffoon. In den großen Schmelzöfen entlang der Äquatorzone des Planeten wurde die Substanz verarbeitet: Aus Wasserstoff entstanden schwerere Elemente, bis hinauf zur Ordnungszahl 26.
    Die Anlage war experimenteller Natur und wurde robotisch gesteuert. Sie bedeckte eine Fläche von über 100.000 Quadratkilometern, aber es waren insgesamt nur 800 Techniker auf Tiffoon beschäftigt. Kor hatte seine Laufbahn als Einzuarbeitender begonnen, war jedoch schnell avanciert und binnen drei Jahren zum Schichtführer befördert worden. Mit Ausnahme einiger Kurzurlaube hatte er die ganze Zeit auf Tiffoon verbracht. Seiner Schicht oblag die Überwachung der Syntheseöfen, in denen Eisen erzeugt wurde. Kor fiel die Arbeit leicht, dennoch verrichtete er sie mit Widerwillen. Er erkannte die Bedeutung des Experiments. Wenn der Versuch gelang, war die Rohstoffversorgung der Mutterwelt Anamuun und sämtlicher Kolonialwelten ein für allemal sichergestellt; denn nichts kam in der Weite des Universums häufiger vor als Wasserstoff, das einfachste aller Elemente.
    Kor fühlte eine Verpflichtung der Gesellschaft
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