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131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

Titel: 131 - Unternehmen 'Crow's Nest'
Autoren: Ronald M. Hahn
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Freude.«
    »General Crow?«, lallte Emmiem. »General Crow wird mich befreien!« Er war kaum zu verstehen; er klang, als hätte er eine schwere Angina. »Er hält große Stücke auf mich. Hat seine Tochter selbst gesagt!«
    ***
    General Crow stand in einem beheizten Tarnanzug im Freien und musterte das Weiße Haus. An diesem Abend war es noch weißer als üblich, denn das Dach war unter einer vierzig Zentimeter dicken Schneedecke verborgen.
    Es war kurz vor Mitternacht. Die Posten hatten sich auf Rhineguards Anweisung hin zwischen den Bäumen und Sträuchern des verwilderten Parks verkrochen. Sie sollten die Transaktion aus der Ferne sichern und auf das Zeichen des Präsidenten hin eingreifen.
    Colonel Mountbattons Nachricht, dass der Sol den Austausch billigte, hatte Crow überrascht. Dass es so schnell und vor allem ohne Nachverhandlungen ging, hatte er nicht erwartet. Die Daa’muren mussten wirklich einen heiligen Zorn auf Commander Drax haben. Sofern ihnen überhaupt irgendetwas heilig war…
    Bei dem Gedanken, dass er seine seit fast genau zwei Jahren verschollene Tochter bald wieder in die Arme schließen konnte, wärmte Freude sein Herz. Was musste das arme Mädchen seit dem Aufbruch der Expedition alles erlitten haben!
    Crows Blick fiel auf Aruula Nummer sechs, die stumm und ohne zu frösteln in einem schwarzen Umhang zwischen ihm und Rhineguard ihres Schicksals harrte. Unter dem Umhang trug sie die üblichen Stiefel und Lederfetzen der europäischen Barbaren. Dass sie nicht fror, hatte damit zu tun, dass sie kein Mensch war, sondern ein Kunstwesen aus der genetischen Hexenküche des Bionikers Miki Takeo. Natürlich wusste sie nichts davon. Sie hielt sich für die echte Aruula.
    Takeo war von der Vorstellung besessen, neue Menschen zu erschaffen. Crow war eine kurze Allianz mit ihm eingegangen, denn er hatte seine Unterstützung benötigt, um Lynne zu helfen, nachdem die Running Men und Commander Drax ihr übel mitgespielt hatten. Später hatte er sich gegen Takeo gewandt und einen ansehnlichen Teil seiner Technologien erbeutet, die die Weltrat-Wissenschaftler nun analysierten und für ihre Zwecke auswerteten.
    Die U-Men waren keine dumpfen Kampfmaschinen, sondern lernfähig. Wenn seine Wissenschaftler weiterhin so gute Fortschritte erzielten wie bei Aruula Nummer sechs, verfügte der Weltrat bald über einen schlagkräftigen Ersatz für die Barbarenhorden der Nord– und Ostmänner, die in seinem Auftrag dafür sorgten, dass sich nirgendwo auf der bekannten Welt eine Kultur etablierte, die der ihren ebenbürtig war.
    »Wo bleibt er nur?«, fragte Major Rhineguard. Seine Stimme kündete von Ungeduld.
    Das Aruula-Double stieß ein schadenfrohes Schnauben aus.
    »Was immer ihr plant, es wird euch nicht gelingen«, höhnte sie. »Maddrax wird mich befreien, und dann gnade euch Wudan!«
    Crow ignorierte sie. Er hörte ein leises Piepsen, zuckte zusammen und griff instinktiv nach dem kleinen Gerät, das Colonel Mountbatton ihm überlassen hatte.
    Was ist los? Gibt es eine Verzögerung? Hat er es sich anders überlegt? Er aktivierte das Instrument mit bebenden Fingern, doch als er es ans Ohr hob, bemerkte er, dass das Piepsen aus dem Funkgerät an Rhineguards Gürtel gekommen war. Der Major schaltete es ein und hob es hoch.
    Crow schaute ihm gebannt zu. Ihm fiel ihm auf, dass die Haut seines Adjutanten um drei Nuancen heller wurde.
    »Was ist los?« Crow steckte sein eigenes Gerät wieder weg.
    »Was ist passiert?« Er kannte Vince Rhineguard gut genug, um zu wissen, dass er auch in der übelsten Situation nie die Fassung verlor. Doch diesmal…
    »Sir…« Der Major rang um Fassung. »Hacker… die Running Men… Ihr Privatbunker vor der Stadt… ein Überfall… Es gab Tote und Verletzte. Und… sie haben den Gefangenen befreit…«
    Das nächste, was durch Crows wirbelndes Gedankenchaos drang, war das schadenfrohe Gelächter von Nummer sechs, das so grell in seinen Ohren klang, dass es ihm geradezu körperliche Schmerzen bereitete. Crow fuhr herum. Sein Blick war voller Mordlust.
    »Sir…« Rhineguard schwenkte in der einen Hand das quäkende Funkgerät und in der anderen den Driller, den er Nummer sechs bislang diskret in die Seite gedrückt hatte – deswegen konnte er nicht verhindern, dass die geballte Rechte seines wutentbrannten Vorgesetzten gegen die Kinnlade des Aruula-Doubles knallte.
    »Sir…«
    Nummer sechs flog zurück. Ihr Rücken prallte gegen Rhineguards Brustkorb. Der Driller entfiel seiner
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