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1310 - Lost Hollywood

1310 - Lost Hollywood

Titel: 1310 - Lost Hollywood
Autoren: Jason Dark
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Überzeugungen lange verborgen gehalten haben und sich nun trauen, wieder an die Oberfläche zu kommen. Die Zeiten haben sich verändert, und es sind andere Zeichen gesetzt worden.«
    Mit ihrer Gelassenheit war es vorbei. Sie reagierte mehr wie ein Mensch. Dass sie eine Blutsaugerin und verfluchte Mörderin war, konnte man in diesen Sekunden leicht vergessen. Bei einem Menschen wäre das Gesicht gerötet gewesen, bei ihr blieb es bleich, doch ihre Haut zuckte noch jetzt, auch wenn sie still war.
    »Gut«, sagte ich. »Gehen wir mal davon aus, dass es stimmt, was du gesagt hast. Aber wie, zum Henker, soll der Schwarze Tod frei kommen? Ich habe ihn vernichtet. Seine mächtige Seele ist gefangen im Reich des Spuks. Begreifst du das nicht?«
    »Er wird sie freigeben müssen.«
    »Weißt du das genau?«
    »Ja.«
    »Wieso ist das möglich?«
    »Weil sich die Zeiten geändert haben, Sinclair. Wir stehen vor einem Umbruch. Das wirst auch du akzeptieren müssen, und du wirst es zu spüren bekommen. Die Angst wird stärker werden, und das selbst bei deinen Lieblingen.«
    »Wen meinst du damit?«
    »Die Engel. Ich weiß es. Ich ahne es. Der Schwarze Tod wird sich andere Wege suchen müssen. Er wird nicht mehr mit seinen Skeletten durch die Luft fliegen. Er hat dazugelernt. Diese Welt hier ist nicht Atlantis. Sie wird zwar auch von Menschen bewohnt, aber man kann beide nicht miteinander vergleichen. Sie sind noch immer verführbar. Heute mehr denn je, denn viele von ihnen haben den seelischen Halt verloren. Für sie gelten die alten Werte nicht mehr. Der Schwarze Tod wird ihren Egoismus ausnutzen und für sich und seine Pläne einsetzen…«
    Jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich musste einfach lachen und schüttelte auch den Kopf.
    »Nein, Justine, das glaube ich dir nicht. Das aus deinem Munde zu hören, ist unwahrscheinlich. Du hast dich angehört wie eine Moralpredigerin.«
    »Ich sage die Wahrheit.«
    »Ja, das sagt mir eine Mörderin und eine Person, die sich vom Blut der Menschen ernährt.«
    Meine letzten Worte hatten sie wirklich aus der Fassung gebracht. Ihr Gesicht verzog sich durch so schnelle Bewegungen, dass es aussah, als würde ihre Haut reißen.
    »Sinclair, du bist verbohrt. Dein Denken solltest du ändern, das musst du ändern. Ich und Mallmann haben dich in Ruhe gelassen, du bist am Leben geblieben, und ich weiß, dass du uns noch brauchen wirst. Du kommst noch mal auf uns zurück. Du…«
    Draußen war es mit der Ruhe vorbei. Plötzlich war dort Lärm entstanden. Wir hörten keine Stimmen, sondern ein anderes Geräusch.
    »Bekommst du Besuch, Justine?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.« Sie erhob sich aus ihrer sitzenden Haltung und blieb auf der Stufe stehen.
    Ich drehte mich.
    Durch das scheibenlose Fenster fiel mein Blick auf die Straße.
    Dort hatte sich etwas verändert. Die Dunkelheit war teilweise verschwunden. Auf der Straße lag ein heller Lichtmantel.
    Fernlicht!
    Ich wusste Bescheid. Jemand war mit einem Auto in Lost Hollywood hineingefahren und hatte das Fernlicht eingeschaltet. Noch ein Besucher, der nichts von dem ahnte, was sich hier abspielte?
    Nicht nur ich war verunsichert, Justine hatte ebenfalls ihre Sicherheit verloren. Sie blickte sich um. Dann schaute sie nach vorn, sah das helle Licht und auch den Schatten.
    Er rollte über die Straße. Er wirbelte plötzlich um die eigene Achse. Ich erkannte, dass es sich um den dunklen Transporter handelte, der aus der Spur geraten war und auch nicht mehr gebremst werden konnte. Dann sah ich noch eine Gestalt auf der Straße. Es war Suko, der von einer Seite zur anderen huschte.
    Der Wagen war nicht mehr zu stoppen. Er fuhr direkt auf das Hotel zu, in dem wir uns aufhielten und brach wie ein gewaltiger Rammbock durch den Eingang…
    ***
    Es war ein Raubtier mit gleißenden Augen, das immer näher kam.
    Suko schaute nicht hinein, wenn er die Augen öffnete, würde er nichts mehr sehen können. Das Tier rollte auf den Reifen über die Fläche hinweg. Über Gras, Lehm und Bodenwellen. Es wirbelte den Staub auf, der es wie eine Wolke einhüllte, und die verdammte Geschwindigkeit nahm noch immer zu.
    Suko wusste, was die Vampirbrut vorhatte. Sie wollte ihn mit dem Wagen zur Seite fegen, um sich dann auf ihn zu stürzen.
    Suko bewegte sich nicht vom Fleck. Er stand auf der Stelle und knickte nur in den Knien leicht ein, um sich geschmeidig zu halten.
    Er war kein Stuntman, hier gab es keine Regie, die ihm sagte, wann er sich zur Seite werfen
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