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1334 - Der Ghoul und die Witwe

1334 - Der Ghoul und die Witwe

Titel: 1334 - Der Ghoul und die Witwe
Autoren: Jason Dark
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und erklärte ihm, dass ich zu Scotland Yard gehörte und Jane Collins mit mir zusammenarbeitete.
    »Ach, so ist das.«
    »Genau. Und was ist dort oben passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Jane hat mich weggeschickt. Ich traf sie auf dem Friedhof…«
    In wenigen Sätzen oder Halbsätzen erklärte er mir, was er mit Jane erlebt hatte. Nur über seine Rolle schwieg er sich aus. Das war mir in diesen Augenblicken egal, ich wollte vor allem den Ghoul.
    »Wo sind sie?«
    »In der ersten Etage.«
    »Okay, danke.«
    Er wollte noch etwas einwenden, dazu ließ ich ihn jedoch nicht kommen. Ich drückte ihn zur Seite, um freie Bahn zu haben. Schon beim ersten Schritt in den Flur hinein erreichte mich der widerliche Gestank.
    Der Mann mit der Mütze half mir. Er schaltete das Licht ein. Ich konnte mich besser orientieren und lief gezielt auf die Treppe zu.
    Bis zur ersten Etage war der Weg nicht weit. Obwohl ich es eilig hatte, stoppte ich auf halber Strecke.
    Etwas hatte mich irritiert.
    Es war ein Geräusch von oben. Es war nicht eben leise. Es klang völlig normal. Tritte schickten mir ihre Echos entgegen. Ich blieb vor der Treppe stehen, zielte mit der Waffe nach oben – und bekam wenig später große Augen.
    Zwei Frauen erschienen. Recht flott kamen sie die Treppe herunter. Eine Frau kannte ich. Sie ging als zweite, und wir sahen uns praktisch zugleich.
    »John!«
    »Jane. Endlich.«
    »Das hätte ich sagen sollen. Der verfluchte Ghoul hat sich aus dem Staub gemacht. Ich denke, dass er zum Friedhof gelaufen ist. Er ist durch ein Fenster an der Rückseite getürmt.«
    Beide Frauen standen jetzt neben mir. »Wann ist das denn passiert?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Also ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Das ist schlecht!«, flüsterte Jane.
    Nicht für alle, denn die Frau zwischen uns begann zu lachen.
    Dabei veränderte sich auch ihr Gesicht, sodass die Haut aussah, als bestünde sie aus Gummi, das in die Breite gezerrt wurde. Ein Wunder, dass die Lippen nicht rissen.
    Als ich die Person anschaute, hörte sie mit dem Lachen auf. Jane erklärte mir in drei Sätzen, wer sie war und dass sie mit einem Ghoul zusammengelebt hatte.
    »Das darf nicht wahr sein«, flüsterte ich.
    »Es stimmt aber!«, keifte die Witwe. »Wir haben uns immer gut verstanden.«
    Die Zeit, um Fragen zu stellen, nahm ich mir. »Sie haben einen Ghoul kennen gelernt und ihn geheiratet?«
    »Nicht offiziell. Wir lebten nur zusammen. All die langen Jahre. Es war eine schöne Zeit.«
    Ich hatte das Gefühl, von einem Hammerschlag getroffen zu werden. Nein, das konnte es nicht sein. Aber warum hätte die Frau lügen sollen? Einen erklärbaren Grund gab es dafür nicht.
    »Sie mögen ihn immer noch, nicht wahr?«
    »Klar.«
    »Er sie auch?«
    »Ja. Er war immer bei mir oder fast immer. Die Leute hier im Haus haben gedacht, dass ich eine Witwe bin, aber es stimmte nicht wirklich. Goldie lebte noch.«
    Ich verzog die Lippen. »Goldie?«
    »So hat sie ihn wohl genannt«, sagte Jane.
    Ich fasste mich an den Kopf. In der Tat wurde die Welt immer verrückter. Zu einem Kommentar wollte ich mich nicht hinreißen lassen. Für mich war diese Person nicht normal. Aber die Witwe spielte nur die zweite Geige. Wichtig war nur der Ghoul. Die Gräber waren meiner Meinung nach leer. Um zu existieren, musste er sich andere Nahrungsquellen suchen, und das bedeutete höchste Lebensgefahr für unschuldige Menschen.
    Da Edna Wilson kleiner war als ich, musste ich schon nach unten schauen, um ihr in die Augen zu sehen. »Wo ist er jetzt?«
    »Das weiß ich nicht«, erklärte sie mir mit einer schon fast fröhlichen Stimme.
    »Wo ist er?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Es hat keinen Zweck, John«, sagte Jane. »Sie wird dir nichts sagen wollen oder können. Wir müssen ihn schon auf dem Friedhof suchen.«
    Das wäre zwar logisch gewesen. Trotzdem hatte ich meine Einwände. »Auch wenn du mich für einen Spinner hältst, Jane, ich kann daran einfach nicht glauben. Ich hätte ihn sehen müssen. In der letzten Zeit habe ich das Haus und die Straße unter Beobachtung gehabt.«
    »Wo könnte er dann sein?«
    »Wenn du mich fragst, hält er sich an der Rückseite versteckt und wartet ab.«
    Die Detektivin überlegte nicht lange. »Dann müssten wir also dort suchen, nehme ich an.«
    »Wäre ein Vorschlag.«
    Ich warf einen Blick durch den Flur zur Tür hin. Mittlerweile war das Licht wieder erloschen. Die Haustür stand offen. Und das nur, weil sich der Mann mit der Schiebermütze dort
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