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1330 - Die Kopfgeldjägerin

1330 - Die Kopfgeldjägerin

Titel: 1330 - Die Kopfgeldjägerin
Autoren: Jason Dark
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Ziel war ihr nicht bekannt. Sie hoffte nur darauf, dass es sie in eine der großen Städte führen würde. Paris, London, Rom oder auch Berlin.
    Noch konnte sie davon nur träumen. Alles andere würde sie noch erfahren, aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie auch zustimmte. Es kam immer darauf an, was man von ihr wollte.
    Und man musste ihr die Wahl der Waffen überlassen, denn reinreden ließ sie sich von keinem Menschen, auch nicht von ihrem Auftraggeber. Den Job hatte sie bisher immer durchgezogen, und das würde auch so bleiben.
    Eine genaue Zeit hatte ihr Besucher nicht sagen können. Um Mitternacht herum.
    Es machte Elsa Gunn nichts aus, so lange zu warten. Sie kannte das Spiel, das bereits zu einer abendlichen Routine für sie geworden war. Beim Anbrechen der Dunkelheit auf der Terrasse sitzen und durch das dünne Gitter hinaus ins Moor schauen, das war so etwas Wunderbares, und es tat der Seele gut.
    Obwohl der Blick immer der Gleiche war, erfreute sich Elsa jedes Mal daran. Sie genoss den Ausklang des Tages, lauschte den Klängen der Natur und war mit sich und der Welt zufrieden.
    Wer sie sah, hätte sie auf keinen Fall für eine Killerin gehalten.
    Bei ihr traf wirklich zu, dass man am Gesicht eines Menschen nicht ablesen kann, wer er wirklich ist und was hinter der Fassade steckt.
    Sie war alles andere als ein Mannweib, sondern das genaue Gegenteil. Sie hätte auch als Filmstar Karriere machen können. Vom Aussehen her erinnerte sie ein wenig an Angelina Jolie, auch wenn die Gesichtszüge insgesamt ein wenig grober wirkten und die Nase etwas dicker war. Die Ähnlichkeit traf bei den Lippen zu und auch bei der Figur und beim Haarschnitt. Das Haar war ebenfalls dunkel, wuchs über die beiden Kinnhälften hinweg hinaus, und bei den Einsätzen steckte sie es nach hinten oder band es hoch. Nicht im Privatleben. Da gab sie sich locker und entspannt, so wie auch hier auf der Veranda. Bekleidet war sie mit einem schwarzen, weit geschnittenen T-Shirt und einer ebenfalls dunklen Caprihose, die an den Knien endete. An den nackten Füßen trug sie weiche, flache Ledertreter.
    Sie schaute gelassen auf die Uhr. Noch eine Stunde bis Mitternacht. Allmählich stellte sie sich auf den Besuch ein. Aber er würde auch gewisse Probleme mitbringen. So hatte der Mann, der sich einfach nur Vincent nannte, nicht erklärt, in welchem Auftrag er handelte und woher er ihre Adresse kannte.
    Auf ihre berechtigte Nachfrage hatte er nur eine Antwort gegeben. »Vielleicht hat mich der Teufel geschickt!«
    Andere hätten sofort aufgelegt und die Verbindung unterbrochen. Nicht so Elsa Gunn. Diese Antwort hatte sie sogar neugierig gemacht, denn so etwas hatte man ihr noch nie zu sagen gewagt, und dementsprechend gespannt war sie. Furcht brauchte sie nicht zu haben. Sie wusste genau, wie stark sie war. Bisher war es noch keinem Menschen gelungen, sie zu überlisten.
    Immer wieder glitt ihr Blick hinein in den Sumpf. Sie saß etwas erhöht. Das hatte seinen Grund. Ihr Blockhaus stand auf Pfählen, sodass auch das Hochwasser in den Sümpfen ihr nichts anhaben konnte. Jedenfalls war es noch nie so hoch gestiegen, dass es bis in das Haus eindrang. Das würde auch wohl nicht geschehen.
    Der Sumpf lebte. Es war auch nie richtig dunkel. An einigen Stellen entstand immer wieder ein geheimnisvolles Schimmern, als würden dort Pflanzen oder Gase aufglühen.
    Auch die Tiere waren nicht faul. Sie glitten durch das alte brakige Wasser und waren oft nur daran zu erkennen, dass sie Wellen hinterließen.
    Die Luft stand.
    Sie roch auch.
    Welche Gerüche sich in ihr sammelten, wusste Elsa nicht. Frische waren es nicht. Wer sie interpretieren wollte, dachte mehr an Vergänglichkeit, Tod und Moder.
    Sie nahm noch einen Zug an der Zigarre, die so klein geworden war, dass sie den Stummel in einem auf dem Boden stehenden Ascher zerstampfte. Danach hob sie die Wasserflasche vom Boden hoch und trank einen tiefen Zug.
    Der Boden knarrte wieder, als Elsa beim Aufstehen den Stuhl heftiger bewegte. Sie selbst verstand es, so leise zu gehen, dass sie nicht zu hören war.
    Gelassen stieß sie die Tür zu ihrer Hütte auf. Dahinter lag der große Wohnraum. Auch hier Holz auf dem Boden. Dazu die schweren Möbel, die Bilder und die Vorhänge, die bis zum Boden reichten und aus teuren Stoffen bestanden.
    Elsa atmete durch.
    Es tat ihr gut, die kühle Luft einzuatmen. Auf ihrer Haut hatte die Schwüle einen dünnen Film aus Schweiß hinterlassen, aber daran störte sie
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