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1335 - Die Verlorenen Geschenke der Hesperiden

Titel: 1335 - Die Verlorenen Geschenke der Hesperiden
Autoren: Unbekannt
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bekannt, daß es sich bei den Geschenken der Hesperiden um starke psionische Strahler handelt. Auswirkungen auf die Gemüter der derzeitigen Besitzer sind bisher trotz modernster Untersuchungsmethoden nicht nachweisbar. Die Anfrage der Kosmischen Hanse, übermittelt durch ein geheimes Kurierschiff, ist deshalb abschlägig zu beantworten. Die Völker der Blues benötigen vorerst keine Hilfe gegen die offensichtlich harmlosen Geschenke der Hesperiden von Muun. Es ist ersichtlich, daß weder Pelyfor noch Stygian irgendwelchen Einfluß auf die Geschenke ausüben!"
    Pressemitteilung zwei Tage später: „Kein Zweifel besteht daran, daß die Verlorenen Geschenke nicht beeinflußt „werden, es sei denn, sie beeinflussen sich selbst. Es ist zu erwarten, daß von Seiten der Planetenregierungen der Eastside dieser Formulierung keine Aufmerksamkeit entgegengebracht werden wird."
     
    *
     
    Seit Tagen schon schlich Gülüzgy bedrückt umher. Er ging sämtlichen Kontakten aus dem Weg, nur bei der Arbeit, wo sie unvermeidbar waren, fügte er sich in sein Schicksal.
    Er sprach jedoch auffallend wenig, und in den Blicken, mit denen ihn seine Assistenten und Angestellten musterten, lag manchmal Bedauern, manchmal aber Triumph oder Euphorie.
    In den einzelnen Abteilungen standen seit jener denkwürdigen Stunde Gegenstände verschiedener Größe herum. Seine Mitarbeiter hatten sie mitgebracht, und in einem einzigen Fall war das Geschenk direkt vor einem Blue materialisiert, der sich gerade bei einer Experimentalanordnung befand.
    Wenigstens war er nicht der einzige, der nicht über sein Geschenk verfügte, dachte Gülüzgy bei sich. Es hatte ihn wertvolle Stunden gekostet, die von den Geschenken verschmähten Kollegen zur Arbeit zu bewegen. Bei manchen hatte er einen geschickten Psychologen aus der Hauptstadt Chüllyvor hinzuziehen müssen.
    „Der goldgelben Kreatur des Friedens sei es gedankt, daß das Schlimmste vorüber ist!"
    seufzte er.
    Es war seltsam. Während er diese Gedanken dachte, spürte er keinerlei Erregung. Er war von Anfang an nicht von jener unbegreiflichen Sehnsucht ergriffen worden wie alle anderen. Übergangslos hatte sich Zülüt im Pliyirt-System in ein Tollhaus verwandelt, und die Vorgänge hatten den Wissenschaftler an jene erinnert, die es im Zusammenhang mit dem Dekalog der Elemente gegeben hatte. Er sah jedoch auch den Unterschied, diesen plötzlichen Frieden und die Sehnsucht, dieses Begehren eines positiven Dinges.
    Er wußte nicht, was er darüber denken sollte. Die Medien hatten ihre Warnungen vor den Geschenken der Hesperiden eingestellt, da die Berichterstatter selbst den Traum der Träume träumten. Lediglich die Krisenregierung meldete sich ab und zu mit Verlautbarungen, die alles und nichts bedeuten konnten.
    Der Blue wackelte mit dem Kopf. Dieser besaß eine graurosa Farbe, ein Zeichen frühen Alterns. Gülüzgy ging ganz in seiner Arbeit auf, lebte nur für die Wissenschaft und wußte, daß er nie zu jenen Privilegierten gehören würde, die sich den Weg zu einem der Einester erkämpfen durften. Er war zu unsportlich und zu alt dazu, ihn interessierten die Weiber nicht mehr.
    Er stieg in den Antigrav und ließ sich aus seinem Büro nach unten bringen. Er eilte den Korridor entlang und blieb vor der Schleuse zur Genetikhalle stehen. Hinter dem Schott lief das wohl wichtigste Experiment des Instituts, vielleicht sogar das wichtigste in seinem Leben.
    Entschlossen betätigte der Blue den Öffner und setzte sich in Bewegung. Durch das sich öffnende Schott trat er hinein in die Halle. Automatisch flammte das Licht auf und zeigte die silberfarbenen Versuchsanordnungen zwischen den mattschwarzen Tanks, die Tische mit den Zuleitungen und...
    Dem Hanen gefror die Luft im Mund. Fassungslos starrte er auf den zweimannshohen Würfel, der mitten in der Halle stand und grünlich schimmerte. Er machte einen Schritt zurück und wischte sich das vordere Augenpaar. Das hintere hielt er suchend in den Korridor gerichtet. Er wäre froh gewesen, wenn sich jetzt einer seiner Assistenten genähert hätte, dem er seine Beobachtung hätte mitteilen können.
    „Bei der violetten Kreatur der Täuschung", zirpte er erregt. „Halluzination, weiche von mir!"
    Ein Blick auf den Chrono an seinem linken Arm belehrte ihn, daß er sich seit über dreißig Stunden in den Labors aufhielt. Es war einfach zuviel in der letzten Zeit. Aber es ging nicht anders. Für zusätzliches Personal war kein Geld vorhanden, und die Termine
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