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1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder
Autoren: Unbekannt
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Sohn", sagte Peregrin. „Du siehst aus, als hättest du einen kräftigen Schluck nötig."
    Er reichte Sid einen Becher. Sid leerte ihn auf einen Zug. Nicht nur diesen, sondern noch fünf weitere. Allmählich kehrte, durch die ausgleichende Wirkung des Alkohols gestützt, sein inneres Gleichgewicht wieder zurück. Er brachte es in angetrunkenem Zustand sogar fertig, über die Verwechslung der beiden Peregrine zu lachen.
    Aber tief im Innern blieb ihm ein Stück Unsicherheit zurück. Und dazu, mit Galbraith Deighton über Probleme der Bordsicherheit zu sprechen, kam er an diesem Abend auch nicht mehr.
     
    *
     
    Die Kalenderuhr zeigte den 2. Juni 446 an. Waylon Javier war in die Zentrale gekommen, weil er es für seine Pflicht hielt, sich hier in regelmäßigen Abständen sehen zu lassen. Es gab nichts zu tun, was er nicht auch von seinem Quartier aus hätte tun können. Die BASIS lag vor Anker, wie man sagte. Man wartete. Ein Tag verstrich wie der andere. Das heißt: Heute unternahmen Enza Mansoor und Notkus Kantor den ersten Großversuch mit dem Paraflektor. Es würde alles so funktionieren, wie es geplant war. In der modernen Technik gab es kaum noch Überraschungen. Jeder Test wurde im Simulationsverfahren von Computern im voraus durchgespielt.
    Waylon Javier saß im Hufeisen der Kontrollkonsole, die sich im Mittelpunkt der Zentrale auf einem flachen Podest erhob. Sein Blick ging ein wenig gelangweilt in die Runde. Da ertönte in wenigen Metern Entfernung, übertragen durch einen unsichtbaren, weil aus reiner Energie bestehenden, Audioservo, die wohlmodulierte Stimme der Hamiller-Tube.
    „Waylon Javier, ich habe eine Nachricht für Sie", sagte sie. „Es sind inzwischen über sechzehnhundert Psi-Nachrichten der Sothisten abgefangen und entschlüsselt worden.
    Eine davon dürfte Sie interessieren. Die Entzifferung nahm geraume Zeit in Anspruch.
    Man darf annehmen, daß die Nachricht von höchster Wichtigkeit ist."
    „Red nicht so lange, Hamiller", beschwerte sich Javier. „Gib mir den Text."
    „Sehr wohl, Sir. Der Text lautet: Scout Pelyfor Ankunft Gume Shujaa hundert Stunden Kurs einunddreißig."
    Wie elektrisiert fuhr Waylon Javier auf.
    „Scout Pelyfor!" rief er. „Ein Vorausschiff der Flotte aus ESTARTU. Kurs einunddreißig.
    Das bezieht sich auf ein Weltraumfort?"
    „Ohne Zweifel, Sir", antwortete die Hamiller-Tube.
    „Weiß man, wo das Fort seinen Standort hat?"
    „Noch nicht, Sir..."
    „Noch nicht, Sir; noch nicht, Sir", fuhr eine helle, quengelnde Stimme dazwischen.
    „Wann werdet ihr eure Augen endlich aufmachen? Die Daten liegen vor. Die Sonden haben uns Koordinaten gemeldet, die aufgefangenen Psifunksprüche geben Aufschluß.
    Man muß das Material nur sichten und nach gewissen Gesichtspunkten durcharbeiten.
    Dann hat man im Handumdrehen eine Karte, auf der sämtliche Feresh Tovaar verzeichnet sind."
    Waylon Javier hörte aufmerksam zu. Warum kam ihm die Stimme bekannt vor? Wo hatte er sie schon einmal gehört? Der Kontakt war kurz, gewesen, sonst hätte er sich auf Anhieb erinnert.
    „Wer bist du?" fragte er.
    „Wer bin ich, wer bin ich?" äffte die Stimme ihn nach. „Wenn's an der Zeit ist, wirst du schon erfahren, wer ich bin. Noch ist es nicht soweit."
    „Aber du kannst mir eine Karte liefern, auf der sämtliche Feresh Tovaar verzeichnet sind?"
    „In zwanzig Stunden", antwortete die Stimme. „So lange brauche ich noch für die endgültige Auswertung."
    „Ziemlich lange für ein Handumdrehen", spottete Javier. Vielleicht ließ sich der unbekannte Sprecher auf diese Weise aus der Reserve locken. „Deine Hand möchte ich sehen."
    „Mach du nur Witze!" keifte die Stimme. „Aber wenn du die Karte siehst, wirst du Mund und Augen aufreißen."
    „Hamiller?" sagte Javier.
    „Ich bin noch hier, Sir", antwortete die Hamiller-Tube mit würdevoller Gelassenheit. „Den Schwätzer lasse ich reden, solange es ihm gefällt."
    „Du weißt immer noch nicht, wer er ist?"
    „Ein Eindringling, Sir."
    Waylon Javier sah nachdenklich vor sich hin. Der Gedanke, daß er die helle, quengelig klingende Stimme schon irgendwo einmal gehört hatte, ging ihm nicht aus dem Sinn.
    „Ich habe alles Nötige veranlaßt, Sir", sagte die Hamiller-Tube.
    Javier fuhr auf.
    „Nötige? Oja. Die GOI ist benachrichtigt?"
    „Auf dem üblichen Weg, Sir. Zerstückelt und gerafft. Im Lager des Sothos wird niemand ahnen, daß wir Pelyfors Scout erwarten."
    Waylon Javier stemmte sich aus seinem Sessel. Das Geplärre der
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