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1335 - Die Verlorenen Geschenke der Hesperiden

Titel: 1335 - Die Verlorenen Geschenke der Hesperiden
Autoren: Unbekannt
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Überbevölkerung. Sie betonten das Trennende zwischen den beiden Geschlechtern, nicht das Verbindende.
    Aber jetzt war da etwas, was alle verband. Es war die Sehnsucht nach einer bestimmten Erscheinung, von der die Wissenschaftler gerade über die Medien verbreitet hatten, daß sie in der Art einer Schockwellenfront ausgelöst wurde. Es stand etwas bevor, von dem die Blues nicht wußten, ob es Segen oder Fluch für ihr Volk werden würde. Sie standen einfach herum und warteten darauf, daß die bluesschen Beobachter draußen in der Galaxis doch noch ein Signal geben würden, das Entwarnung bedeutete.
    Wenn das sechste Wunder kam, dann mußte es eigentlich eine Gefahr für alle Galaktiker bedeuten.
    Rational sah Yfilüm das ein, aber emotional lehnte er es immer stärker ab.
    Noch war nichts da, noch gaben die Orbitstationen keinen Alarm. Das gesamte Pahl-System mit seinen elf Planeten bewegte sich wie immer durch den Leerraum, und der sechste Planet Kohnla, der Pahl immer dieselbe Seite zuwandte und eine ideale Welt für das Überlebenstraining der Astronauten darstellte, hielt die Transmitterverbindungen nach Apas ohne Unterbrechung aufrecht.
    Yfilüm wurde daran erinnert, daß sein Dienst als Überlebensingenieur in der Sektion achtunddreißig auf Kohnla in siebenundzwanzig Stunden beginnen würde. Solange hatte er Zeit zu warten und Ausschau zu halten, solange gab ihm das Schicksal Gelegenheit, sich nach etwas zu sehnen.
    Er heftete das vordere Augenpaar auf das Treiben in den Straßen. Von der Galerie seiner Wohnung aus in dem Rundbau mit dem haubenähnlichen Kuppeldach hatte er eine gute Aussicht. Er lauschte mit seinen empfindlichen Sinnen, aber aus den Nachbarwohnungen vernahm er keine Geräusche mehr. Es mochte sein, daß die Bewohner ebenso wie er an einem Fenster oder auf der in die Außenwandung eingelassenen Galerie standen. Oder sie waren bereits ...
    Yfilüm fuhr herum und rannte in die Wohnung hinein. Sein graziler Körper bewegte sich mit der Anmut einer Balletttänzerin, und sein Tellerkopf schwankte dabei auf dem langen Hals, als wollte er sich jeden Augenblick in Rotation versetzen.
    Der Blue beugte sich an der hinteren Wand des Wohnraums nervös über die Kontrollen seines privaten Transmitteranschlusses und suchte nach dem Kode für das Haus der tausend Wegweiser, eine der bestbesuchten Schulen Puhits. Der Computer gab den Kode sofort frei, aber für Yfilüm verging die Zeit schleppend langsam. Er programmierte hastig den Transmitter und wartete auf das Freizeichen.
    Es blieb aus, die Transmitterstrecke war besetzt. Noch schlimmer, es gab im ganzen Haus der tausend Wegweiser gerade keinen freien Empfangstransmitter. Der Blue gab ein nervöses Zirpen von sich. Atemzug um Atemzug fixierte er die Schalttafel, und als endlich das gelbe Licht aufleuchtete und sich der Transmitterbogen aufbaute, da warf er sich mit einem Ungestüm in das Abstrahlfeld, als ginge es um sein Leben. Er achtete nicht einmal auf das laufende Koordinatenband, das anzeigte, ob er tatsächlich an das Ziel seiner Wünsche abgestrahlt wurde oder an einen Ausweichort.
    Er hatte Glück. Er trat in eine Halle im ersten Stockwerk der Schule und eilte übergangslos zur Gleittreppe. Sie brachte ihn hinaus auf den Vorplatz und dann hinunter zur Straße.
    Der Antigrav ließ ihn nicht merken, daß er nach unten sank, die Prallfelder wirkten optimal, und lediglich an den Fassaden hinter und vor sich erkannte er, daß sein Körper sich in Bewegung befand.
    In den Straßen drängten sich die Massen, lauter Männer unterschiedlichen Alters. Ein einziges Mal entdeckte Yfilüm eine Frau in einem Mantel der Regierungssekretäre. Sie verschwand rasch wieder zwischen den Leibern, ohne daß er Gelegenheit hatte festzustellen, ob sie schön oder häßlich war.
    Er gelangte am unteren Ende der Treppe an, und das Feld entließ ihn in die Straße. Unversehens stand er auf dem grauen Plastbelag des Bodens und musterte die an ihm vorbeiziehenden Köpfe, ohne sie richtig wahrzunehmen. Alles lief um ihn ab wie ein Film oder ein Traum. Die Blues drängten und drückten, und alle strebten sie in einer einzigen Richtung, hin zum Regierungsviertel mit seinen verschiedenen Palästen.
    Automatisch streckte Yfilüm einen Arm aus. Die vier Finger und drei Daumen schlangen sich um den Unterarm eines Artgenossen.
    „Wohin, mein Freund?" zirpte er, mehr schüchtern als forschend. Sein zurückhaltender Ton mochte es sein, der bewirkte, daß der andere ihn kurz
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