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133 - Dämonenerbe

133 - Dämonenerbe

Titel: 133 - Dämonenerbe
Autoren: Dämonenkiller
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aber es war eine ganz andere Liebe - nicht jene - die Menschen ihren Nachkommen entgegenbringen. Martins Anhänglichkeit war ihr immer lästiger geworden. Ihr Sohn hatte das unbewußt gespürt und sich enger an Tirso und Dorian angeschlossen. Nach Menschenart stempelte sie das zu einer Rabenmutter, doch nach den Begriffen der Dämonen war ihr Verhalten völlig normal und selbstverständlich. Hexen trugen ihre Kinder nicht einmal aus, sondern bedienten sich Wirtskörpern, welche die Last der Schwangerschaft ertrugen. Und nach der Geburt wurden sie rasch in die Obhut von erfahrenen Lehrern gegeben. So war es auch in der Zamis-Sippe Brauch gewesen. Ihre Eltern und Geschwister hatte sie in ihrer Kindheit kaum gesehen.
    Coco schlug die Bettdecke zur Seite, als sie wieder das schrille Kreischen hörte, das ihr seltsam bekannt vorkam.
    Geschmeidig wie eine Raubkatze stand sie auf, schob sich das lange Haar in den Nacken und huschte auf Zehenspitzen zu den Fenstern. Die schweren Fensterläden mit den Dämonenbannern waren vorgelegt.
    Sie wunderte sich, daß die Alarmanlage nicht ausgelöst wurde. Um das Schloß kreiste zumindest ein fledermausartiges Geschöpf.
    Zögernd hob sie beide Arme und wollte ein Fenster öffnen, als das Telefon klingelte.
    Der Dämonenkiller hob den Hörer ab und meldete sich.
    „Hier spricht Burke, Dorian. Vor der Burg versammeln sich einige Vampire. Es werden immer mehr. Du solltest dir das ansehen."
    „Ich komme." Er legte den Hörer auf, schwang die Beine aus dem Bett und drehte die Deckenbeleuchtung an.
    Jetzt erst merkte er, daß Coco vor dem Fenster stand. Langsam drehte sie sich um. Ihr Gesicht wirkte eigenartig angespannt. Die Augen hatte sie halb geschlossen, und ihr Blick war starr, als würde sie in die Ewigkeit blicken.
    „Ist was?" fragte der Dämonenkiller besorgt.
    Coco schüttelte entschieden den Kopf, dann lächelte sie schwach.
    Wieder war das unheimliche Krächzen zu hören. Es klang, als würde ein halbes Dutzend Papageien „Coco" schreien.
    „Was hat das zu bedeuten?"
    Coco antwortete nicht. Sie hing ihren Gedanken nach und glotzte das riesige Gemälde an, das die Eroberung der Burg durch Quintano zeigte, ohne es richtig zu sehen.
    „Zieh dich an, Coco!" befahl Dorian.
    Wie in Trance griff Coco nach der Unterwäsche. Der Dämonenkiller kleidete sich rasch an, dabei ließ er seine Gefährtin nicht aus den Augen. Ihre Bewegungen waren höchst ungelenk. Es bereitete ihr Mühe, den Zipp ihrer Jeans zu schließen, und ihre Finger zitterten leicht, als sie die Bluse zuknöpfte.
    Dorian legte einen Arm um ihre Schultern, und beinahe zuckte er zurück, denn ihr Körper fühlte sich eiskalt an.
    „Mein Kopf ist so schwer", flüsterte Coco. „Jeder Gedanke bereitet mir Mühe."
    Ihr Gesicht war schneeweiß, die Lippen waren blutleer und die Augen trübe.
    „Was ist mit dir los? Bist du krank, Coco?"
    „Ich weiß es nicht", sagte sie fast unhörbar. Bebend drückte sie sich an ihn, dabei runzelte sie die Stirn. Das Krächzen war ihr vertraut gewesen, doch sie hatte es seit vielen Jahren nicht mehr vernommen.
    Eng umschlungen betraten sie den Gang. Die Nachtbeleuchtung brannte. In der Burg war es ruhig. Bis jetzt war niemand eingedrungen, denn dies hätte unweigerlich die Alarmanlage ausgelöst.
    Sie erreichten die Haupttreppe und stiegen ins erste Stockwerk hinunter, wo die Büro- und Forschungsräume lagen.
    Nach dem Angriff von Luguris Horden war das Castillo Basajaun nochmals umgebaut worden. Die Dämonenbanner an den Außenwänden, Türen und Fensterläden waren verstärkt worden. Die Räume, in denen sich die Telefonzentrale und der Fernschreiber befanden, waren völlig neu gestaltet worden. Nun gehörte zur Ausrüstung auch ein erstklassiger Computer mit drei Bildschirmgräten. Plötzlich wich der Druck von Cocos Hirn. Ihr Gesicht bekam wieder Farbe, und die Eiseskälte wich aus ihren Gliedern.
    Burkhard Kramer, der in einem bequemen Rollstuhl vor den Monitoren saß, wandte kurz den Kopf und nickte ihnen flüchtig zu. Sein langes Pferdegesicht war ernst, und die Brille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht.
    Die Wand hinter den zwanzig kleinen Fernsehgeräten wurde von einem riesigen Bildschirm beherrscht. Das U-förmige Gebäude war von allen Blickwinkeln aus zu sehen.
    „Ich schalte nun auf den großen Schirm um", sagte Burke. Er drückte einen Schalter nieder. Unwillkürlich hielten Coco und Dorian den Atem an. Die Szene hätte aus Hitchcocks
Die Vögel
stammen können.
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