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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art
Autoren: Bernd Frenz
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des Sieben-Städte-Bundes hätte sie zwar schlagen können, aber die Hydriten vermieden Auseinandersetzungen, wo es nur ging. Solange sich die Fishmanta’kan aus dem Allatis (Atlantik) fern hielten, blieb man ebenfalls auf Abstand. So einfach war das.
    Nur einige erfahrene Beobachter wagten sich von Zeit zu Zeit näher heran, um die Lage zu sondieren. Manchmal stießen sie dabei ins Leere, manchmal aber auch auf massiven Widerstand. Was sie erwartete, ließ sich nie vorher sagen, denn die wilden Fishmanta’kan zogen rastlos innerhalb des Binnenmeeres umher.
    Aus den letzten Berichten hatten Quart’ol, Vech’ta und Var’el fälschlich geschlossen, dass sie ungehindert in unerforschte Gebiete vordringen könnten, doch das erträumte Abenteuer entpuppte sich rasch als Alptraum.
    Der Grund unter dem Hydriten stieg sprunghaft an. Ein untrügliches Zeichen, dass die Küste näher rückte.
    Hoffnungsvoll sah Quart’ol auf. Tatsächlich, in knapp zwei Dutzend Körperlängen erwartete ihn ein körniger weißer Strand.
    Dorthin musste er gelangen, um seine Chance zu wahren.
    Mit seinen Beinen war er an Land überlegen. Im Kampf wie auf der Flucht.
    Quart’ol strebte noch ein Stück höher und durchbrach die Oberfläche mit dem Kopf. Seine Fußflossen schäumten das Wasser auf, während er die Distanz zum Ufer verkürzte.
    Ausgerechnet auf den letzten Körperlängen gingen Quart’ol die Kräfte aus. Zum Glück war die See schon flach genug, um aufrecht stehen zu können. Mühsam zwang er den ausgelaugten Muskeln seinen Willen auf. Seine breit auslaufenden Extremitäten sanken herab und stießen sich vom Grund ab.
    Wieder und wieder.
    Mehr taumelnd als gehend kämpfte er sich aus dem Wasser, bis er trockenen Sand unter den Schuppen spürte. Einer Ohnmacht nahe, fiel es ihm schwer, die Umgebung zu erkennen. Vage, bunt schattierte Umrisse, mehr war nicht drin.
    Einige hundert Schritte entfernt lag eine grüne Wand, zweifellos die Baumgrenze. Die musste er erreichen, um sich dort zu verstecken. Zu seiner Linken wuchs ein massives Hindernis an, das noch die Ausmaße eines Grauwals überstieg.
    Schon vom Wasser aus hatte Quart’ol ein rostiges Schiffsheck ausgemacht, deshalb wusste er, dass es sich um einen aufgelaufenen Kahn handelte. Der Stahlbauweise nach zu urteilen stammte er aus der Zeit vor dem Kometeneinschlag.
    So tief, wie der Rumpf im Festland steckte, war er vom Kapitän absichtlich auf Grund gesetzt worden. Laut den Hydritenchroniken war das in den Wirren nach »Christopher-Floyd« recht häufig geschehen.
    Noch dreimal schaffte es der Hydrit, einen Quastenfuß vor den anderen zu setzen, danach wurden ihm die Knie weich.
    Haltlos kippte er vorne über. Der körnige Sand dämpfte den Aufprall. Zitternd und röchelnd blieb Quart’ol liegen.
    Ging es ihm auch noch so dreckig, er durfte jetzt nicht schlapp machen. Wenn ihn die Fishmanta’kan bewusstlos fanden, war es um ihn geschehen.
    Allmählich reduzierte sich der Schmerz auf ein erträgliches Maß. Als er die Augen öffnete, begann die Welt um ihn herum jedoch zu schwanken.
    Ein Schwall Wasser rebellierte in seinen Kiemengängen.
    Unter brennenden Schmerzen würgte er es hervor.
    Stimmenfetzen mischten sich in sein Röcheln. Zuerst hielt er sie für reine Einbildung, dann begriff er, dass sie von dem zerlöcherten Schiffswrack herüber wehten. Sie klangen sehr aufgeregt, vor allem aber durch und durch menschlich.
    Benommen drehte Quart’ol den Kopf zur Seite. Sein Blick hatte sich inzwischen so weit geschärft, dass er einige in Leder und Tierfelle gekleidete Barbaren erkannte, die um ein Lagerfeuer saßen, das im Schutz des Kahns in die Höhe loderte. Einige ausgenommene und auf Äste gespießte Fische brieten dort gerade knusprig braun.
    Bei Ei’don – ausgerechnet hier, wo sich Menschen angesiedelt hatten, musste er an Land flüchten! Als sich die vier Gestalten erhoben, sah sich Quart’ol bereits als nächste Hauptmahlzeit über dem Feuer braten. Die Barbaren hatten ihn entdeckt, kein Zweifel. Lange Speere in den Händen, liefen sie auf ihn zu. Was sie dabei riefen, war nur rudimentär zu verstehen. Sie sprachen ein Gemisch aus Englisch, Deutsch und Spanisch, das sich zu einer neuen, in ganz Euree verwendeten Mundart entwickelt hatte.
    »Da iss’na Kerl anneschwemmt worn! Willa wo Ärga machn?«
    Auf die Entfernung sahen die Barbaren genauso schlecht wie er. Sie hielten ihn wohl für einen Schiffbrüchigen. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie
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