Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
132 - Die Seelenfänger

132 - Die Seelenfänger

Titel: 132 - Die Seelenfänger
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Gemeinsamkeit: Sie hatten alle die gleiche Figur und waren gleichgroß.
    „Was wollen diese Weiber hier?" hörte Martin einen Jungen hinter sich fragen.
    „Maul halten, oder ich schlage dir die Zähne ein, Alfredo!" zischte Sebastian drohend.
    Martin betrachtete Theo mit einem Seitenblick. Sein Freund war im letzten Moment doch noch zu ihnen gestoßen. Sein Gesicht wirkte auf einmal wieder glatt und hatte einen verklärten Ausdruck. Er ließ die acht Frauen nicht aus den Augen. Martin folgte seinem Blick.
    Mutter Arosa hatte mit ihren Begleiterinnen die Mädchengruppe erreicht. Diese wurde von Isabelle geleitet, die mit ihren sechzehn Jahren Martin uralt erschien.
    Mutter Arosa blieb stehen und erklärte der großen, schlanken Frau an ihrer Seite etwas. Diese Frau trug keinen Schleier. Sie war sehr schön. Sie hatte ein schmales, blasses Gesicht, von schwarzem Haar, das ihr über die Schultern fiel, umrahmt. Ihr grellrot geschminkter Mund zeigte stets ein eigenartiges Lächeln, das weder freundlich noch heiter wirkte. Es war ein wissendes, ein überhebliches Lächeln.
    Jetzt sprach Mutter Arosa mit Isabelle, die ihr aufmerksam zuhörte. Martin fragte sich, worum es ging. Isabelle machte einen artigen Knicks, und die Mädchen taten es ihr gleich.
    Die Frauen um Mutter Arosa gingen weiter. Martin sah, daß sie auf ihn und die anderen zuhielten. Die betörend schöne, selbstsicher lächelnde Frau an Mutter Arosas Seite richtete ihre dunklen Augen geradewegs auf ihn. Sie hatte einen stechenden, durchdringenden Blick. Es war, als hielten ihn ihre Augen fest.
    Martin versteifte sich. Er hatte vor der Aufdringlichkeit der fremden Frau auf einmal Angst, fürchtete sich vor dem, was sie womöglich von ihm wollte. Wenn diese Frauen, wie er vermutete, gekommen waren, um Kinder zu adoptieren…
    Martin riß sich gewaltsam von dem Blick der Fremden los und ergriff instinktiv Theos Hand.
    „Hab dich nicht so!" raunte Theo und entzog sich seinem Griff. „Wir haben von diesen Witwen nichts zu befürchten."
    Witwen? wiederholte Martin im Geiste. Wie konnte Theo so sicher sein, daß alle acht Frauen ausgerechnet Witwen waren?
    Die Gruppe mit Mutter Arosa blieb nun vor ihnen stehen. Die große, schöne Frau betrachtete jetzt Theo so durchdringend wie zuvor ihn. Und nun schienen ihre Augen zu glühen. Theo atmete rascher, als ringe er nach Luft.
    Mutter Arosa begann zu sprechen.
    „Diese freundlichen Damen gehören einer Vereinigung von Witwen an, die sich für elternlose Kinder einsetzen", sagte sie mit ihrer sanften Stimme, die heute jedoch etwas fremd klang. „Diese freundlichen Witwen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern aus aller Welt, die wie ihr benachteiligt sind, zu helfen. Aus diesem Grund sind sie eigens aus Madrid in unser Dorf gekommen. Sie wollen sich davon überzeugen, daß ihr es gut bei mir habt, oder ob es euch an etwas mangelt. Ihr könnt ihnen eure Sorgen und Nöte mitteilen. Wenn ihr irgend welche Beschwerden habt, so scheut euch nicht, sie jetzt vorzubringen."
    Mutter Arosa gab der Frau an ihrer Seite ein Zeichen, und diese begann zu sprechen.
    „Wir wissen natürlich, daß das Kinderdorf von Mutter Arosa mustergültig geführt wird", sagte sie und sah dabei wiederum nur Martin an. Aber der mußte die Augen vor ihren stechenden Blicken senken. Neben ihm atmete Theo rasselnd. Die Frau fuhr fort:
    „Deshalb sind wir auch weniger deswegen gekommen, um zu sehen, ob hier alles in Ordnung ist, sondern um Erfahrungen zu sammeln, die wir dann an andere Kindergemeinschaften weitergeben können. Wir sind von dem, was wir bisher zu sehen bekommen haben, sehr beeindruckt. Aber wir würden natürlich auch von euch selbst gerne hören, wie es euch hier gefällt. Zum Beispiel du! Wie heißt du?"
    Martin zuckte zusammen, als die Frage gestellt wurde. Er wußte sofort, ohne hinzusehen, daß er damit angesprochen war. Er hatte kaum etwas von den Worten der Frau verstanden, aber er hatte immerhin bereits so gut Spanisch gelernt, um zu verstehen, daß sie nach seinem Namen fragte.
    „Ich heiße Martin", antwortete er.
    „Du beherrscht Spanisch nicht besonders gut. Woher stammst du?"
    „Aleman", antwortete Martin.
    „Ich kann mich auch in deiner Sprache mit dir unterhalten", sagte die Frau in perfektem Deutsch und fragte: „Wie gefällt es dir hier?"
    „Sehr gut", antwortete Martin unbehaglich. „Aber ich bin noch nicht lange hier."
    „Möchtest du von hier fort?"
    Martin wußte nicht, was er antworten sollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher