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1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod
Autoren: Jason Dark
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muss auf jeden Fall mit Jenny reden. Sie hat auch eine Meinung. Wenn sie will, dass ich den Eltern Bescheid gebe, werde ich das natürlich tun.«
    Mit dieser Lösung waren auch wir einverstanden.
    »Und was machen Sie jetzt?«, erkundigte sich Amelie. Sie sah so aus, als wollte sie uns noch gern bei sich behalten.
    Die Antwort gab ich und runzelte dabei die Stirn. »Wir müssen leider weg. Erst vor ein paar Minuten haben wir einen Anruf bekommen, der uns einen neuen Fall aufgebürdet hat.«
    Sie senkte den Kopf. »Verstehe.«
    »Angst?«, fragte Suko.
    »Was soll ich sagen?«, erwiderte sie mit einem leisen Lachen. »Ja und nein. Ein unangenehmes Gefühl ist trotzdem vorhanden. Es kribbelt im Bauch, wenn Sie verstehen.«
    »Möchten Sie Polizeischutz?«
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein, das auf keinen Fall. Es ist nur das Wissen um die Vergangenheit.«
    »Die haben wir geschlossen«, sagte Suko. »Die Verbindung ist gekappt worden. Ich denke schon, dass Sie durchatmen können, Amelie.«
    »Das hoffe ich ja.«
    Ich wollte mich noch von Jenny verabschieden. Amelie hatte nichts dagegen. Sie führte uns in das Kinderzimmer.
    Wir sahen Jenny im Bett liegen.
    »Ich bin noch wach«, begrüßte sie uns mit heller Stimme. »Ihr könnt ruhig zu mir kommen.«
    In der folgenden Zeit stellte ich fest, dass Jenny Mason ihr Erlebnis gut überstanden hatte. Wir erfuhren auch, dass sie eine Leseratte war und sich schon mit den fremden Welten auseinandergesetzt hatte, die in den vielen Büchern beschrieben worden waren. So war sie nicht mal zu entsetzt gewesen, eher neugierig, und sie war auch stark genug, das Erlebte zu verkraften.
    »Ich wusste immer, dass es so was gibt«, erklärte sie uns. »Das… das… kann nicht alles gelogen sein – ehrlich.«
    »Okay«, sagte ich. »Wir haben uns nur vergewissern wollen.«
    Jenny lächelte. »Eines weiß ich schon jetzt. Wenn ich alt genug bin, und das dauert nicht mehr lange, dann fange ich auch an, Bücher zu schreiben. Tolle Geschichten. Von Elfen, von Drachen, die alle in einem besonderen Land leben und verflucht sind.«
    »Super«, lobten wir sie.
    Plötzlich glühten ihre Wangen. »Und dann wird ein Mädchen in dieses Land verschlagen werden und dafür sorgen, dass der große Fluch gebrochen wird. Meine Heldin wird alle befreien.«
    »Das Buch werde ich lesen, wenn es mal herausgekommen ist«, versprach ich, und auch Suko stimmte zu.
    »Aber ihr müsst noch ein paar Jahre warten.«
    »Das machen wir doch glatt.«
    »Du solltest jetzt deine Ruhe haben«, sagte Amelie, die ihrem Schützling mit ernstem Gesicht zunickte.
    Jenny wandte sich an uns. »Seid ihr auch der Meinung?«
    »Klar«, sagte Suko.
    »Man sollte tun, was Amelie sagt. Sie meint es nur gut mit dir.«
    Jenny Mason lächelte breit. »Okay, manchmal können sogar Erwachsene Recht haben.«
    Sie war herrlich und hatte das Abenteuer wirklich gut überstanden. Eine tolle Psyche steckte in ihr, und wir drückten ihr die Daumen, dass dies auch in Zukunft so blieb.
    Dann verabschiedeten wir uns, wurden aber von Jenny gefragt, ob wir mal wieder vorbeikommen würden.
    Wir versprachen es.
    Amelie Weber brachte uns noch nach draußen. Auch sie bedankte sie sich bei uns. Die Erleichterung war ihr anzusehen. »Ich bin auch überzeugt, dass Jenny es schafft. Das hat sie vielleicht schon. Ich habe daran zu knacken. Jedenfalls bekommen mich keine zehn Pferde mehr in diesen Wald, auch wenn er zum Grundstück gehört.«
    Das konnten wir verstehen.
    Zum Rover gingen wir allein. Die Lockerheit der letzten Minuten war bei uns verschwunden. Unser Verhalten hatte eine gewisse Nachdenklichkeit bekommen.
    Suko fragte, ob ich fahren wollte, aber ich winkte ab.
    Wir stiegen ein. Es war jetzt schon fast dunkel geworden. Meine Gedanken glitten wieder zurück zu den beiden Geschwistern, die sich als Vampire fühlten.
    Als harmlos hatten wir sie nicht eingestuft. Das war gar nicht möglich gewesen, denn sie hatten uns mit einem schon erschreckenden Hassgefühl angegriffen. Sie hätten uns sogar mit ihren Gebissen die Kehlen aufgerissen, so verbohrt und wahnsinnig waren sie. Harmlose Zeitgenossen waren das nicht. Zudem sprach ihre Flucht Bände.
    »Ich sehe dir an, dass du nachdenkst, John, und ich weiß auch, worüber. Wahrscheinlich denke ich das Gleiche. Aber sag mir, wenn du zu einem Ergebnis gekommen bist.«
    Ich wusste noch keines. Das wollte ich Suko mitteilen und schaute dabei in die dunkle Landschaft hinein, die ein völlig anderes Gesicht
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