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1328 - Die Harmonie des Todes

Titel: 1328 - Die Harmonie des Todes
Autoren: Unbekannt
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Aber wie du weißt, Salaam Siin, ist der Gesang der Taten Ijarkors ein heftiger Gesang. Es gelang uns nicht, die psionische Intensität im Griff zu halten. Die Zuhörer ergriff ebenso wie die Sänger Raserei. Dabei sind viele gestorben - so auch die Mitglieder deines Haushalts."
    Salaam Siin sagte lange Zeit nichts. Dann fragte er: „Weshalb sie? Warum hat es sie alle getroffen?"
    „Dein Erzeuger hatte sich die Ehre verdient, gleich hinter dem Kodexwahrer in der ersten Reihe zu stehen. Sie standen neben ihm."
    Salaam Siin ließ einen schnaubenden, fast obszönen Ton erklingen. „Und der Kodexwahrer? Ihm ist nichts passiert, vermute ich ..."
    „Das ist richtig. Er hatte einen Schirmfeldprojektor. Wir leben in einer Welt des Permanenten Konflikts, Salaam Siin, und vielleicht solltest du stolz sein auf die Art, wie dein Erzeuger und die anderen umgekommen sind. Immerhin war es im Kampf..."
    Salaam Siin brachte noch einmal den obszönen Laut hervor.
    Zu seiner Überraschung reagierte Ondech keineswegs schockiert. Der kleine Ophaler zeigte sich im Gegenteil verständnisvoll. „Zwei von meinen Verwandten hat es ebenfalls getroffen ... Ich bin jetzt allein. Und du, Salaam Siin, was wirst du jetzt tun?"
    Salaam Siin dachte eine Weile nach. „Ich weiß nicht recht... Welchen Sinn macht es, länger hier zubleiben? Ja, ich denke, ich werde Zaatur mit dem nächsten Schiff verlassen."
    Er sah, daß Ondech ein wenig herumdruckste, als habe er eine letzte unangenehme Sache auf dem Herzen. „Ich war Singlehrer an dieser kleinen Schule hier, Salaam Siin, und vielleicht denkst du, daß ich am Unglück deines Haushalts mitschuldig bin."
    „Das denke ich nicht; ich weiß genau, daß du keine Wahl hattest. Was geschehen ist, hätte überall geschehen können."
    „Ich danke dir", sang Ondech, und dem Ton seiner Membrane konnte Salaam Siin entnehmen, daß er es ernst meinte. „Du wirst verstehen, mich hält hier ebenso wenig wie dich. Und ich habe gehört, was du tust, dein Ruf eilt dir voraus ... Kurz: Ich möchte dich begleiten, Salaam Siin. Hier war ich Lehrer, aber du könntest mir viel beibringen."
    Salaam Siin dachte nicht lange nach. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß der kleine, mißgestaltete Ophaler gut zu ihm passen würde. „Warum nicht, Ondech", sang er bestätigend. „Ich bin der Einsamkeit müde."
     
    *
     
    Sie hatten wie immer exzentrische Kleidung gewählt und traten auf, wie man es von fahrenden Sängern erwartete. Hier, auf diesem entlegenen Hinterwäldlerplaneten, schien dies allerdings weniger gut anzukommen.
    Salaam Siin und Ondech sahen sich von Anfang an einer aggressiven Stimmung ausgesetzt. Die Bevölkerung bestand aus Ophalern, die erstaunlich weit in voratomare Primitivität zurückgefallen waren. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß immer wieder einmal Raumer den Planeten anflogen und so ein gewisser Kontakt mit der übrigen Zivilisation aufrechterhalten wurde.
    Sie wählten für die Nacht eine der Gaststätten am Raumhafen aus. Es war ein niedriges, langgestrecktes Gebäude, worin höchstens zwanzig zahlende Bewohner Platz hatten.
    Trotzdem lebte die Besitzerin relativ gut, wenn man vom durchschnittlichen Standard des Planeten ausging.
    „Wir werden hier kein großartiges Geschäft machen", befürchtete Ondech, dessen sängerische Unterstützung Salaam Siin in den vergangenen Wochen immer mehr schätzen gelernt hatte. „Die Volksseele kocht, ich spüre es ..."
    „Du hast recht", antwortete Salaam Siin zögernd, „aber vergiß nicht, daß ich außer unseren Einnahmen ein zweites Ziel im Auge habe. Ich will jungen Talenten nachspüren.
    Wer weiß, wie viele gute Sänger gerade an solchen Orten unentdeckt leben."
    Ondech gab einen brummenden Ton der Zustimmung von sich. „Laß mich die Verhandlungen mit den hiesigen Organen führen; kläre du mit unserer Gastwirtin die Bedingungen der Übernachtung ab."
    Während sich Ondech um die Bühne kümmerte und versuchen würde, ein festes Honorar auszuhandeln, sprach Salaam Siin mit der Ophalerin, die ihre Gastwirtschaft führte.
    „Es sind schlimme Zeiten", erklärte sie in gebrochenem Sothalk. Vielleicht sah sie einen Vorteil darin, fremde Besucher in der Sprache der Ewigen Krieger anzureden. „Wir hier am Raumhafen spüren nicht so viel davon, aber die anderen, in den Dörfern ..."
    „Wie meinst du das?" erkundigte sich Salaam Siin mit mildem psionischem Druck in der Stimme. Er wollte so genau wie möglich erfahren, woher der
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