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1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder
Autoren: Unbekannt
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abgenommen hatten, von der Leibwäsche bis zu den SERUNS.
    Sid Avarit schoß nach vorne. Zielsicher fand die Hand den Verschluß der Tasche, in der er seinen Vorrat an Paratau aufbewahrt hatte. Er wühlte in den Tropfen, die sich anfühlten, als wären sie aus Gummi. Die Jäger hatten seinen Vorrat nicht angerührt! Es war alles noch da.
    Sie kleideten sich an. Es wurde kaum noch ein Wort gesprochen. Der organische Verstand weigerte sich zu begreifen, was hier geschehen war. Das Raumschiff der Jäger war verschwunden. Die IANUS schien es nicht mehr zu geben. Verschwunden waren die Berge, das Tal, der blaue Himmel, die sommerlichtropische Hitze. Die ganze Stammwirklichkeit war zum Teufel.
    Bis auf vier Liegen und einen primitiven Schrank, der früher zur Ausstattung des Jägerschiffs gehört haben mußte. Wer konnte sich das erklären? Tirzo vielleicht mit seiner manchmal unheimlichen Fähigkeit, in Dinge hineinzublicken, von denen andere nur die Oberfläche sahen.
    Egal! Sie mußten akzeptieren, was sie nicht verstehen konnten. Noch waren sie nicht gerettet. Mindestens einer der Jäger war noch in der Nähe, wahrscheinlich mehr. Sie wußten nicht, wo sie waren. Sie mußten Verbindung mit der BASIS aufnehmen.
    Tirzo war abseits getreten. Die rechte Hand, zur Faust geballt, hielt er gegen die Brust gedrückt. Als Notkus Kantor etwas sagen wollte, winkte Sid Avarit hastig ab. Der Blue durfte im Augenblick nicht gestört werden.
    Sekunden später öffnete Tirzo die Augen. Die rechte Hand glitt mit charakteristischer Bewegung in die Tasche und kam leer wieder zum Vorschein.
    „Styxvier", sagte Tirzo. „Kein Zweifel. Die Konstellation der Stygstränge ist so, wie wir sie in Erinnerung haben. Noch etwas: Die Realität flattert. Dem, der uns auf diese Wirklichkeitsebene versetzt hat, gehen die Kräfte aus."
    „Wohin jetzt?" wollte Sid wissen. „Gibt es noch weitere Spuren der Stammwirklichkeit."
    „Ich vermute, ja", antwortete der Blue. „Es geht niemals so ganz sauber. Es bleiben immer ein paar Reste übrig. Aber die Spur wäre schwer zu finden."
    Niemand verstand, wovon er sprach. Er sah sich um, als suche er irgendwo zwischen den triefenden Bäumen nach einem Hinweis. Donner grollte aus der Ferne. Das Gewitter hatte sich verzogen. Der Himmel lichtete sich. Zwischen den Wipfeln hindurch sah Sid ein winziges Stück Blau.
    Noch während er in die Höhe schaute, breitete sich das Blau ruckartig aus. Er spürte einen Schwall heißer Luft, der auf ihn einströmte. Plötzlich weitete sich das Blickfeld. Die Bäume waren nicht mehr da. Der Tag war mit einemmal heller geworden, so hell, daß das Licht in den Augen schmerzte.
    Verblüfft sah Sid Avarit sich um. Er begriff instinktiv, daß die parallele Wirklichkeit ebenso plötzlich verschwunden war, wie sie sich eingestellt hatte. Er stand neben Tirzo, Notkus und Enza in einem tief eingeschnittenen Tal, dessen Sohle mit trockenem Buschwerk bewachsen war. Die Felswände zu beiden Seiten waren zu steil, als daß sich auf ihnen nennenswerte Vegetation hätte ansiedeln können. Zwei Objekte zogen den Blick an. Das eine war die metallisch schimmernde Kugel der IANUS.
    Das andere war ein flacher, linsenförmiger Körper mit einem Durchmesser von mehr als dreißig Metern. Er lag zwei Kilometer entfernt. Seine Oberfläche war von matter, dunkelbrauner Farbe.
    Das Schiff der Jäger!
     
    *
     
    Manch einem, der zum erstenmal mit ihm zu tun hatte, mochte Sid Avarit in seinem Benehmen und in seiner Sprechweise zerfahren erscheinen, ein wenig zerstreut, als wüßte er nie so genau, woran er war oder worum es ging.
    Der Eindruck täuschte. Sid war rasch entschlossen. Vor allem besaß er die Fähigkeit, eine Lage mit einem Blick zu erfassen und sich blitzschnell ein Urteil zu bilden.
    Mit einem Zuruf an den Mikrosyn aktivierte er das Kommunikationssystem seines SERUN.
    „Avarit an IANUS", hörte man ihn sagen. „Wie ist die Lage bei euch?"
    „Mein Gott", kam die Antwort. „Ich ... wir ... was ist überhaupt los? Wir begreifen nicht, was hier vorgeht!"
    „Mit dem Begreifen hat's Zeit", sagte Sid mit einem Anflug von Ungeduld. „Seid ihr frei?"
    „Ja. Wir waren gefesselt..."
    „Kann ich mir denken. Wie viele Bewacher?"
    „Drei. Sie waren heillos verwirrt, als ... als wir plötzlich auf eine andere Welt versetzt wurden. Als die Fesseln fielen, fiel es uns leicht, sie zu überwältigen."
    „Ihr habt sie fest?"
    „Ja."
    „Sind die Wissenschaftler bei euch an Bord?"
    „Alle - bis
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